Hamburg - Am umstrittenen Hamburger Millionenprojekt Elbphilharmonie sind rund 5.700 noch nicht behobene Baumängel festgestellt worden. Ursprünglich seien es etwa 9.000 Mängel gewesen, wie aus dem aktuellen Sachstandsbericht des Senates hervorgeht. Die Mängel würden nur schleppend von der Projektgesellschaft Adamanta behoben.
Die Linke-Fraktion liest aus dem komplexen Zahlenwerk des Berichts eine Projektverteuerung um weitere 30 bis 35 Millionen Euro gegenüber einem Ende 2008 beschlossenen Nachtrag. Die Ansprüche des Baukonzerns Hochtief seien da noch nicht mit eingerechnet. Die Kultur-Fachsprecherin der SPD-Fraktion, Gabi Dobusch, betonte indes, derzeit ließen sich konkrete Zahlen zu Kostensteigerungen nicht ableiten. Zu unübersichtlich sei die auch juristisch verfahrene Lage.
Für Verzögerungen beim Bau der Elbphilharmonie will der Hamburger Senat dem Baukonzern Hochtief ab 1. März 2012 pro Tag 200.000 Euro Schadenersatz in Rechnung stellen. Voraussetzung für den "Start der Schadenersatz-Uhr" sei der Ausgang einer laufenden Klage, sagte Elbphilharmonie-Sprecher Karl-Olaf Petters von der Kulturbehörde am Freitag auf dapd-Anfrage. Bei Erfolg könnte eine formale Übergabe des in weiten Teilen noch im Rohbauzustand befindlichen Konzerthauses im Februar erfolgen.
Mit der Klage will die Stadt den von der Projektgesellschaft Adamanta, einem Konsortium aus dem Baukonzern Hochtief und der Commerz Real AG, geschuldeten Fertigstellungstermin der Elbphilharmonie gerichtlich klären lassen.
Hamburgs Elbphilharmonie in zehn Daten
- Die ersten Skizzen für die Hamburger Elbphilharmonie tauchten 2003 auf;
- der Architekt Alexander Gérard und die Kunsthistorikerin Jana Marko hatten die Idee zu dem Bau - eine funktionale Mischung aus Konzerthaus, Hotel und Wohnungen direkt am Rand von Deutschlands größtem Seehafen;
- entwickelt wurde das Prestigeprojekt auf dem traditionsreichen Kaispeicher A in der HafenCity schließlich nach den Plänen der Schweizer Architekten Jacques Herzog und Pierre de Meuron;
- dieser Entwurf kombiniert Backstein-Klassik mit einer Glasfassade.;
- Gérard schied 2004 aus dem Vorhaben aus und übergab die Verantwortung an die Stadt Hamburg, die das Projekt zwei Jahre später erstmals ausschrieb;
- nach dem einstimmigen Beschluss der Bürgerschaft am 28. Februar 2007 begannen die Bauarbeiten der Elbphilharmonie mit der Grundsteinlegung am 2. April 2007;
- nach der Entkernung begannen die Nachgründungen, wobei zu den 111 Pfählen, auf denen der Kaispeicher A im Elbschlick ruhte, weitere etwa 620 sogenannte Ortbetonverdrängungspfähle eingebracht wurden;
- die Elbphilharmonie wird drei Konzertsäle haben, unter denen der Große Konzertsaal mit 2.150 Plätzen und einer viermanualigen Orgel mit 65 Registern das Herzstück bilden soll;
- die Glasfassade setzt sich aus 1.100 Glaselementen mit 2.200 Scheiben zusammen;
- der höchste Punkt des Baus beträgt 110 Meter