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Die Würde des Menschen ist unantastbar...
Die Würde des Menschen ist unantastbar...
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„Die Würde des Menschen ist unantastbar...“
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„Die Würde des Menschen ist unantastbar... – Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich... – Das gesamte Schulwesen steht unter Aufsicht des Staates... – Alle Deutschen haben das Recht, Beruf, Arbeitsplatz und Ausbildungsstätte frei zu wählen...“ Gerade schwellen die Festivitäten aus Anlass des 60. Geburtstages unseres Grundgesetzes ab. Viel Panis für sehr wenige (Banken, marode Firmen), aber jede Menge prima getimete Circenses fürs Volk. Meisterschaftskür in der Bundesliga, Big Party am Brandenburger Tor – und eigentlich überall, Wahl des Bundespräsidenten mit erwartetem Ausgang. Eine gute Woche zuvor hatte ebendieser Bundespräsident den Berliner Kongress des Verbandes deutscher Musikschulen (VdM) im Blitzlichtgewitter mit wohlgesetzten Worten („Please don’t stop the music“) eröffnet und erstaunt die Erfahrung gesammelt, dass Musikschulen sich auch um sehr junge Kinder kümmern (Video unter www.nmzmedia.de).

Auf welchen Festplatten diese tausend Fotos jetzt auch immer vor sich hin demagnetisieren: in die Öffentlichkeit gelangte kein einziges. Und das lag nicht an der gewohnt professionellen und intensiven Pressearbeit des Verbandes. Grund dafür ist das öffentliche Desinteresse an solider Bildungsarbeit – mangels solider Bildung.

Während gleichzeitig der „Eurovision Song Contest” – vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk mit Gebühren-Millionen gepusht – auf Prime-Time-Sendeplätzen vor sich hin schmutzte, es bei Google auf fast zehn Millionen Verweise brachte, lässt sich der Medienspiegel des VdM-Kongresses in einem dünnen Brevierchen zusammenfassen: Weil wir es in diesem unserem Land und auf dem Boden unseres Grundgesetzes geschafft haben, einer weitgehend ökonomistischen Sicht gesellschaftlicher Entwicklung das Prädikat „Systemrelevanz“ zu verleihen, weshalb „human“ nur noch monochrom im Verbund mit Kapital verstanden wird. Schon erstaunlich, dass wir uns von unseren Enkeln und Urenkeln das Geld pumpen, mit dem wir die aktuellen Wirtschafts- und Geldmarkt-Versager pampern. Dass für die im Sinn des Grundgesetzes angestrebte umfassende Bildung unseres Nachwuchses – eigentlich doppelt nötig, damit die von uns verursachten Milliardenlöcher durch Kompetenz und Kreativität möglicherweise füllbar wären – kaum noch was übrigbleibt. Was soll’s – rätseln unsere politischen Vier-Jahres-Eintagsfliegen kurz. Nach uns die Sintflut.

Da war es nur konsequent, dass unser ministeriales, inhaltlich und finanziell zuständiges Haus Von der Leyen beim VdM-Kongress durch komplette Abwesenheit glänzte. Vielleicht hätte die Ministerin ihre immer wieder offensichtlichen eigenen Bildungs-Defizite bei diesem Kompetenz-Konvent vorzüglich nachbessern können: durch aufmerksames Zuhören beim Referat von Gerhard de Haan zum Thema „Bildungslandschaften – aus der Zukunft in die Gegenwart geschaut“ beispielsweise oder bei Eckart Altenmüllers Vortrag über die „Neurobiologie des Musizierens im Alter“. Aber womöglich wäre unsere Sozial-Rundum-Ministerin vom exzellenten Niveau der Kongress-Beiträge ja brutal überfordert gewesen – und die Würde des Menschen ist bekanntlich unantastbar…

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