Seit Jahresbeginn haben die vier hessischen Landesjugendensembles ein gemeinsames Dach, die Junge Musik Hessen gGmbH. Zuvor waren die Nachwuchsensembles in verschiedenen Strukturen eingebunden: Das Landesjugendblasorchester in der AG Hessischer Musikverbände, der Landesjugendchor im Hessischen Sängerbund, das Landesjugendjazzorchester in einem privaten Trägerverein. Das Landesjugendsinfonieorchester dagegen war bereits seit 2007 in einer landeseigenen gGmbH organisiert gewesen. Dies funktionierte scheinbar so gut, dass im Ministerium für Wissenschaft und Kunst in Wiesbaden die Idee entstand, alle Ensembles unter dieser gGmbH zusammenzuführen. So kam es, dass dieses deutschlandweit einzigartige Modell Pate stand für die neue Trägerstruktur Junge Musik Hessen. Aufsichtsratsvorsitzende der neuen gGmbH ist die hessische Kultur-Staatssekretärin Ayse Asar.
Vergangenes Jahr war das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst an den bisherigen Geschäftsführer dieser gGmbH, Jens Bastian, herangetreten mit dem Wunsch, die neue Struktur umzusetzen. „Man hat in Hessen von politischer Seite einen Bedarf gesehen, die zwei kleineren Ensembles, nämlich den Chor und das Blasorchester, auch zu professionalisieren und weiterzuentwickeln“, sagt Bastian, der seit Anfang des Jahres auch Geschäftsführer der neuen gGmbH ist. „Warum sage ich kleinere Ensembles? Das liegt nicht an der Mitgliederzahl, sondern tatsächlich an der Gesamtförderung und am Gesamtbudget, das wesentlich kleiner ist im Verhältnis zum Jazzorchester und zum Symphonieorchester.“
Das drückte sich auch in der personellen Ausstattung aus: Während das Jazzorchester und das Jugendsinfonieorchester schon vor der Neugründung über entsprechendes hauptamtliches Personal verfügten, gab es das bei Chor und Blasorchester nicht. „Da sieht jetzt das Land eine Chance und den Bedarf nachzubessern und die beiden Ensembles zumindest anzunähern an die anderen Ensembles“, sagt Bastian. „Natürlich erwarten wir Synergieeffekte, wenn alles unter einem Dach ist, doch die Aufgaben sind nach wir vor sehr verschieden, so dass wir im Prinzip aufstocken, um das alles zu bewältigen.“
Nicht nur inhaltlich, auch geografisch ist man in Nähe zur Politik: Die neue gGmbH Junge Musik Hessen ist gemeinsam mit dem hessischen Landesmusikrat sehr zentral gelegen in der Wiesbadener Friedrichstraße. Geschäftsführer Jens Bastian legt Wert darauf, dass das Land Hessen nicht alle unter ein Dach gepackt hat, um zu sparen, sondern um ein neues Kompetenzzentrum für besonders talentierten musikalischen Nachwuchs zu installieren. Streichungen oder Mittelkürzungen – bei Umwandlungen in gGmbH-Strukturen ja immer wieder geschehen – seien nicht zu befürchten, so Bastian: „Im Gegenteil, wir haben sogar erreicht, dass es im ersten Jahr 2022 einen kleinen Aufschwung gibt, der uns hilft, die Geschäftsstelle auch entsprechend auszubauen. Denn dort entstehen natürlich ganz automatisch Mehrkosten, die vorher im Ehrenamt durch die Vereine getragen wurden, und jetzt natürlich finanziell bei uns aufschlagen. Im Moment sind wir noch überschaubare drei Vollzeit-Stellen, das soll jetzt nach und nach ausgebaut werden. Das Land hat in Aussicht gestellt, dass man jetzt für den Doppelhaushalt 23/24 den entsprechenden Mehrbedarf auch beantragen wird und wir machen jetzt fleißig Werbung bei den Landtagsabgeordneten. Wir hoffen natürlich, dass wir als allererstes hauptamtliche Projektleitungen für Chor und Blasorchester kriegen. Insbesondere wollen wir natürlich Synergieeffekte nutzen, etwa klassische Querschnittsaufgaben wie Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, aber auch das Fundraising und die Fördermittel-Akquise. Da kann dann eine Person durchaus auch für alle Orchester unterwegs sein.“