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Bellevue-Musik

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Der Bundespräsident, zahlreiche mehr oder weniger prominente Würdenträger des deutschen Musiklebens und zirka 1.000 Kinder mit und ohne Instrumente zählten zu den Glücklichen, die sich am 9. September unter dem Motto „Musik für Kinder!“ im Schloss Bellevue einfinden durften. Die Idee dieser Veranstaltung ist und bleibt großartig. Als das Fest mit einer eigens für diesen Tag komponierten und von Schülern sehr ausdrucksstark inszenierten „Schlossmusik“-Performance begann, knisterte es nur so vor Spannung im wunderbar gestalteten Schlossgarten. Kinder musizierten den ganzen Tag über in den Sälen des Schlosses, in zwei Zirkuszelten im Park und auf einer großen Bühne im Präsidentengarten. Dass eine inhaltliche Vorstellung über „Musik für Kinder“ hier und da noch in den Kinderschuhen steckt oder der Profilierung und den Interessen einzelner Verbände weichen musste, lässt sich leider nicht ganz verhehlen.

Schnell wurde hörbar, dass Musik für Kinder nicht automatisch mit Musik von – oder Musik mit Kindern gleichzusetzen ist. Die Tatsache, dass bei vielen Darbietungen anscheinend mehr an das ehrwürdige als an das junge Publikum gedacht wurde, verdeutlichte der als Opener kunstvoll gesprochene Satz „Seien Sie willkommen, seien Sie herzlich willkommen, seien Sie ganz herzlich willkommen im Schloss Bellevue.“ Geduzt wurden die Menschen an diesem Tage eher selten, der Bundespräsident persönlich war einer der wenigen, der sich in seiner Rede zunächst an die Kinder wandte. Mitunter wurden einzelne Beiträge von prominenten Paten wie Peter Maffay, den Prinzen oder Götz Alsmann angekündigt. Ihrerseits jedoch keine Spur von „Musik für Kinder“; warum, fragt man sich, blieb Johannes Rau an diesem Tag eine Ausnahme, als er mit seiner wunderbaren Erzählung in der Vertonung von „Ferdinand der Stier“ künstlerisch aktiv wurde? Workshops und Präsentationen hätten dagegen noch viel zahl- und variantenreicher stattfinden dürfen.

Trotz aller kultur- und bildungspolitischer Bekundungen, die gebetsmühlenartig bekräftigen, dass der Bewegungsaspekt in der Musikausübung gar nicht hoch genug für die gesamte Persönlichkeitsentwicklung anzusiedeln sei, kam ein im wahrsten Sinne des Wortes „bewegtes Musizieren“ an diesem Tag, trotz einiger positiver Ausnahmen insgesamt zu kurz. Ein Seminar für Erzieher, das lediglich der kommerziellen Vermarktung eines Lehrprogramms diente und von keinem einzigen Kind besucht wurde, wirkte auf die Zunft der deutschen Musikpädagogen wohl eher beschämend.

Als gegen Ende des Festes das gesamte Auditorium ein stimmungsvolles Abschiedsquodlibet anstimmte, da war es plötzlich wieder da: dieses knisternde Etwas, welches man sich unter Musik vorstellt – bei einem solchen Fest, nicht nur für Kinder…

Siehe auch: Signal in Berlin: Aufbruch in die Pause
Anmerkungen zum Kongress „Musik bewegt!?“ des Deutschen Musikrates

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