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Stadt Regensburg weist Kritik des Bamberger Denkmalschützers Hubel zurück

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Regensburg (ddp). Nach Bedenken von Denkmalschutzseite gegen mögliche Brückenbaumaßnahmen in der Weltkulturerbe-Altstadt von Regensburg reagiert Stadtsprecherin Elisabeth Knott empört. Sie wirft dem Bamberger Professor für Denkmalpflege, Achim Hubel, mangelnde Sachkenntnis vor.

Die Kritik von Denkmalschutzseite gegen mögliche Brückenbaumaßnahmen in der Weltkulturerbe-Altstadt von Regensburg weitet sich aus. Bayerns oberster Denkmalpfleger, Generalkonservator Egon Greipl, sagte am Montag: «Fakt ist, dass uns die Planungen längst vorliegen und eine solche Brücke an dieser sensiblen Stelle die Altstadtsilhouette von Regensburg sehr wohl beschädigen würde.»

Ähnlich hatte sich zuvor der Bamberger Professor für Denkmalpflege, Achim Hubel, geäußert. Er sagte in einem am Freitag veröffentlichten ddp-Text: «Die Brückenplanung lässt die Erinnerung an den Fall Dresden wachwerden.» In Dresden droht die Aberkennung des Titels als Weltkulturerbe, weil eine Brücke über das Elbtal verwirklicht werden soll. Hubel gehört dem Gutachter-Institut der UNESCO für Weltkulturerbestätten, der ICOMOS Monitoring-Gruppe, an und war hier einer von zwei Berichterstattern für Regensburg. Als Reaktion auf Kritik von ICOMOS-Kollegen an seinen öffentlichen Äußerungen zum Stand der Dinge in Regensburg gab er jedoch am Freitag den Berichterstatterposten auf.

Zugleich erneuerte Hubel am Montag seine Kritik. Er sei nach wie vor der Meinung, dass die Brückenpläne «nicht zu verantworten» seien. «Davor muss man warnen», betonte er und wies Vorwürfe der Stadt zurück, wonach ihm das Fachwissen fehle: «Ich bin ein echter Kenner der Situation in Regensburg. Da kann ich mir schon ein Urteil erlauben.»

Die Stadt hatte ihm vorgehalten, Hubel habe sich ohne genaue Sachkenntnis skeptisch zu möglichen Ersatzrouten für die gesperrte «Steinerne Brücke» geäußert. «Während Fachleute derzeit Details erarbeiten, glaubt Herr Hubel bereits ohne fachliche Untersuchungen die Auswirkungen einer Donauquerung beurteilen zu können», erklärte Stadtsprecherin Elisabeth Knott. Es sei «erstaunlich», dass sich Hubel an die Öffentlichkeit wende. «Wenn er sich zumindest über die Beschlüsse des Regensburger Stadtrates informieren würde, dann wüsste er, dass noch gar kein Beschluss für den Bau einer Ersatzbrücke vorliegt, sondern im Rahmen eines Wettbewerbsverfahrens konkrete Entscheidungsgrundlagen erarbeitet werden», kritisierte Knott.

Die «Steinerne Brücke» ist seit 1. August für den Busverkehr komplett gesperrt, Autos dürfen seit einem Bürgerentscheid schon lange nicht mehr über das Denkmal fahren. Das Bauwerk aus dem 12. Jahrhundert ist ein zentraler Bestandteil der als Welterbe ausgezeichneten Regensburger Altstadt. Der Sprecher der ICOMOS Monitoring-Gruppe Deutschland, Giulio Marano, sagte zu Hubels Befürchtungen, die Ersatzplanungen könnten den Weltkulturerbestatus der Stadt gefährden: «Wir kennen die Planung ja noch gar nicht im Detail.»

Die Entwürfe für eine neue Brücke würden künftig von einem Steuerungskomitee der ICOMOS begleitet. Die Absichtserklärung der Stadt, die Busse über eine andere Trasse zu leiten, «haben wir zur Kenntnis genommen, da aber noch keine genauen Planungen vorliegen, konnten wir diese auch noch nicht bewerten».

Hubel hatte bereits Anfang November als Mitglied einer 30-köpfigen ICOMOS-Delegation Regensburg besucht, um sich ein Bild über eine geplante Ersatzbrücke für den Busverkehr über die Donau zu machen. Nach der Informationsreise attestierte er «problematische Planungen der Stadt Regensburg». Die östliche Variante einer Ersatzbrücke sei sehr unwahrscheinlich. Doch auch die westliche Variante gefällt dem Denkmalschützer nicht: «Das ist eine wahnwitzige Planung.» Die großen Gelenkbusse müssten seiner Ansicht nach durch enge Straßen bis zur Donaubrücke gelenkt werden. «Das würde wohl nicht ohne eine Verbreiterung der Holzlände und einen schwerwiegenden Eingriff in das mittelalterliche Ensemble möglich sein», sagte Hubel. Zudem müsste es am Brückenkopf Rampenbauwerke geben, «um genügend Höhe zu erreichen».

Generalkonservator Greipl stimmt mit Hubels Einschätzung überein. «Große Rampen sind auf jeden Fall nötig», sagte der Generalkonservator des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege.