In der Diskussion über einen neuen Konzertsaal in München dämpft Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) Hoffnungen auf eine rasche Realisierung einer "Isarphilharmonie". Es sei keineswegs in wenigen Jahren ein Neubau auf der Museumsinsel zu erwarten, sagte Ude am Mittwochabend bei einer Versammlung der Münchner Philharmoniker.
"Auch wenn man bei mancher Zeitungslektüre vermuten möchte, dass morgen die Bagger anrollen, ist in Wahrheit noch gar nichts geklärt und gar nichts entschieden und gar nichts absehbar."
Nach achtjähriger Neubaudebatte sei noch immer kein Landtagsbeschluss dazu vorstellbar, betonte der SPD-Politiker. Skepsis und Ablehnung kämen von der Opposition und wesentlichen Teilen der CSU. Bei der Museumsinsel sei noch nicht einmal der Standort klar, geschweige denn, ob ein Neubau oder ein Umbau des Kongresssaals im Deutschen Museum erfolgen soll.
Die Stadtspitze bleibe zwar bei ihrer Bereitschaft, als Planungsbehörde eine architektonische Neubaulösung nicht zu blockieren. Die Realisierungschancen seien aber gleichwohl äußerst gering, sagte Ude und fügte hinzu: "Für die Variante 'Einbau eines neuen Konzertsaals in den bestehenden Kongresssaal' wünsche ich viel Vergnügen. Die Stadt kann gerne über ihre Erfahrungen mit Umbauplänen bei denkmalgeschützten Bauwerken berichten."
Akustische Sanierung bevorzugt
Bayerns Kunstminister Wolfgang Heubisch (FDP) und eine hochrangig besetzte Arbeitsgruppe hatten 15 mögliche Standorte für einen Saal geprüft. Der Kongresssaal im Deutschen Museum ging als klarer Favorit daraus hervor. Mit einer Machbarkeitsstudie soll nun untersucht werden, ob ein mindestens 1.800 Plätze umfassender Saal in den Bau integriert werden kann oder ob an seiner Stelle ein Neubau entstehen könnte.
Hintergrund der Debatte über einen neuen Konzertsaal ist der vor allem vom Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks (BR) unter seinem Chefdirigenten Mariss Jansons seit Jahren vehement vorgetragene Wunsch nach einem eigenen Saal mit erstklassiger Akustik. Ude zählt zu den Gegnern eines weiteren Konzertsaals. Er macht sich für eine akustische Sanierung der Philharmonie im Gasteig-Kulturzentrum stark.
Da der Freistaat sich bis Jahresende nicht festlegen könne, ist die Stadt laut Ude bereit, dem Symphonieorchester noch ein halbes Jahr Fristverlängerung zu gewähren für die Entscheidung, ob es auf die Philharmonie im Gasteig angewiesen bleibt. "Wenn bis dahin keine Zusage für einen weiteren Verbleib vorliegt, muss die Stadt allein entscheiden, welche architektonischen, technischen und akustischen Verbesserungen von der Stadt allein geschultert werden können, um den Philharmonikern eine möglichst attraktive Zukunft im Gasteig zu sichern." Der BR wollte auf Anfrage zu Udes neuerlichen Aussagen nicht Stellung nehmen.