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Video, Violinen und das Wetter schlechthin

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Das Projekt „Weather“ des Ensemble Resonanz hat in Bonn Premiere
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Der Komponist Michael Gordon erarbeitet seit 1991 mit dem Video-Künstler Elliot Caplan gemeinsame Projekte, die sie Video-Oper nennen. Jetzt bei „Weather“ handelt es sich um eine Auftragskomposition des Siemens-Kulturprogramms, die zusammen mit dem Ensemble Resonanz, dem Kammerorchester der Jungen Deutschen Philharmonie, vorbereitet wurde. Die Premiere mit Folgeaufführungen wird am 27. November 1997 in der Bonner Bundeskunsthalle sein. Danach finden weitere in den Berliner Sophiensälen statt und im Dezember 1997 im Münchner Marstalltheater sowie im Kulturzentrum Kampnagel in Hamburg. Für 1998 ist eine Europatournee geplant. Nicht leicht ist es, sich das Projekt im vorhinein ganz verdeutlichen zu lassen. Eine Bühne mit drei Etagen wird die Szenerie bilden. 16 große Monitore, eine Hintergrundleinwand und ein durchsichtiger Vorhang bilden die Projektionsflächen für die Video-Kunst Elliot Caplans. Auf den Ebenen und zwischen den Monitoren werden sich die Musiker des Streichorchesters bewegen. Daß es sich so gestaltet bei „Weather“ um keine Oper im konventionellen Sinne handeln kann, wird auch an dem Umstand klar, daß keine Sänger mitwirken. „Es ist auch kein Konzert und kein Film“, so Elliot Caplan in einem Vorgespräch. „Wir machen etwas, das wir selber gerne sehen würden, wenn wir ins Theater gehen.“ Es soll ein optischer und akustischer Eindruck von Wetter schlechthin entstehen. „Das ist ein so generelles Thema und von allgemeinem Interesse, daß es viele Zugangsmöglichkeiten eröffnet.“ So werden keine Wolkenbrüche lautmalerisch in der Musik hörbar oder Bilder von Sturm mit heulenden Geigen verbunden werden. Statt dessen soll diese Video-Oper den subjektiven Eindruck vermitteln, den man auch beim Anblick des Wetters empfinden kann. Damit bleiben die Autoren einerseits unkonkret, was andererseits breiten Raum für vielerlei Assoziationen schafft. „Wir werden nicht darauf angewiesen sein, die spielenden Musiker und die projizierten Bilder exakt zu synchronisieren. Wir sind nicht Hollywood“, so Komponist Michael Gordon. Lediglich einige Fixpunkte im Verlauf des Abends werden die Musik mit dem Sichtbaren koordinieren. Eine tatsächliche Schwierigkeit in der Vorbereitung stellt jedoch noch dar, die kostümierten und agierenden Musiker, die wie Pinselstriche das entstehende Wettergemälde beleben, musikalisch zu vereinbaren. Da die Aufführungen von keinem Dirigenten geleitet werden, wird den Musikern des Ensemble Resonanz besonderes Einfühlungsvermögen abverlangt, was diesem aufstrebenden und flexiblen Klangkörper jedoch ausgewiesenermaßen nicht schwerfallen sollte. Eine Mischung aus Underground-Rock und Minimalismus bildeten bisher Stilkriterien Michael Gordons. Für „Weather“ arbeitet er mit Klangflächen, die, aus kleinen Bestandteilen zusammengesetzt, sich zu „verfärben“ in der Lage sind. Insgesamt soll mit den bewegten Bildern und Musikern in drei Ebenen das Rezeptionsvermögen des heutigen Publikums getroffen werden. „Den Leuten fällt es nicht schwer, gleichzeitig Radio zu hören, zu telefonieren und fernzusehen, und das alles in schnellem Wechsel.“ „Weather“ will ähnlich viele Reize vermitteln, die sich letztlich zu einem Ganzen verschränken: schleichenden und katastrophalen Ereignissen zugleich. Aufführungstermine: Bonn 27. (Premiere), 29. und 30. November; Berlin 3., 4., 5., 6., 7. und 8. Dezember; München 11., 12., 13., 14. und 15. Dezember; Hamburg 17. Dezember; Bonn 19., 20. und 21. Dezember 1997.

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