Die DOV erhebt schwere Vorwürfe gegen die Theater- und Orchesterpolitik der Hansestadt Rostock und von Kultursenatorin Liane Melzer. Diese hatte am 12. Oktober 2011 in einer Presseerklärung die Theatermitarbeiter auf „bittere Einschnitte“ eingestimmt.
„Der Umgang mit dem Volkstheater Rostock, der Norddeutschen Philharmonie und den betroffenen Beschäftigten durch die Hansestadt ist ein bundesweit einmaliger Skandal im Kulturbetrieb“, ärgert sich DOV-Geschäftsführer Gerald Mertens. „Erst im Frühjahr 2010 wurde der Betrieb von der Stadt in eine GmbH umgewandelt. Diese war von Anfang an unterfinanziert, die Baufälligkeit des Theatergebäudes war lange bekannt und nun sollen für diese Versäumnisse der Stadt am Ende sogar noch die Beschäftigten zur Kasse gebeten werden. Das ist eine einzigartige Frechheit!“, so Mertens weiter.
Der offene Brief des DOV-Geschäftsführers im Wortlaut:
Drei Forderungen der DOV für den Koalitionsvertrag in Mecklenburg-Vorpommern: Theater- und Orchesterstandorte erhalten und Personalbestand sichern!
Sehr geehrter Herr Dr. Sellering,
sehr geehrter Herr Caffier,SPD und CDU haben bei den Koalitionsverhandlungen zur Bildung einer gemeinsamen Landesregierung das Thema „Kultur“ an das Ende gestellt. Nach den schon jetzt vorliegenden Erkenntnissen scheint beabsichtigt zu sein, den Landeszuschuss für die Theater und Orchester auch weiterhin bei rund 35 Mio Euro eingefroren zu belassen. Mecklenburg-Vorpommern ist inzwischen das einzige deutsche Bundesland, das seinen Theater- und Orchesterzuschuss innerhalb von 17 Jahren nicht mehr angehoben hat. Seit 1992 sind im Land von ehemals acht Orchestern nur noch vier übrig geblieben (Schwerin, Rostock, Neubrandenburg, Greifswald/ Stralsund). Von ehemals 530 Musikerstellen sind bis heute fast 45 Prozent abgebaut, Künstlerinnen und Künstler in die Dauerarbeitslosigkeit entlassen worden.
Bei allem Verständnis für die Haushaltssituation des Landes: Eine unveränderte Fortschrei-bung des Theater- und Orchesterzuschusses bei weiterhin steigenden Lohn- und Sachkosten führt unweigerlich zu einem endgültigen Ausbluten der Theater- und Orchesterstandorte innerhalb weniger Jahre.
Daher fordern wir Sie als Verhandlungsführer für den neuen Koalitionsvertrag auf,
1. den Landeszuschuss für die Theater- und Orchester endlich angemessen zu erhöhen.
2. Alternativ müssten die theater- und orchestertragenden Kommunen in den Stand versetzt werden, z.B. durch Sonderzuweisungen aus dem kommunalen Finanzausgleich ihrerseits die Zuschüsse für ihre Theater und Orchester erhöhen zu können.
3. Im Übrigen: Was dem Land bei den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern möglich war, sollte auch für die Theater und Orchester in Land machbar sein. Daher fordern wir vom Land die Einrichtung eines jährlichen Matching Fonds in Höhe von 4 Mio Euro. Hierdurch würde vom Land ein positives Signal und ein Anreiz gegeben, auch das örtliche finanzielle Engagement zu vergrößern: Für jeden zusätzlich von einem Theater oder Orchester eingeworbenen privaten Euro müsste das Land dann bis zur Höchstgrenze des Fonds einen öffentlichen Euro hinzugeben.Wir bitten Sie mit diesem Offenen Brief für die ausübenden Künstlerinnen und Künstler und für alle Beschäftigten der noch verbliebenen Theater und Orchester im Land Mecklenburg-Vorpommern: Geben Sie ihnen eine lebenswerte Zukunftsperspektive!
Mit freundlichen Grüßen
Gerald Mertens
Geschäftsführer