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Optimismus und Enttäuschung

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Erwartungen zur 1. Theatermesse in Dresden nicht erfüllt
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Hendrik Felbier hat mit seiner Gesellschaft für Bühnenmanagement die erste Deutsche Theatermesse ins Leben gerufen. Seine Erwartungen waren hoch. 140 Stände waren in einer eigens für die Theatermesse errichteten Zeltstadt aufgebaut und harrten der 20.000 Besucher, die vom 23. bis 25. April kommen sollten. Schon am Freitag abend, dem Fachbesuchertag, war klar, daß nicht einmal ein Bruchteil davon erscheinen würde. In den Gängen herrschte überwiegend gähnende Leere. Die Befürchtung eines Mißerfolges hatte sich bis Samstag abend zur Gewißheit verdichtet, die Euphorie war leiser Enttäuschung gewichen. Woran das lag, wußte keiner genau. Die Bandbreite der Aussteller war breit, da gibt es keine Zweifel. Puppenspielensembles, freie Tänzer, Sänger, Schauspieler aus der ganzen Bundesrepublik, städtische und Staatstheater fehlten genauso wenig wie Stände für Ticketvertrieb, Bühnentechnik, Spezialeffekte, Dekorateure und Bühnenmaler, Theaterverlage und Versicherungen. „Vielleicht sind zu wenig Kulturämter vertreten und überhaupt die, die Kultur einkaufen“, mutmaßten manche. Außer der Stadt Passau hat sich kein Kulturamt sehen lassen. Andere behaupten, sie hätten von der Messe nur durch Zufall gehört, das Echo in der Fach- und bundesweiten Presse ließ in der Tat zu wünschen übrig. „Einige haben ganz viel Post bekommen, andere überhaupt nichts“, sagt Bettina Weverinck von der Konzertdirektion Weverinck. „Die Resonanz ist nicht berauschend“, gesteht sie, nur wenige nehmen die Heftchen, die sie ausgelegt hat. „Es könnte besser sein“, sagt auch der Herr vom Akademischen Lexikadienst. Wenn sich in drei Zelten nur rund 5.000 Besucher verlaufen, dann wird aus der vielbeschworenen „theatralischen Atmosphäre“ nur ein laues Lüftchen. Die Aussteller ließen sich trotzdem ihre gute Laune nicht nehmen. Das Mühlheimer Figurentheater ließ sich nicht einmal von dem mächtig lauten Prasseln des Regens auf dem Zeltdach beeindrucken und unterhielt die wenigen Kinder mit Geschichten von „Tante Nudel, Onkel Ruhe und Herrn Schlau“. Kein muffliges Gesicht, statt dessen freundliche Hilfe. Eine Frau vom Fachverlag Friedrich Berlin berichtet, daß bei der ersten Pferdeausstellung Equitana „auch nur ein paar Gäule“ gestanden hätten – was nicht ist, kann ja noch werden. Mißtöne hört man nur zum „Festempfang“: Ein paar Reden, freie Getränke, ein Büfett kaum über Kantinenniveau, das nach einer Stunde beinahe leer geräumt war, und außer einer Swing-Band keinerlei Vorstellung – eine Unverschämtheit für einen Eintritt von offiziell 150 und 75 Mark für die Aussteller. Die meisten wollen wiederkommen, weil die Unterhaltung der Aussteller untereinander wertvolle Kontakte brachte. Und wenn sich die Idee herumspricht, daß zum Beispiel ein Bummel über die Messe nette Gespräche bringt, dann kommen vielleicht auch mehr theaterinteressierte Besucher. Die haben sich bisher nur zur Theaternacht sehen lassen – auf sieben Bühnen waren Dresdner Produktionen und Gastspiele zu erleben.

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