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Bayreuther Festspiele - Spuren einer denkwürdigen Spielzeit. Foto: Hufner
Stress am Grünel Hügel. Foto: Hufner
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Bayreuther Festungsspiele: 1 : 0 für den Gralshüter

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Niemand weiß Bescheid, aber alle reden mit. Das klingt nach Theater-Theater. Wenn es dort in den Kulissen gärt, kommen die Erklärer zu Wort. Spätestens morgen wird es jemanden geben, der das alles schon lange geahnt hat. Wer aber konnte je den Grünen Hügel und seine Abgründe deuten?

Da haben sie in diesem Jahr nun schon derart viel in die Sicherheit investiert, dass sich selbst geduldigste Mitarbeiter wie in einem Festungstrakt wähnen, und dann entwischt ihnen doch ausgerechnet der Dirigent der einzigen Neuproduktion dieser Saison. Andris Nelsons hat Bayreuth verlassen und um Auflösung seines Vertrages gebeten. Eines Vertrages, wie ihn sich jeder Dirigent nur wünschen kann: „Parsifal“ zu den Bayreuther Festspielen! Am 25. Juli soll die Premiere sein.

Wie es scheint, hat Festspielleiterin Katharina Wagner nun ein echtes Problem. „Er ist verschwunden und wir konnten ihn nicht zur Rückkehr bewegen.“ Mit diesem schon beinahe poetischen Ausspruch wird Festspielsprecher Peter Emmerich zitiert. Auf der Homepage liest es sich anders dramatisch:

„Leider haben die Umstände bei den diesjährigen Bayreuther Festspielen Andris Nelsons nicht die Atmosphäre ermöglicht, die er für seine künstlerische Arbeit benötigt.

Mit Bedauern stimmen die Bayreuther Festspiele seiner Bitte um Vertragsauflösung zu.“

Zeitgleich steht der lettische Dirigent aber noch immer in der Besetzungsliste des „Parsifal“, den Uwe Eric Laufenberg inszeniert. Ein „N.N.“ wäre so kurz vor der Premiere wohl auch zu peinlich. Ein Eklat ist es jedoch allemal.

Binnen Stunden nach Bekanntwerden von Nelsons Absage und Flucht aus dem Hochsicherheitstrakt ist nach Ursachen und Schuldigen geforscht worden. Frau Wagner schied da ebenso aus wie Herr Laufenberg, denn beide dürften selbstredend an bestmöglichem Klima und optimalem Resultat interessiert sein. Für viele Kommentatoren war umgehend klar, dass es sich nur um den Bayreuther Musikdirektor Christian Thielemann handeln konnte, der wieder einmal seine menschlichen Qualitäten nicht mit den künstlerischen in Einklang bringen konnte.

Wieder einmal? Da ist von Langzeitbeobachtern rasch der Werdegang von Nürnberg via Berlin nach Dresden aufgeführt worden. Ein sehr deutsches Stück Musikgeschichte.

In Bayreuth soll Thielemann quasi als Gralshüter des Wagnerschen Gesamtkunstwerks bei den musikalischen Proben seiner Kollegen Marek Janowski und Andris Nelsons im Saal gesessen und eindeutige Kommentare abgegeben haben. In der Vergangenheit habe dies auch Kirill Petrenko getroffen, ihn aber offenbar nicht berührt. Anders Janowski – der ignorierte die Hinweise. Noch anders Nelsons – der trat die Flucht an.

Inzwischen soll ihm ein Entschuldigungsschreiben gen Riga gefolgt sein. Ob ihn das zur Rückkehr bewegt? Und wer springt andernfalls wohl so kurzfristig für den „Parsifal“ ein, wohl wissend, dass nun erst recht alle Augen und Ohren auf diese Neuproduktion gerichtet sein werden? Da tun sich jede Menge Fragen auf, nicht zuletzt die nach dem „Parsifal“ in den kommenden Jahren, vom „Ring“ ganz zu schweigen, den Andris Nelsons ab 2020 übernehmen soll.

Dann ist der Chefdirigent des Boston Symphony Orchestra längst auch Gewandhauskapellmeister in Leipzig. Sollte der Bayreuth-Eklat etwa den kleinlichen Zwist zwischen den beiden sächsischen Spitzenorchestern auf einem fränkischen Nebenschauplatz austragen? Gut möglich, dass nun eine Menge Möchtegern-Einspringer schon in den Startlöchern stehen.

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