München - Die frühere MTV-Geschäftsführerin Christiane zu Salm hat "echt schockiert" auf die Umstellung ihres früheren Arbeitgebers zum Bezahlsender reagiert. "Unglaublich, dass eine Marke, die für die Popkultur eine Strahlkraft besaß wie Coca-Cola für Erfrischungsgetränke, nur eine Generation hält", sagte zu Salm dem Nachrichtenmagazin "Focus".
Als Gründe für die Entwicklung sieht zu Salm die Konkurrenz der Videoplattformen im Internet und die Konzernstrategie von Viacom. "Unter dem Druck der New Economy wurde der wirtschaftliche Aspekt immer wichtiger", erklärte sie. Erfolgreiche deutsche Sendeformate seien eingestellt und durch synchronisierte US-Produktionen ersetzt worden. Zu Salm führte von 1998 bis 2001 die Geschäfte von MTV Deutschland.
Der Gründer des deutschen Musikkanals Viva, Dieter Gorny, sagte dem "Focus": "Als die Musiksender anfingen, auf die Quote zu schielen, haben sie ihre Nische als Trendsetter aufgegeben und sich selbst die Kraft genommen." Unter Berufung auf Insider berichtete "Focus", dass MTV Deutschland derzeit etwa 15.000 Zuschauer täglich habe.
Am Dienstag vergangener Woche war bekanntgeworden, dass MTV ab Januar 2011 ausschließlich im Abonnement eines Digitalpakets erhältlich sein wird. Der ebenfalls zu MTV Networks gehörende Sender Viva soll dafür als der "exklusive Kanal für Musik und Entertainment im Free-TV" für die Zielgruppe der 14- bis 29-Jährigen positioniert werden.