Die LeipzigBigBand steht im Mittelpunkt der diesjährigen Jahresproduktion von MDR KULTUR. Das bedeutet, für die LeipzigBigBand stand je eine Woche für Aufnahmen und für die Abmischung zur Verfügung. Bisherige Jahresproduktionen waren beispielsweise „Verfemte Musik“ jüdischer Komponisten aus Theresienstadt, dann Orgel- und Kantatenausgrabungen sowie große Opern-Uraufführungen.
Die LeipzigBigBand steht im Mittelpunkt der diesjährigen Jahresproduktion von MDR KULTUR. Das bedeutet, für die LeipzigBigBand stand je eine Woche für Aufnahmen und für die Abmischung zur Verfügung. Bisherige Jahresproduktionen waren beispielsweise „Verfemte Musik“ jüdischer Komponisten aus Theresienstadt, dann Orgel- und Kantatenausgrabungen sowie große Opern-Uraufführungen.Dass Steffen Lieberwirth, Leiter der Musikabteilung beim Hörfunksender MDR KULTUR, dem Jazz eine kostenaufwändige Jahresproduktion widmet, ist kein Zufall. Die Förderung von Jazz hält er für ebenso wichtig, wie die Neuer Musik: „Hier sehe ich MDR KULTUR als Mäzen, hier hat der Rundfunk einen öffentlichen Auftrag im allerbesten Sinn zu erfüllen.“Innerhalb einer Woche nahmen die 16 Musiker neun Titel auf. In Absprache mit dem Orchesterchef Frank Nowicky hat Produzent Harry Nicolai von jedem Titel neben einer Fassung in normaler Länge auch eine Radiofassung von etwa 3-Minuten-und-30-Sekunden-Länge hergestellt. Somit erhöht Nicolai die Chancen für den mehrmaligen Radioeinsatz auch außerhalb der traditionellen Jazzsendungen und erreicht wesentlich mehr Zuhörer als üblich. Ein Modell, dass sich sicher nicht für jede Art von Jazzmusik eignet, aber dennoch nachahmenswert ist. Am 13. November eröffnet die LeipzigBigBand eine neue Konzertreihe „Jazz im Gewandhaus“. Bei dieser Gelegenheit soll auch die aktuelle CD dem Publikum präsentiert werden.
Dass Harry Nicolai und Steffen Lieberwirth gerade die LeipzigBigBand porträtieren, macht Sinn. Wie kaum ein anderes Ensemble steht die erst zwei Jahre alte Band für die junge Jazzszene der Region. Jazz hatte in Leipzig schon immer einen festen Platz im Kulturleben der Stadt. Widerstände gab es dennoch genug: In der DDR galt Jazz als unangepasst und aufmüpfig, heute ist er als zu unkommerziell abgestempelt und leidet an finanzieller Ausblutung. Noch mehr als anderswo klagen in Leipzig Clubs und Veranstalter über fehlende Mittel und ausbleibende Besucher. Mittlerweile machen ausländische Künstler bereits einen Bogen um die Stadt. Selbst den renommierten Leipziger Jazztagen, die in der ersten Oktoberwoche 2001 ihr 25-jähriges Jubiläum feierten, wollte die Stadt wenige Wochen vor Beginn fest zugesagte Landeszuschüsse von etwa 40.000 Mark (mehr als ein Achtel des Gesamtetats) nicht auszahlen. Nur durch massive Proteste konnte dies verhindert werden.
Wie kann eine Big Band, die ohne Subventionen auskommen muss, in einem derart schwierigen Klima leben und gedeihen? Dazu Frank Nowicky, der Mitbegründer und Leiter des Klangkörpers: „Unsere Idee bestand darin, zweimal im Monat einen Big-Band-Abend zu gestalten, bei dem die Big Band sich eine Stunde mit konzertanten Titeln ausprobiert und anschließend können die Besucher zwei Stunden zu kommerziellerer Musik tanzen.“ Gemeinsam mit den Machern der Leipziger Schaubühne Lindenfels gelang es Nowicky, dieses Konzept zu verwirklichen.
Nach über einem Jahr regelmäßiger Auftritte scheint der Erfolg zu beweisen, dass die LBB in eine Marktlücke gestoßen ist und sich selbstbewusst als Initiator eines Leipziger Swing-Revivals bezeichnen kann. Inzwischen engagiert auch mal das Büro des sächsischen Ministerpräsidenten Kurt Biedenkopf das Jazzorchester für einen Galaempfang oder das Dresdner Hotel Kempinski fragt die Big Band an.
Bei der Gründung vor zwei Jahren war den Gründungs- und weiteren Bandmitgliedern vielleicht nicht bewusst, wie viel Arbeit vor ihnen liegen würde. Heute kann man ihnen nur gratulieren, dass sie es geschafft haben, einem derartig komplexen Gebilde wie einer nicht subventionierten Big Band zu einem dauerhaften Leben zu verhelfen: Es bleibt dem Orchester zu wünschen, dass es weiterhin an Profil gewinnt, sich als Kristallisationspunkt der Leipziger Szene bewährt und – annähernd zehn Jahre nach der Abwicklung der Radiobigband Leipzig – zu einem der Motoren der mitteldeutschen Jazzlandschaft wird.