Wir verfolgen aufmerksam Ihre Berichterstattung zur Orchesterfusion des SWR. Als Musiker des RSO Stutt-gart sind wir von den Entscheidungen des SWR direkt betroffen und unser Orchester wird ebenso wie das SO in Freiburg ab 2016 Geschichte sein. Dies ist die Beschlusslage, für die die SWR-Führung und seine Gremien die Verantwortung tragen.
Vor genau einem Jahr haben wir (Orchestervorstand, Manager, Freunde und Förderer des RSO) mit der Ministerin im Staatsministerium, Frau Silke Krebs, über eine mögliche Beteiligung des Landes an einer Stiftung öffentlichen Rechts ausführlich gesprochen. Leider waren die Signale eindeutig negativ. Es gab eine unmissverständliche Absage an jede Art einer finanziellen Beteiligung durch das Land Baden-Württemberg. Ähnlich erging es uns bei intensiven Bemühungen, die internationalen Wirtschaftsunternehmen in Stuttgart in ein Stiftungskonzept zu integrieren.
Die Entscheidung des SWR bei seinen Orchestern erhebliche Mittelkürzungen durchzusetzen und daher das SO Freiburg und Baden-Baden mit dem RSO Stuttgart zu fusionieren ist bei uns auf große Ablehnung gestoßen. Wir haben durch diverse Aktionen, wie beispielsweise einen Flashmob in der Fußgängerzone, umfangreiche Publikationen, die teilweise an alle Rundfunkräte versendet wurden, sowie Bildprojektionen bei Abokonzerten auf die Bedeutung beider SWR Orchester und den durch die geplanten Sparmaßnahmen beim SWR drohenden kulturellen Verlust aufmerksam gemacht.
Begleitet wurde unsere Aktivität durch ständige Gespräche mit Politikern und Gremienmitgliedern. Insbesondere unser Freundeskreis hat hierbei Erhebliches geleistet.
Daher verwundern uns Ihre abfälligen Bemerkungen über die Musiker unseres Orchesters und was ihre angebliche Haltung zur aktuellen Situation beim SWR anbelangt. Im Artikel „Widerstand in Freiburg“ der nmz liest man: „…während die Stuttgarter Musiker sich offensichtlich opportunistisch mit ihrem Schicksal abgefunden haben: Ein trostloses Verhalten, typisch für kollektive Vereinigungen.“
Wir verwahren uns ausdrücklich gegen eine derart abwertende und diffamierende Formulierung und Darstellung! Dadurch entsteht der Eindruck, dass der Kampf gegen den Kulturabbau nicht das zentrale Anliegen Ihrer Berichterstattung ist.
Prof. Friedrich Schoch warnt in seinem Interview in der Badischen Zeitung (6. April 2013) davor, die Orchester gegeneinander auszuspielen und verweist ferner auf die Aussichtslosigkeit einer juristischen Prüfung (uns ist trotz intensiver Suche kein renommierter Staatsrechtler bekannt, der hier eine andere Sichtweise vertritt).
Im Zusammenhang mit der aktuellen Diskussion um ein Stiftungsmodell dürfen wir auf einen Brief von MdL Alexander Salomon (Medienpolitischer Sprecher der Grünen Landtagsfraktion, Mitglied des Rundfunkrates) verweisen, welcher auf der Webseite so-freiburg.de veröffentlicht wurde und der eine Antwort auf die Bestrebungen nach einer Landesbeteiligung in einer Stiftung enthält. Es gibt also eine aktuelle Antwort aus Regierungskreisen, die sich mit den Aussagen von Ministerpräsident Kretschmann und Ministerin Krebs vor einem Jahr deckt. Dies wäre einer gründlichen Recherche nicht entgangen, es sei denn man will, wie Herr Salomon schreibt, Hoffnungen wecken, die anschließend nicht erfüllt werden können.
Es gibt keine Planungen des SWR für das RSO und das SO über 2016 hinaus. Dies ist in der aktuellen Situation auch nicht möglich. Welcher Veranstalter verpflichtet ein Ensemble, welches es wahrscheinlich zum Zeitpunkt der Aufführung gar nicht mehr gibt? Planungen für die Spielzeit 2016/2017 stehen nun aber an. Die ersten Entscheidungen für das neue Orchester, wie beispielsweise die Buchungen von Konzerthallen müssen getroffen werden. Es hat also nichts mit Opportunismus zu tun, wenn uns diese Planungen interessieren, denn es handelt sich um unsere berufliche und damit künstlerische Zukunft, unabhängig von der Beurteilung des gesamten Prozesses (Kulturabbau).
Ihre Kritik an den Entscheidungen des SWR und des Rundfunkrates teilen und unterstützen wir. Nicht aber Ihre journalistisch mangelhaft recherchierten und tendenziösen Berichterstattungen nach dem Motto: „In Freiburg findet mehr Kultur statt als in Stuttgart“. Diese helfen niemandem und wirken unglaubwürdig im Kampf gegen Kulturabbau. Wir sehen die nmz in der Mitverantwortung.