„Die Unterstützung der Kulturarbeit ist mir ein wichtiges Anliegen.“ (Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier) - „Unser Land braucht so viel Kultur wie irgend möglich.“ (Solo-Flötistin Claudia Scheibe, Sächsische Bläserphilharmonie)
Der knapp einstündige Besuch in Bad Lausick war für Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und seine Frau Elke Büdenbender wohl einer der erfreulichsten von den Stationen seiner zweitägigen Sachsen-Reise am 13. und 14. November. Im Neubau der Sächsischen Bläserphilharmonie, deren Mitnutzer die städtische Musikschule und die Volkshochschule Muldental sind, ging es nämlich nicht um demographischen Wandel und Abwanderung wie einige Stunden früher im erzgebirgischen Oberwiesenthal. Es ist das große persönliche Anliegen des Bundespräsidenten, sich mit besonderer Dringlichkeit für ländliche Regionen zu engagieren. Ihn begleitete Sachsens im Dezember auf eigenen Wunsch zurücktretender Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU), der eine Reform des Sächsischen Kulturraumgesetzes ankündigte.
Heiko Schulze, Geschäftsführer der Sächsischen Bläserphilharmonie, stellte nach der Begrüßung die umfangreichen und vielseitigen Aktivitäten des einzigen deutschen Kulturorchesters mit ausschließlicher Bläserbesetzung vor: Konzerte, Gastspiele, Lehr- und Ausbildungsaufgaben, Musikvermittlung. Zu einer Diapräsentation über die Entwicklung vom Rundfunk-Blasorchester Leipzig bis zur Gründung der Deutschen Bläserakademie und der Nachwuchspflege in der Jungen Sächsischen Bläserphilharmonie intonierte das Ensemble lupenrein und mit alle Klischees bravourös widerlegenden Piano-Schattierungen den Brautzug aus „Lohengrin“. Hoffentlich wurde diese Qualität bemerkt. Der Hinweis, dass die Sächsische Bläserphilharmonie seit kurzem am Förderprogramm „Exzellente Orchesterlandschaft“ teilhat, hätte allerdings noch deutlicher akzentuiert werden können.
Ohne Zögern folgten der Bundespräsident mit der First Lady und Stanislaw Tillich der Einladung, auf dem Podium des Ensemblesaals zwischen den Musikern Platz zu nehmen. Eigenhändig brachten sie in einem Mambo Rumba-Kugeln und anderes Schlagwerk zum Rasseln und Klingen. Besondere Freude dürfte Bundespräsident Steinmeier auch darüber empfinden, dass die Sächsische Bläserphilharmonie auf unzähligen Gastspielreisen, zum Beispiel nach Venezuela, China und Österreich, genau jene Aufgaben des internationalen Austausches erfüllt, zu denen er schon in den acht Jahren seiner Amtszeit als Außenminister Kulturschaffende motiviert hatte.
Mit heiterer Gelöstheit fielen auch ernste Worte: Soloflötistin Claudia Scheibe wünschte sich in emotionalen Sätzen ein Berufsleben ohne Kämpfe, Fragen nach der Finanzierung oder nach der Notwendigkeit von Kultur. Die präzise Definition der Stellensituation war im derart knapp bemessenen Zeitfenster mit der erforderlichen Präzisierung nicht möglich. Stanislaw Tillich beklagte den Mangel an Sponsoren in Sachsen und nannte als gelingende Kooperation den Expressdienst DHL, der bei Gastspielreisen des Gewandhausorchesters für den Transport der Instrumente aufkommt.
Über die Einladung zum Bürgerfest des Bundespräsidenten 2018 in Bellevue reagierte Chefdirigent Thomas Clamor mit freudiger Zustimmung. Als Erinnerungspräsent erhielten die Gäste eine beeindruckend breite Box mit den CD-Einspielungen der Sächsischen Bläserphilharmonie inklusive Neuerscheinung „Symphonic Danses“. Nach Einträgen in das Goldene Buch starteten Frank-Walter Steinmeier, seine Frau und Stanislaw Tillich schon zum nächsten Termin bei Wacker Chemie in Nünchritz und zu einem Empfang für Ehrenamtliche im Kulturschloss Großenhain.
Mehrere Fakten mussten neben der Präsentation der Sächsischen Bläserphilharmonie unerwähnt bleiben, zum Beispiel dass es auch in Zeiten von Social Media zwischen den Großstädten Dresden, Leipzig, Chemnitz und den ländlichen Räumen dazwischen Lücken gibt. Die Besucherzahlen von kulturtouristischen Angeboten sind in Westsachsen noch entwicklungsfähig. Der Leistungsumfang der Sächsischen Bläserphilharmonie mit einer ganz frisch etablierten Anrecht-Reihe in Trebsen oder Open-Air-Aufführungen der Oper „Katharina von Bora“ im Kloster Nimbschen bedeutet eine wertvolle Bereicherung für das Attraktivitätspotential historischer Orte Westsachsens und des Muldentals – ebenso der Einsatz für das Musikleben der Stadt Bad Lausick. Dort im Kurpark spielt die Sächsische Bläserphilharmonie mit ebenso großem Einsatz wie bei Gastkonzerten.