Jahrelang wurde über die Nutzung des alten, sanierungsbedürftigen ehemaligen Benediktinerklosters im österreichischen Ossiach nachgedacht. Da im Ort seit über 40 Jahren das klassische Musikfestival, der Carinthische Sommer, stattgefunden hatte, entschied man sich 2007 dazu, das Kloster ganzjährig der Musik zu widmen. Mit zwei Standorten, dem Stift Ossiach und dem 50 Kilometer entfernten Knappenberg ist die Carinthische Musikakademie die einzige Institution ihrer Art in Österreich und zu einer wichtigen Begegnungsstätte für Musizierende und Hörer geworden.
Seit dem Start im Jahr 2007 sieht sich die vom Land Kärnten getragene und subventionierte Akademie als Kompetenzzentrum für Musik im österreichischen Raum. Als Dienstleister unterstützt die Einrichtung Menschen in musikalischen Bereichen bei Projekt-Umsetzungen und CD-Aufnahmen. Die Ausstattung, die über sperrige Instrumente wie Flügel und Schlagwerkinstrumentarien bis zu einem hauseigenen Tonstudio reicht, stehen bei den Angeboten im Haus für die Teilnehmer zur Verfügung. Gleichzeitig organisiert die Akademie selbst Meisterkurse, Konzerte und bietet Weiterbildungsmöglichkeiten an.
Die Bandbreite der Veranstaltungen richtet sich aber nicht nur an Profis, sondern umfasst alle musikalischen Bildungsschichten bis hin zu Laienmusikern und Anfängern. Auch die Altersgruppen, für die das Programm der Einrichtung ausgelegt ist, variieren sehr stark. Von sechsjährigen Kindern über Studenten, Erwachsene und sogar Senioren gibt es verschiedene musikalische Angebote. „Was es in Österreich im Vergleich zu Deutschland noch nicht gibt, ist das Thema der erwachsenen Laienmusiker“, berichtet Marion Rothschopf, Geschäftsführerin der Carinthischen Musikakademie. Die Institution nimmt es sich deswegen zum Anlass, besonders in diesem Bereich unterstützend zu wirken. Um die Laien wieder für die Musik zu gewinnen, gibt es im Abstand von 14 Tagen Kurse, in denen auch ältere Damen und Herren die Möglichkeit haben, Instrumente auf einem sehr niedrigen Niveau zu lernen, das für alle umsetzbar ist. Besonders auffallend ist diese „Marktlücke“ in Österreich im Vergleich zu Deutschland, wo die ältere Generation ganz aktiv nach musikalischer Weiterbildung strebt. Nicht nur in der Seniorenbildung sind die deutschen Musikakademien ein Vorbild und Partner für die Carinthische Akademie. „Es ist relativ schwierig, wenn man hier alleine agiert und keine Partner hat, in der Entwicklung weiterzukommen“, erklärt Marion Rothschopf. Bereits im Vorfeld des Baues der Standorte in Kärnten gab es deshalb sehr intensiven Kontakt mit den deutschen Einrichtungen, der bis heute besteht und sich in gegenseitigen Besuchen und der Teilnahme der Österreicher bei Jahrestagungen in Deutschland ausdrückt.
In der Programmplanung ist die Akademie im neuen Jahr etwas eingeschränkt. Die schlechte finanzielle Situation des Landes Kärntens erfordert Kreativität in der Planung seitens der Carinthischen Musikakademie, denn einige Projekte mussten schon aus dem Programmkalender gestrichen werden. Veranstaltungen wie die angesehenen Sommerkurse mit Matthias Schorn, dem Soloklarinettisten der Wiener Philharmoniker, oder einen Meisterkurs mit dem begnadeten Violin-Pädagogen Igor Ozim konnten trotz allem stattfinden und sollen auch 2017 fortgeführt werden.