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Verleihung des Musik-Gordi an Winfried Kretschmann. Foto: Hufner
Verleihung des Musik-Gordi an Winfried Kretschmann. Foto: Hufner
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Südwestliche Gesprächsbereitschaften

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Winfried Kretschmann erhält den „Musik-Gordi“ – Stand der Dinge in Sachen SWR-Orchesterfusion
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Im Rahmen der Frankfurter Musikmesse wurde dem Ministerpräsidenten Baden-Württembergs Winfried Kretschmann (in Abwesenheit) der „Musik-Gordi, der gordische Knoten des Musiklebens“ übergeben. (Foto: Martin Hufner). Der vom „Musikforum“ des Deutschen Musikrats und von der neuen musikzeitung ins Leben gerufene Negativpreis wurde damit zum zweiten Mal verliehen. In ihren Laudationes begründeten nmz-Herausgeber Theo Geißler und DMR-Generalsekretär Christian Höppner die „Auszeichnung“ Kretschmanns damit, dass dieser auf dem besten Weg sei, sein Land kulturell ausbluten zu lassen. Dazu gehörten die Untätigkeit bezüglich der Fusion zweier einzigartiger Orchester des SWR sowie die ohnmächtigen Versuche, Pläne zur Veränderung der Musikhochschullandschaft in Baden-Württemberg zu realisieren.

Als Reaktion auf die Einladung nach Frankfurt traf kurz vor der Preisverleihung ein Brief an Christian Höppner ein. In dem im Auftrag des Minis­terpräsidenten verfassten Schreiben äußert sich Jürgen Walter, Staatssekretär im baden-württembergischen Wissenschaftsministerium, dahingehend, dass er „die Fusionierung der beiden musikalisch unterschiedlich profilierten Orchester sowohl aus kulturpolitischen wie auch aus künstlerischen Gründen für falsch halte“. Höppner sieht darin „eine interessante Wendung in der seit zwei Jahren andauernden kulturpolitischen Diskussion“. Die in dem Brief erstmals bekundete Gesprächsbereitschaft des Ministerpräsidenten zeige außerdem, dass es durch die Verleihung des „Musik-Gordi“ gelungen sei, „eine inhaltliche Positionierung von Seiten des Ministerpräsidenten zu erhalten“. Der Deutsche Musikrat werde sich, so kündigte Höppner an, „im Dialog mit dem Ministerpräsidenten weiterhin intensiv für den Erhalt der beiden Klangkörper des SWR einsetzen“.

Den schon längere Zeit im Raum stehenden Verdacht, dass die Fusionspläne aufgrund politischer Einflussnahme entstanden sind, hatte kurz zuvor der Kabarettist Matthias Deutschmann in einem Artikel der Badischen Zeitung bestätigt. Den Anstoß für die Entscheidung des Intendanten des SWR Peter Boudgoust habe, so Deutschmann, bereits vor zwei Jahren die Politik gegeben, in Person des damaligen Ministerpräsidenten von Rheinland-Pfalz, Kurt Beck, der 2012 den Vorsitz der Rundfunkkommission innehatte. Deutschmann schreibt in der Badischen Zeitung vom 12. März:

„Am 29. Juni 2012, als der Rundfunkrat über die Fusion beriet, gab Verwaltungsdirektor Viktor von Oertzen den Räten eine kleine Entscheidungshilfe: ‚Der Vorsitzende der Rundfunkkommission, der Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz‘, so der Protokollant, ‚habe noch im Januar gefordert, die Zahl der Rundfunkorchester zu reduzieren. Auch andere Politiker verlangten Ähnliches. Reagiere der SWR auf solche Aussagen nicht, sehe die Politik wohl keinen Anlass, den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten zusätzliche Finanzmittel zur Verfügung zu stellen.‘“

Am 21. März wurden dem SWR-Rundfunkrat unterdessen 31.194 Unterschriften für den Erhalt des SWR Sinfonieorchesters Baden-Baden und Freiburg übergeben. „Wir appellieren an Sie, den Unmut in der Bevölkerung ernst zu nehmen, dem drohenden Kulturabbau entschieden entgegenzutreten und alles in Ihrer Macht stehende zu tun, um die Orchesterschließung abzuwenden“, heißt es in der an Ministerpräsident Kretschmann, SWR-Intendant Peter Boudgoust und den Rundfunkratsvorsitzenden (und Träger des „Musik-Gordi“ 2013) Harald Augter gerichteten Petition.

Beim SWR wird ungeachtet aller jüngsten Entwicklungen die Fusion weiter vorangetrieben. Das neue Orchester des SWR nehme Gestalt an, sagte dazu die Vorsitzende des SWR-Hörfunkausschusses Ruth Weckenmann: „So wird ein neuer Klangkörper entstehen, der den SWR und den Südwesten stolz machen wird. Deshalb ist es so wichtig, dass sich nun alle Musikfreunde gemeinsam hinter dieses Orchester stellen.“

Eine Interviewanfrage der neuen musikzeitung an den für die Zusammenführung beider SWR-Orchester zuständigen Gesamtleiter für Klangkörper und Festivals, Johannes Bultmann, wurde nach einem Monat und auf erneute Nachfrage hin von der Pressestelle mit dem Hinweis negativ beschieden, Herr Bultmann sehe „keine Veranlassung für ein Interview“.

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