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Streit um Dresdner Kulturpalast - Intendant verärgert

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Dresden - Wenige Monate vor der Wiedereröffnung des Dresdner Kulturpalastes gibt es Streit über die Kosten der Bespielung. Nach Philharmonie-Chefdirigent Michael Sanderling reagierte am Montag auch Musikfestspiel-Intendant Jan Vogler verärgert auf die in der vergangenen Woche überraschend vom Stadtrat beschlossene Budgetkürzung für die beiden städtischen Institutionen.

Am Tag zuvor hatte Sanderling erklärt, dass er seinen Vertrag nicht verlängert. Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) sprach von «falscher Prioritätensetzung», Kulturbürgermeisterin Annekathrin Klepsch (Linke) wies indes Vorwürfe zurück.

Nach jahrelanger Debatte wird der Kulturpalast seit 2012 für fast 90 Millionen Euro umgebaut. Er soll Dresdens neues kulturelles Zentrum werden. Damit bekommt das Domizil der Philharmonie endlich einen Saal, der international wettbewerbsfähig ist und unterschiedlich bespielt wird. Oberbürgermeister Hilbert wollte die im Raum stehende Kürzung von 250 000 Euro jährlich bei der Philharmonie verhindern und den Musikfestspielen den verabredeten Zuschuss von 300 000 Euro pro Jahr gewähren. Entsprechende Änderungsanträge lehnte die rot-rot-grüne Stadtratsmehrheit aber ab.

Intendant Vogler verwies auf einen Stadtratsbeschluss von 2014 und die Finanzierungszusage der Stadt vom September, nach denen die Musikfestspiele die internationale Saal-Bespielung organisieren. «Die Künstler sind engagiert und alle Absprachen getroffen.» Eine Absage wäre viel teurer, warnte Vogler und appellierte an die Stadt, zu den Zusagen zu stehen. Er kritisierte, dass die «Grabenkämpfe» zwischen Parlament und Oberbürgermeister wichtige Zukunftsentscheidungen für Dresden gefährden. 

Philharmonie-Chefdirigent Sanderling verzichtet nach eigenen Angaben nur aus Verantwortung für Musiker und Publikum auf den sofortigen Rücktritt. Er stehe für Gespräche über eine Vertragsverlängerung nach 2019 nicht mehr zur Verfügung, schrieb er an die Kulturbürgermeisterin und warf ihr mangelnde Wertschätzung und Unterstützung sowie eine «signifikante und verantwortungslose Beschneidung der künstlerischen Arbeit» vor. 

Klepsch sprach von einem «großen Verlust» für Orchester und Stadt und appellierte an Sanderling, seinen Schritt nochmals zu überdenken. Dabei verwies sie auf den neuen erstklassigen Konzertsaal und den 2017 auf 18,4 Millionen Euro steigenden Gesamtetat der Philharmonie. Klepsch wies Sanderlings Vorwürfe «aufs Schärfste» als «haltlos» zurück. Sie sieht ein anderes Motiv bei Sanderling: Sein Agieren lasse vermuten, «dass er ein Angebot von anderer Seite hat und seinen Ausstieg inszeniert».

 

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