Dresden/Berlin - Die Deutsche Orchestervereinigung (DOV) wirft dem Rat der Stiftung für das sorbische Volk mit Blick auf die Finanzprobleme beim Sorbischen National-Ensemble schwere Versäumnisse vor. DOV-Geschäftsführer Gerald Mertens sagte: «Die Geheimhaltungs- und Abwehrpolitik des Stiftungsrates gegenüber den Beschäftigten des Sorbischen National-Ensembles und ihrer Vertretergewerkschaften ist infam.»
Tiefgreifende Veränderungen würden über die Köpfe der Betroffenen hinweg vorgenommen.«Die Arbeitnehmer werden ein solches Vorgehen nicht tatenlos hinnehmen», betonte Mertens. Statt einer Verhandlungslösung unter Einbeziehung der Einsparvorschläge der DOV stünden nun betriebsbedingte Kündigungen im Raum. Mertens forderte den Stiftungsrat auf, die Beschäftigten an den Gesprächen über die Zukunft ihres Ensembles zu beteiligen und umgehend die Verhandlungen mit der DOV und den weiteren beteiligten Gewerkschaften aufzunehmen. Mertens warf dem Stiftungsrat vor, weder auf die Verhandlungsangebote der Beschäftigtenvertreter noch auf deren Einsparkonzept reagiert zu haben.
Die Ratsvorsitzende der Stiftung für das sorbische Volk, Helene Theurich, hatte Anfang Mai bekannt gegeben, dass das Sorbische National-Ensemble angesichts drastischer Sparzwänge Personal abbauen muss. Das Tournee-Ensemble mit den Sparten Chor, Ballett und Orchester werde bis August 2011 von 107 auf 80 Stellen verkleinert.
Die bisherigen Stiftungsmittel für das Nationalensemble in Höhe von 4,9 Millionen Euro jährlich werden ab dem kommenden Jahr um rund 900 000 Euro gekürzt. Das National-Ensemble hat jährlich etwa 100 Aufführungen in der Lausitz und 100 Aufführungen außerhalb der Heimatregion. In der Lausitz leben etwa 60 000 Sorben, davon 40 000 in Ostsachsen und 20 000 in Brandenburg.