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Brandauer mimt „Moby Dick“ in Dresden
Brandauer mimt „Moby Dick“ in Dresden. Foto: Michael Ernst
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„AHAB“ Projekt mit der Staatskapelle: Brandauer mimt „Moby Dick“ musikalisch

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Zu Lebzeiten blieb Herman Melville (1919 – 1891) als Autor nahezu unbekannt. Sein Hauptwerk „Moby Dick“ soll sich nur etwa 3.000 Mal verkauft haben. Inzwischen zählt der umfangreiche Schmöker längst zur Weltliteratur, liegt allein im Deutschen in elf Übersetzungen vor und diente diverse Male als Vorlage für Filme und Hörspiele. Es gibt jedoch immer noch eine Version, die bislang niemand kennt.

Der österreichische Schauspieler Klaus Maria Brandauer wird im September gemeinsam mit der Sächsischen Staatskapelle Dresden das Projekt „AHAB“ vorstellen, eine  absolut eigenständige Fassung des Romans „Moby Dick“ als „Sinfonische Bühnen-Parabel für einen Schauspieler und Orchester“. Die Textfassung des etwa eineinhalbstündigen Stückes erstellt der Produzent und Regisseur Martin Mühleis gemeinsam mit Brandauer, dem der titanische Kapitän Ahab quasi auf den Leib geschrieben sein wird. Der aus einer tschechischen Musikerfamilie stammende Komponist, Pianist und Saxofonist Libor Sima, auch durch seine ausgeprägte Neigung zum Jazz bekannt, hat die Musik zu dieser Uraufführung verfasst. Interpretiert wird „AHAB“ von der Sächsischen Staatskapelle unter der musikalischen Leitung von Sebastian Weigle. Ort der Aufführung ist allerdings nicht die Semperoper, sondern die Gläserne Manufaktur von VW, einem Hauptsponsor des traditionsreichen Orchesters. Nach nur zwei Terminen in Dresden (24. + 25. September) wird „AHAB“ auch im Festspielhaus Baden-Baden präsentiert, darüber hinaus sei auch eine CD-Produktion vorgesehen.

Zur Vorstellung dieser Adaption eines lange verkannten Romans hatte Klaus Maria Brandauer am letzten Februar-Wochenende in einem Gespräch in Dresden von seiner Jugendliebe zu Melvilles „Moby Dick“ geschwärmt. An der neuen Version reize ihn vor allem die Dimension der Schauspielerei in unterschiedlichsten Rollen. Schließlich sei Ahab auf seinem Schiff von teils gegensätzlichen Charakteren umgeben. Schon mehrfach hat sich der überaus erfolgreiche Theater- und Filmkünstler an genreübergreifende Projekte gewagt („Peer Gynt“, „Die Geschichte vom Soldaten“, „Gurrelieder“). In der Zusammenarbeit etwa mit Kurt Masur und Claudio Abbado habe er erfahren, dass auch Noten, ähnlich dem Sprechtext des Akteurs, „nicht wertfrei“ seien – „man muss sie erlösen!“. Bei solchen Gelegenheiten spüre er immer wieder, „wie aufregend Musik ist.“

Ob auf der Bühne oder vor der Kamera, so Brandauer, „ich bin immer ich.“ der größte Reiz in seinem Beruf sei aber „die Möglichkeit, Figuren aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten.“ Insbesondere bei „AHAB“ ist das nun gewiss zwingend nötig. Doch wie er sich diesem Abenteuer annähern wird, darüber wollte der Burg-Schauspieler noch nichts verraten. Auf jeden Fall diene die neuerliche Zusammenarbeit mit der Staatskapelle (unter Giuseppe Sinopoli hatte Brandauer mit dem Orchester bereits 1995 Schönbergs „Gurrelieder“ eingespielt) dem Werk Melvilles, das nach wie vor entdeckenswerte Schätze bereithalte. Besonders angetan zeigte sich Brandauer beispielsweise von der parabelhaften Erzählung „Bartleby der Schreiber“. Sowohl die literarischen Vorlagen als auch neue Wege deren Umsetzung sein nicht auf Zielgruppen gerichtet, sondern „für alle Menschen“ da. „Wir wollen versuchen, sie zum Nachdenken zu bringen.“
 

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