Schwerin (dpa/mv) - Kunst und kulturelles Leben geben den Menschen nach Ansicht der Theaterleitungen in Mecklenburg-Vorpommern in schwierigen Situationen Identität, Halt und Kraft. Darauf haben die Spitzen der fünf öffentlich getragenen Bühnen im Land nach der erneuten Schließung in der Corona-Krise in einem offenen Brief an Ministerpräsidentin Manuela Schwesig und Bildungsministerin Bettina Martin (beide SPD) hingewiesen.
Der Brief wurde am Mittwoch veröffentlicht. Die Theater sehen es demnach als ihre Pflicht und Verantwortung, ihren Beitrag zur Bewältigung der gesellschaftlichen Notlage durch die Corona-Pandemie zu leisten. Dazu gehöre zuallererst, die Gesundheit der Mitarbeiter und Besucher zu schützen, Hygiene-Vorkehrungen zu treffen und, wo nicht mehr anders lösbar, den Spielbetrieb zeitweise einzustellen.
Sie könnten aber mehr leisten, heißt es in dem Brief weiter. «Kunst lässt uns unsere Existenz und unsere gesellschaftliche Realität reflektieren. Sie hat zur Aufgabe, die jeweilige Zeitsituation aufzugreifen, zu verarbeiten und zu vermitteln.» Die Kunstschaffenden sorgten sich, dass die Rolle der Theater aus dem Blick gerate und ihre Kompetenz und Kraft nicht zu den Menschen gelange.
In dem Brief forderten sie Schwesig und Martin auf, mit ihnen darüber zu reden, auf welche Weise der Spielbetrieb ab dem 1. Dezember wiederaufgenommen werden könne. Die Theater boten an, bei Entscheidungen zum Spielbetrieb mit der Landesregierung zusammenzuarbeiten.
Kulturministerin Martin erwiderte, sie nehme das Angebot der Intendanten gerne an. Die kommenden Wochen sollten genutzt werden, um im gemeinsamen Gespräch Optionen zu entwerfen und den Wiedereinstieg gut vorzubereiten. «Kunst und Kultur sind mehr als Unterhaltung und Zeitvertreib. Wir brauchen sie für unsere offene, lebendige und demokratische Gesellschaft - gerade auch in solchen gesellschaftlichen Krisenzeiten», sagte die Ministerin.
Sie teile gleichzeitig die Sorgen um die Situation von Kunst und Kultur und vor allem um die existenzielle Situation vieler Kulturschaffender. Die Hilfsprogramme, die von Bund und Ländern aufgesetzt werden, müssten die Kulturschaffenden in den Blick nehmen. Bei den Bundesprogrammen zu Beginn der Pandemie im Frühjahr sei die besondere Lebens- und Arbeitssituation der Freischaffenden nicht angemessen berücksichtigt worden. «Ich bin deshalb froh über die Signale aus Berlin, dass die Konditionen der Überbrückungshilfen so angelegt werden sollen, dass sie auch den soloselbständigen Künstlern zugutekommen können», sagte die Ministerin.
- Der Brief ist unterzeichnet von Martin Schneider, Vorpommersche Landesbühne Anklam; Sven Müller und Malte Baehr, Theater und Orchester GmbH Neubrandenburg/Neustrelitz; Ralph Reichel und Cornelia
Ascholl, Volkstheater Rostock; Dirk Löschner und Peter van Slooten,
- Theater Vorpommern, Stralsund, Greifswald und Putbus; Lars Tietje,
- Mecklenburgisches Staatstheater, Schwerin und Parchim