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Die fatale Wucht kruden Effizienzdenkens

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Die SWR-Orchester Stuttgart sowie Baden-Baden und Freiburg vor der Zusammenlegung
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Das Strickmuster der Orchesterauflösungen ist stets dasselbe: Man denkt laut nach über angeblich nicht länger tragbare Kosten, welche die Orchester verursachen. Der Stein wird ins Wasser geworfen, und je nach dem, mit welcher Stärke es fortan im Blätterwald rauscht, werden schließlich die finalen Konsequenzen angegangen.

Thema Medienkrise in der nmz Nicht anders in Stuttgart, wo Intendant Peter Voß die mögliche Zusammenlegung der SWR-Orchester von Stuttgart sowie Baden-Baden/Freiburg in den Raum stellte. Anlässlich der Senderfusion vor einigen Jahren war dergleichen schon einmal angedacht worden, jedoch noch nicht durchsetzbar gewesen. Möglicherweise können jetzt die Karten noch einmal neu gemischt werden, denn das Senderdefizit ist beachtlich.Und überdies gibt es, vor dem Hintergrund sich noch verschärfender ökonomischer Zwänge, ganz offenbar einen stetig wachsenden Anteil von Entscheidungsträgern, denen ein Leben mit klassischer Musik kaum noch etwas bedeutet.

Gerade in Baden-Württemberg war das bisher immer anders. Es sind, im Grunde seit Ende des 19. Jahrhunderts, gerade die konservativen Eliten in Politik und Ökonomie gewesen, denen die Förderung der Musik am Herzen lag. Das gilt bis heute. Viele Funktionsträger der Ministerien sind in der Stuttgarter Liederhalle oder in der Oper anzutreffen, oft engagieren sie sich in der Laienmusik. Von der gehobenen Altersstruktur entsprechen die genannten Persönlichkeiten exakt dem, was in Konzerten nachgerade üblich geworden ist. Für viele Vertreter der nachfolgenden Generation indes ist Kulturfähigkeit keinesfalls mehr eine unverzichtbare Größe. Sie haben Schulen durchlaufen, in dem Musikunterricht nicht selten ausgefallen ist.

Auf der anderen Seite kann es jedoch auch nicht den geringsten Zweifel darüber geben, dass natürlich auch die Musik, in diesem Fall die beiden Rundfunkorchester Baden-Württembergs, ihren Beitrag zur Kostenreduzierung leisten müssen. Es gilt, bei Orchestermusikern eine ganze Reihe von Privilegien zu beseitigen, die nicht länger zeitgemäß sind. Zu überprüfen wären fernerhin Arbeitsverträge oder die Frage von Arbeitszeiten überhaupt – es kann beispielsweise nicht sein, wenn einzelne Musiker während der Saison mehr als 10 Tage unbeschäftigt sind. Ebenso sind Konzerte kaum sinnvoll, wenn – etwa bei Aufführungen zeitgenössischer Musik – die Zahl der Ausführenden und der Besucher weitgehend identisch sind.

Schließlich möge man sich eindringlich vor Augen führen, dass schon jetzt der Etat etwa des Sinfonieorchesters Baden-Baden/Freiburg (9,3 Mio Euro) weniger als ein Prozent aller Gesamtaufwendungen des SWR ausmacht! Und dafür soll ein Klangkörper getroffen werden, der auf Grund seiner reichen Tradition zum Landeskulturerbe Baden-Württembergs gehört und sich zugleich mit den besten Ensembles seiner Art auf der Welt messen kann?
Sollten krudes Effizienzdenken und Utiliarismus tatsächlich eines der genannten Orchester eliminieren, dann wären die wenigen eingesparten Millionen lediglich eine Maginalie. Unbezahlbar – weil nicht wieder gutzumachen – wäre vielmehr der Schaden, der dem kulturellen Vermächtnis und damit zugleich der Identität des Musiklandes Baden-Württemberg zugefügt würde.

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Medien. www.beckmesser.de
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