Bochum - Sie sollte im Spätsommer wieder aufwendige internationale Musiktheater-Produktionen ins Ruhrgebiet bringen. Nun ist die Ruhrtriennale 2020 doch wegen der Corona-Pandemie abgesagt worden. Die Intendantin hält das für voreilig.
Als weiteres großes Kulturfestival ist nun auch die diesjährige Ausgabe der Ruhrtriennale abgesagt worden - was bei der künstlerischen Leitung auf scharfe Kritik stößt. Das renommierte Musiktheater- und Kunstfestival sollte vom 14. August bis zum 20. September stattfinden, wird aber in diesem Jahr gestrichen. Darauf habe sich der zuständige Aufsichtsrat der Kultur Ruhr GmbH an diesem Mittwoch einstimmig verständigt, hieß es in einer Mitteilung. Der Gesundheitsschutz des Publikums und der Beteiligten stehe an erster Stelle, begründete Isabel Pfeiffer-Poensgen, NRW-Kulturministerin und Vorsitzende des Aufsichtsrats. «Daher ist eine Absage der Ruhrtriennale 2020 leider unumgänglich.»
Die Intendantin des Festivals, Stefanie Carp, reagierte mit scharfer Kritik an der Entscheidung des Gremiums: Sie bedauere die Entscheidung und halte sie «vor allen Dingen für viel zu verfrüht», hieß es in einem Statement. «Wir arbeiten seit Wochen an einem Spielplan für eine Ruhrtriennale, der alle Hygienemaßnahmen berücksichtigt hätte», so Carp. Die Künstler seien sehr flexibel mit den Einschränkungen umgegangen.
«Wir hätten erstaunliche und unvergessliche Kreationen erleben können. Diese Chance ist leider durch voreiliges Absagen verspielt worden». Mit der Absage werde viel kreative Arbeit von Künstlern und Mitwirkenden negiert. Sie werde sich bemühen, für einige Projekte der Ruhrtriennale neue Aufführungsorte zu finden. Die nun abgesagte Saison wäre die dritte und damit letzte Spielzeit unter der künstlerischen Leitung Carps gewesen.
Pfeiffer-Poensgen wies die Kritik der Intendantin zurück. Frau Carp habe in der Aufsichtsratssitzung kein überzeugendes Alternativkonzept vorlegen können, das eine andere Entscheidung gerechtfertigt hätte, sagte die Ministerin.
Noch am 19. März hatten die Macher der Ruhrtriennale sich hoffnungsvoll gezeigt und das Programm des Festivals vorgestellt. Mit dem Verbot von Großveranstaltungen bis einschließlich 31. August und starken Einschränkungen bei der Vorbereitung der Produktionen habe man sich nun entschieden, das Festival abzusagen, hieß es in der Mitteilung. In Kürze wären die Planungen für das aufwendige Programm mit rund 700 beteiligten Künstlern aus 40 Ländern in die heiße Phase gegangen, so dass nun eine Entscheidung fallen musste.
Für den Sommer sind in Nordrhein-Westfalen bereits reihenweise große Konzerte und etwa auch das Theaterfestival Ruhrfestspiele abgesagt worden.