Weimar - Die Klassikerstadt Weimar verschiebt die Entscheidung um die Zukunft des renommierten Kunstfestes ab 2019 auf den Herbst. Das sagte Oberbürgermeister Stefan Wolf (SPD) am Mittwoch am Rande der Vorstellung des Festivalprogramms 2016. Bis dahin wollten die Stadträte ein Konsolidierungskonzept vorlegen.
«Alle Stadträte sind sich über die Bedeutung der Kultur und des Kunstfestes in Weimar bewusst, aber wir dürfen nur das Geld ausgeben, das wir haben.» Die Finanzierung bis 2018 stehe nicht zur Diskussion.
Als Stadt mit überregionalen Kultureinrichtungen brauche die Stadt mehr Unterstützung von Land und Bund, betonte Wolf. Die von Geldsorgen geplagte Stadt unterstützt das Kunstfest bislang jährlich mit 250 000 Euro, das Land Thüringen gibt 600 000 Euro.
Sollte die Stadt nicht mehr fördern, würde das ausgerechnet 100 Jahre nach Gründung des Staatlichen Bauhauses und der Weimarer Republik das Aus des 1990 zur Deutschen Einheit vom Bund initiierten Festivals bedeuten. Die «Thüringische Landeszeitung» und die «Thüringer Allgemeine» hatten am Mittwoch über die Verschiebung der Kunstfest-Entscheidung zur abendlichen Stadtratsitzung berichtet.
Kunstfestleiter Christian Holtzhauer und der Intendant des Deutschen Nationaltheaters, Hasko Weber, monierten mit Blick auf die unsichere Zukunft des Kunstfestes ab 2019 ein gängiges gegenseitiges Ausspielen von Kultureinrichtungen in Thüringen sowie von Kultur und Sozialem. Kunst sei ein gesellschaftlicher Auftrag und mit Geld nicht zu messen.
Im Fokus des Kunstfestes Weimar 2016 werden Schauspiel, Tanz, Musik und internationale Projekte zu Gewalt und Flucht stehen. Zentrale Frage bei den 28 Produktionen und mehr als 100 Veranstaltungen vom 19. August bis 4. September sei die Macht von Kunst, sagte Holtzhauer am Mittwoch zur Programmvorstellung. Viele Arbeiten seien für das zeitgenössische Festival entwickelt worden und würden dort erst- oder uraufgeführt.
Dazu zähle die Inszenierung «Unsere Gewalt und eure Gewalt» des kroatischen Regisseurs Oliver Frljic nach dem Roman «Die Ästhetik des Widerstands» von Peter Weiss. Weiss, den Holtzhauer einen der wichtigsten Fürsprecher für eine sozial und politisch engagierte Kunst nannte, wäre in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden. Das Kunstfest widme ihm weitere Projekte, darunter eine Serie von Lesungen mit dem aus Weimar stammenden Schauspieler Thomas Thieme.