Thüringens Kultusminister Bernward Müller (CDU) spricht sich für freiheitliche Kulturpolitik aus. Opposition bezeichnet Müllers Regierungserklärung als realitätsfern und orientierungslos. Sie kritisiert fehlende Strategien bei Problemen von Kultureinrichtungen.
Erfurt (ddp-lth). Thüringens Kultusminister Bernward Müller (CDU) hat sich in seiner ersten Regierungserklärung für eine «freiheitliche Kulturpolitik» ausgesprochen. Kultur könne sich nur in einem Klima der Freiheit und Vielfalt entfalten, sagte Müller am Donnerstag im Landtag in Erfurt. Er fügte hinzu: «Ich sehe es als Aufgabe staatlicher Kulturpflege an, Anreize zur schöpferischen Entfaltung zu schaffen und schöpferische Impulse unter Anerkennung uneingeschränkter Freiheitsräume ideell und materiell zu fördern." Die Opposition warf Müller vor, weder derzeitige Probleme von Kultur- und Bildungseinrichtungen klar angesprochen noch Lösungen für diese angeboten zu haben.
Wer Antworten auf Herausforderungen der Wissensgesellschaft geben wolle, müsse bei Kultur, Bildung und Wissenschaft ansetzen, betonte Müller. «Ohne Kultur entsteht keine Bildung, ohne Bildung wächst keine Kultur», sagte der Minister. «Wir brauchen die Bildung in Naturwissenschaften und Sprachen genauso wie die musische, literarische und künstlerische Bildung.» Entsprechend dieser Zielsetzung habe der Freistaat seine Politik ausgestaltet.
Der Minister nannte als Beispiel die «Zukunftsinitiative Exzellentes Thüringen». Dafür setze der Freistaat bis 2011 insgesamt 2,8 Milliarden Euro ein, um Bildung, Forschung und Lehre zu unterstützen. Mit der Entwicklung besonderer Lehrstrategien sollen Studienzeiten verkürzt, Studenten mit Kindern gefördert sowie Natur- und Ingenieurswissenschaften gestärkt werden.
Mit individueller Betreuung sowie flexiblen Unterrichtsstunden verbessere die Landesregierung zudem die Bildungschancen von Regelschülern und Gymnasiasten. So erhielten Regelschüler künftig die Chance, eine zweite Fremdsprache zu lernen. Durch ein breitgefächertes Lehrangebot an Gymnasien soll Müller zufolge die «allgemeine Studierfähigkeit» der Abiturienten erhöht werden.
Der Kultusminister kündigte an, die Thüringer Museen stärker zu fördern. Museen seien nicht nur «touristische Anziehungspunkte und kulturelle Beigabe zu einem gelungenen Erholungsaufenthalt». Vor allem die Museen mit landes-, regional- und lokalgeschichtlichem Bezug erbrächten einen unverzichtbaren und ganz spezifischen Beitrag zur historischen und kulturellen Bildung.
Die Kulturexpertin der Linken, Birgit Klaubert, kritisierte, Müller verbreite mit seiner Regierungserklärung eine «Null-Problemo-Mentalität». Es sei jedoch eine «Weichenstellung» durch die Landesregierung notwendig, um kulturelle Einrichtungen wie Theater, Orchester und Museen vor dem «Kollaps» zu schützen. Müllers Erklärung sei «realitätsfern» und «orientierungslos».
SPD-Fraktionschef Christoph Matschie sagte, Müller habe sich in seinen Ausführungen im «kultur- und bildungspolitischen Unterholz verloren». Matschie kritisierte, dass der Minister die Probleme von Kultureinrichtungen im Freistaat nicht benannt habe. Zudem müsse die Kulturlandschaft Thüringens besser vermarktet werden.
Florian Bittler