(VUT - nmz) Zynisch: Der RBB beweist Sinn für Timing. Pünktlich zum „Welttag der kulturellen Vielfalt“ der Unesco am 21. Mai verkündet der RBB, dass das Berliner „Radio Multikulti“ Ende des Jahres eingestellt wird. Wir wundern uns nur, dass der ansonsten in eigener Sache so flott Pressemitteilungen streuende Deutsche Musikrat so still ist, zumal er gerade ein Themenheft "Kulturelle Vielfalt" produziert hat...
...aber vielleicht hält ihn ja die Tatsache, dass mit Ulrike Liedke ein Rats-Präsidiumsmitglied wiederum dem RBB-Rundfunkrat vorsteht, vom "Stellung-Nehmen" ab.
Wie dem auch sei: Der Welttag der kulturellen Vielfalt soll Staaten und Zivilgesellschaften anregen, das Verständnis für kulturelle Vielfalt zu vertiefen. Die aus 184 Nationen stammenden Berliner wissen sehr genau, wie wertvoll die Vielfältigkeit der Kulturen in Berlin ist. Denn sie stehen schon seit langem im intensiven Dialog, auch und gerade durch ein gemeinsames Medium wie Radio Multikulti.
Im RBB will man aber kein weiteres Verständnis für kulturelle Vielfalt aufbringen. Ebenso wenig für die Alltagsnähe eines multilingualen Programms, das IN der Stadt FÜR die Stadt konzipiert war. Stattdessen soll nun das Funkhaus Europa des WDR den Sendeplatz übernehmen. Aber das ist nicht dasselbe!
Auch wenn Funkhaus Europa und Radio Multikulti sich gleichermaßen den Kulturen der Welt widmen, ist das Eine nicht ohne Verluste durch das Andere zu ersetzen. Richtig ist, dass Europa für Vielfältigkeit steht, alleine schon wegen seiner knapp 30 Sprachen. Aber ein lokaler Sender wie der RBB sollte wissen, dass Vielfalt nur lokal entstehen kann!
Die Schließung von Radio Multikulti am Welttag der kulturellen Vielfalt im offiziellen „Jahr der Integration“ ist ein Schlag ins Gesicht derjenigen Politiker, Organisationen und Bürger, die sich lokal, regional, national und international für Integration und eine reiche Kulturlandschaft einsetzen.
Nicht zuletzt stellt Radio Multikulti eine der letzten strikt an Inhalten orientierten Enklaven in einer durchformatierten Radiolandschaft dar. Das werden neben den Hörern auch die kleinen Musikunternehmen und deren Künstler zu spüren bekommen, denen wieder eine Chance entzogen wird, ihre Musik zu präsentieren.