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„Parsifal“ in Lyon. Foto: Jean-Louis Fernandez
„Parsifal“ in Lyon. Foto: Jean-Louis Fernandez
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Aus der Mitte entspringt ein blutiger Bach: François Girard und Kazushi Ono mit Wagners „Parsifal“ in Lyon

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Die Gralsritter sind bekanntermaßen unangenehm männerbündisch organisiert. Außer der bösen Verführerin & Urteufelin Kundry und den rasch verwelkenden Blumenmädchen beherrschen nur extrem erschöpfte Herren die Opernhandlung. Bevor sie von Parsifal erlöst werden, sinkt Kundry ohnmächtig – (wie) tot – zusammen. In François Girards Inszenierung fällt sie vielleicht nur in einen langen Schlaf, was sowieso eher unwichtig ist, da am Ende wahrlich kein Frauenmangel herrscht. Männlein und Weiblein tummeln sich und vermutlich gibt es bald Nachwuchs.

Girard erzählt in klaren Bildern das Drama der Ausgrenzung von Sexualität, ganz zu Beginn feiert die Gralsgemeinschaft ihre Zeremonien, während verhüllte Frauen abseits stehen. Im Verlauf der drei Aufzüge verdüstert sich die Szenerie, der Boden wird rissig, alles verdörrt, dazu ziehen Himmelskörper als gigantische, erfreulich ruckelfreie Videos vorüber, später gibt es eine Mond- bzw. Sonnenfinsternis und erst bei der Rückkehr Parsifals scheint sehr freundliches Licht durch die Wolken. In der Bühnenmitte verläuft ein Bach, der je nach Stimmungslage klar oder blutig sprudelt. Klingsors Zauberwelt ist eine rötlich schimmernde Grotte, in der die Blumenmädchen rauchende Speere schwingen und auf Opfer warten, Carolyn Choa hat das schön aus choreographiert.

Girard und sein Team (Bühne Michael Levine, Kostüme Thibault Vancraenenbroeck, Video Peter Flaherty, Licht David Finn) zeigen eine archaische Gegenwart mit Kleidern und Leuten von heute – alles in einer seltsamen Wüsten- und Kraterlandschaft. Häufig wird mit ko(s)mischem Nebel gearbeitet, der den Raum einhüllt, wie es im echten Leben wohl nur Helmut Schmidt vermag… Konzeptionell geht die Sache auf, Schwächen bei der Personenführung, vor allem im ersten Aufzug, muss man leider in Kauf nehmen.

Am Pult des Lyoner Opernorchesters sorgt Kazushi Ono für feine, elegante, zeitweise auch recht kräftige Klänge. Wunderbar, wie etwa die Verwandlungsmusiken bei Ono dynamisiert werden. Ein Manko sind jedoch die von Alan Woodbridge nicht sehr präzise einstudierten Chöre. Mit Georg Zeppenfeld erlebt man einen sehr jugendlichen Gurnemanz, dem es an stimmlicher Substanz dennoch keineswegs mangelt, Gerd Grochowskis Schmerzenstöne für Amfortas überzeugen ebenso wie die knisternd erotischen Kundry-Kantilenen von Elena Zhidkova.

Alexander Marco-Buhrmester (der im Programmheft rätselhafterweise Alejandro heißt) singt einen soliden Klingsor, ebenfalls ordentlich Kurt Gysen als Titurel. Mit Nikolai Schukoff in der Titelpartie wird man bis zur Mitte des dritten Aufzugs sehr glücklich, eine schlank geführte, unangestrengte Stimme. Zuletzt stellen sich leider Konditionsprobleme ein.

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