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Wer genug Praxiseindrücke gesammelt hatte, vertiefte sich in die Theorie.
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Wie kommt Kultur an die Schule?

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Zum 8. Landeskongress der Musikpädagogik in Stuttgart
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Vom Donnerstag, den 6. bis Sonntag, den 9. Oktober öffneten sich den Kongressbesuchern die Pforten der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart. Medizin und Musikpädagogik, Stimme-Sprache-Musik oder die Zusammenarbeit mit Kirchenmusik, Musikschule und Musikbünden: wie sich beim diesjährigen Landeskongress der Musikpädagogik zeigte, bietet das Thema Schulmusik und Musikerziehung in Deutschland einen erfreulichen Facettenreichtum.

Mit über 170 Workshops, Vorträgen und Podiumsdiskussionen war dieser Kongress der bisher größte seiner Art. 1.400 zahlende Teilnehmer waren angereist, mit Gästen kamen an die 3.000 Interessierte aus beinahe allen Bundesländern und dem Ausland zusammen. Die Besucher schätzten vor allem die unterrichtspraktischen Kurse. Ein Rhythmikworkshop, bei dem der eigene Körper zum Perkussionsinstrument wurde, sprengte gar das Raumangebot der Hochschule und musste auf den Platz vor dem Haus der Geschichte ausgelagert werden. Und auch das Klassensingen mit rhythmischer Gestik und Aktion erfreute die Teilnehmer so, dass sämtliche Wiederholungskurse gut besucht waren. Die Schulpädagogik, so scheint es, setzt im musikalischen Bereich zunehmend auf sinnlich erfahrbare Lerninhalte. Und die lassen sich mit rhythmischer Unterstützung besonders leicht vermitteln. Als Hit des Klassenmusizierens wurden etwa in mehreren Kursen die „Boomwhackers“ vorgestellt, bunte Kunststoffröhren unterschiedlicher Tonhöhe, durch die sich das Erlernen rhythmischer und harmonischer Strukturen miteinander verbinden lässt.

Viele Teilnehmer wanderten durch das Angebot, das als Pendant zu den praktischen Kursen Vorträge und kulturpolitische Diskussionsforen bereithielt. Auch hier galt dem Musizieren in der Gruppe besondere Beachtung: Empfohlen wurde die gezielte kammermusikalische Arbeit bereits im Vorschulalter mit dem jeweils vorhandenen Instrumentarium und geeigneter Literatur. Und da sich mit dem Alter der Schüler auch das Repertoire ändert, standen auch das mittlerweile klassische Musicalprojekt und die Big Band auf dem Plan. Am oberen Ende der Skala rangierte das Konzert mit einem Orchester aus Schülern und Musikstudenten, das Werke des Griechen Minas Borboudakis aufführte. Der Komponist hatte die Stücke erst während des Kongresses mit den jungen Musikern einstudiert.

Schöne Projekte und Pläne, die aber, das zeigte sich in den Podiumsdiskussionen, vor allem erst einmal finanziert werden müssen. Auch ehrenamtliches Engagement von Musikvereinen und -verbänden vor Ort in der Schule ist – je nach musikalischer Infrastruktur – nur begrenzt einsetzbar. Schon die musikalische Grundversorgung ist nach wie vor ein Thema mit Diskussionsbedarf, wie sich auch in der Runde zum Thema „Wie kommt Kultur an die Schule?“ herausstellte. Hier tauchte gar die Frage auf, inwieweit eine musikalische Grundbildung überhaupt von der Schule und damit vom Land getragen werden könne und nicht vielmehr von kommunalen Einrichtungen wie etwa der Musikschule übernommen werden solle. Völlig außer Acht wurde dabei gelassen, dass gerade die musikalische Bildung von Erzieherinnen und Grundschullehrkräften verstärkt werden müsste, da die musikalische Prägung vor allem im frühen Kindesalter stattfindet – was umso mehr in Erwägung gezogen werden sollte, als in vielen Familien das Singen mit Kindern keineswegs zum Alltag gehört. Auch so lobenswerte Projekte wie etwa das Programm der Jungen Staatsoper Stuttgart, das in Schulklassen vorgestellt und inhaltlich erarbeitet wird, oder das „Ohrenspitzer“-Projekt des Landesmedienzentrums Baden-Württemberg und der Stiftung Medienkompetenz-Zentrum Süd-West (beide wurden auf dem Kongress vorgestellt) können nur ein, wenn auch hochwertiges, Ergänzungsprogramm bieten.

Einen ganz anderen Bereich der Musikpädagogik berührte das Schwerpunktthema Musik und Medizin. Der Zusammenhang etwa zwischen Sprache und Singen oder musikalischer Aktivität und Bewegung sowie die Gesetzmäßigkeiten musikalischen Lernens kamen zur Sprache. Belegt wurde mit Hilfe von Videos auch die mittlerweile gut erforschte Wirkung von gesanglicher und/oder instrumentaler Unterweisung auf Kinder mit eingeschränkten körperlichen und kognitiven Fähigkeiten.

Noch benommen von der Flut an Informationen, Erfahrungen und Forschungsergebnissen entspannten sich die Teilnehmer bei den Konzerten, zu denen auch ein Wandelkonzert durch die Räume der Musikhochschule gehörte. Musik als Schulfach, soviel wurde nach den langen Sitzungs- und Veranstaltungstagen klar, wird auch in Zukunft keinen leichten Stand im Bildungsprogramm haben.

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