Als Moritz Eggert in seiner Kolumne „Absolute Beginners“ vergangenes Jahr mit der Serie „Unterrichten in Zeiten von Corona“ begann, war nicht abzusehen, dass diese sich über ein ganzes Jahr erstrecken würde. Doch der Hochschul-Ausnahmezustand in Form eines eingeschränkten Unterrichtsbetriebs, der vor allem die Ensemblearbeit und die für die Studierenden so wichtigen Auftrittserfahrungen brutal eingeschränkt, teilweise komplett unmöglich gemacht hat, dauert an. Wie sich dies in besonderer Weise auf die Gesangsausbildung auswirkt, ist im Hochschulmagazin nachzulesen, das Sie in dieser Ausgabe finden.
Die Betroffenen belassen es aber nicht dabei, sich hadernd mehr schlecht als recht mit der aktuellen Situation abzufinden. Dies zeigt der „Brandbrief“, den – ein neuer bundesweiter Zusammenschluss – die „Studierendenschaften der deutschen Musikhochschulen“ (StuM) veröffentlicht haben (siehe Seite 20). Gefordert werden darin unter anderem eine bessere räumliche und personelle Ausstattung der Musikhochschulen, transparente Bewertungen mit Studierenden als Beisitzer*innen in künstlerischen Prüfungen und verbindliche Evaluationen und Beschwerdestellen. Der Blick der Studierenden geht dabei aber erfreulicherweise auch über die Mauern der Hochschulen hinaus: So setzen sie sich für einen Stellenaufbau in der Musikbranche ein und fordern eine Steigerung staatlicher Projektförderungen für freie Ensembles und Solokünstler*innen.
Vor zehn Jahren hatte sich schon einmal eine bundesweite studentische Initiative konstituiert. Die „Bundes-ASten-Konferenz der Musikhochschulen“ schlief jedoch nach einiger Zeit wieder ein. Sollten sich die „StuM“ nun dauerhaft etablieren, wäre das eine der wenigen erfreulichen Nebenwirkungen der Pandemie. Schließlich ist es dringender denn je geboten, dass sich Musikstudierende nicht nur in den heiß begehrten Übezimmern verkriechen, so sehr ihnen das jugendlich-intensive Aufgehen in ihrer Kunst auch gegönnt sei. Für die „Zeit nach Corona“, die wohl eher eine Zeit des sich Arrangierens mit Corona werden wird, sind vielmehr junge Menschen gefragt, die ihre Rolle im Musikleben reflektieren und diese auch als eine gesellschaftliche interpretieren.
Ihnen zur Seite stehen müssen dabei allerdings engagierte Hochschullehrkräfte und -leitungen, die Verantwortung für diese besondere Generation übernehmen. Davon gibt es sicher eine Menge, doch offenbar erleben die Studierenden auch anderes: „Zudem existieren bundesweit, aber auch innerhalb der Hochschulen extreme Unterschiede in Quantität und Qualität der Lehre“, heißt es im Brandbrief. „So haben wir zum Teil mit Verweigerungen von Unterricht oder fortschreitender Verschiebung auf einen späteren Zeitpunkt zu kämpfen. Dies wird mancherorts durch schlechte Kommunikation und wenig Transparenz über die ergriffenen Maßnahmen verstärkt.“ Es war also wohl höchste Zeit, dass die Studierenden sich vereint zu Wort melden. Ihre Anliegen sollten nun sehr ernst genommen werden.