Magdeburg - Die Theater wollen sich als Diskursorte für Menschen gegensätzlicher Positionen anbieten. «Wir erleben als Theater sehr stark, dass wir in einer Gesellschaft leben, die unter hoher Spannung steht, sich zunehmend polarisiert und manchmal auch radikalisiert», sagte der Geschäftsführende Direktor des Deutschen Bühnenvereins, Marc Grandmontagne, am Dienstag in Magdeburg nach einem Treffen des Ausschusses für Künstlerische Fragen.
Theater - oder auch das wegen seiner Konzertabsage für die linke Punkband Feine Sahne Fischfilet umstrittene Bauhaus Dessau - seien kulturelle Orte der Öffentlichkeit und könnten ihre politische Dimension nicht verneinen. Die Frage nach dem Konzert könne nicht generell mit Ja oder Nein beantwortet werden, sagte Grandmontagne. «Ich glaube, das ist an sich schon etwas, was in einen Diskurs gehört.»
Klar sei aber: «Wir müssen immer gucken, dass es friedlich ist, wir müssen Diskursregeln einhalten, und wir müssen versuchen, nicht zu polarisieren, sondern versuchen, den Konflikt so zu führen, dass die Menschen am Ende nicht verloren gehen, sondern einen Schritt aufeinander zugehen.»
Die Kultureinrichtungen seien auf der Suche nach neuen Formen, die einen Diskurs ermöglichten, sagte der Vorsitzende des Ausschusses für Künstlerische Fragen, Holger Schultze. Zusätzlich zu künstlerischen Aufführungen gebe es etwa Formate, in denen zu bestimmten Themen zum Dialog zwischen Künstlern und Bürgern eingeladen werde. Andernorts würden Tische aufgestellt, um Menschen miteinander reden zu lassen.
«Wir haben im Augenblick das Gefühl, dass gerade der Ort des Gespräches zusätzlich zur Aufführung sehr wichtig ist, dass das Bedürfnis des Publikums nach Austausch wieder viel wichtiger in unserer Gesellschaft wird», sagte Schultze, Intendant des Theaters Heidelberg.