Rückgriffe auf bereits bestehende Musik waren lange Zeit selbstverständlich. Erst mit dem um 1800 aufkommenden romantischen Werk- und Genie-Begriff wurden sie zu Sonder- und Problemfällen. Nach der gründlichen Demontage dieser Ästhetik im Laufe des 20. Jahrhunderts häufen sie sich wieder und nehmen unterschiedlichste Gestalten an als Adaptionen, Bearbeitungen, Arrangements, Kontrafakturen, Parodien, Hommagen, komponierte Kommentare und instrumentierte Analysen.
Am 12. November präsentiert die Britten Sinfonia in der West Road Concert Hall Cambridge erstmals drei Arien der Henry-Purcell-Edition von Michael Tippett in Arrangements von John Woolrich. Am selben Tag bringt die Kölner Philharmonie die Uraufführungen „Bruckner Nebenstück II“ von Gérard Pesson und „Variationen aus Beethovens Klaviersonate E-Dur op. 109“ von Manuel Hidalgo. Am 13. November folgt Georg Krölls Thomas- Tallis-Transkription „Felix namque es“ im Funkhaus des WDR Köln. Auch der 250. Geburtstag Wolfgang Amadeus Mozarts im kommenden Jahr wirft seine Schatten voraus, zumindest in die Aula der Universität Salzburg, wo am 18. November erstmals Andreas Aigmüllers „Im Wirkungskreis Sarastros“ erklingt. Das Konzertwochenende zu Ehren des 70. Geburtstages von Helmut Lachenmann am 26. und 27. November im Theaterhaus und der Musikhochschule Stuttgart bringt Bearbeitungen von dessen sieben kleinen Klavierstücken „Ein Kinderspiel“ für Kammerensemble von Alvaro Carlevaro, Jörg Birkenkötter, Alberto Hortigüela, Juliane Klein, Akiemi Kobayashi, Jan Kopp und Stefan Streich.
Und die Kette an Musikfestivals reißt immer noch nicht ab. Die „Tage für Neue Musik Zürich“ bringen vom 3. bis 6. November neue Werke von Jérôme Combier, Gerhard Winkler und Hans-Jürg Meier. „Wien modern“ präsentiert vom 13. bis 20. November Uraufführungen von Philipp Maintz, Wolfram Schurig, Wolfgang Mitterer und Klaus Lang. Der sechste Jahrgang des Festivals „open systems“ in Bochum, Dortmund, Essen und Herne bietet vom 17. bis 20. November neue Arbeiten von Künstlern aus Belgien, den Niederlanden und Deutschland. Und die „Bludenzer Tage zeitgemäßer Musik“ schließlich bringen vom 23. bis 26. November Uraufführungen von Erin Gee, Bernfried Pröve, João Rafael, Michael Reudenbach, James Saunders und Stefano Scodanibbio.
Weitere Uraufführungen
2.11.: Sven-Ingo Koch und Annette Schlünz, neue Trios, Fifa-Fußballweltmeisterschafts-Globus Hannover
5.11.: Beat Furrer und Hanns Kunitzberger, ABBILD – Optisch-akustischer Raum, Wien modern
6.11.: Martin Matalon, Trame VII für Horn und Ensemble, musikFabrik im WDR Köln
Ruth Zechlin, Missa in Honorem Sancti Stephani, Studienkirche St. Michael Passau8.11.: Georg Katzer, Le Chant Interrompu, MDR Sendesaal Leipzig
11.11.: Christoph Staude, Koh-i-Noor, Funkhaus Saarbrücken
Siegfried Matthus, Te Deum, Frauenkirche Dresden12.11.: Mathias Spahlinger, farben der frühe für sieben Klaviere, Theaterhaus Stuttgart
13.11.: Arnaldo de Felice, Medusa, Allerheiligen Hofkirche München
20.11.: Michael Denhoff, Magnificat, St. Paulus Dom Münster
24.11.: Rudolf Kelterborn, Klavierstücke 1–6, Zürich