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Antje Vowinckel Foto: DE Musiktage

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Bunt und weiblich wie nie: die Donaueschinger Musiktage 2023

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Drangeblieben 2023/11
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Seit 1921 die ersten Kammermusikaufführungen und später die Donaueschinger Musiktage stattfanden, wurde das Festival von Männern geleitet und von Komponisten dominiert. Mit Lydia Rilling entscheidet nun erstmalig eine Frau über Honorare, Kompositionsaufträge, Programmfolgen, Ensembles, Interpretinnen und Interpreten. Ihr Vorvorgänger Armin Köhler war noch mächtig stolz, als er 2011 fünf Komponistinnen präsentierte. Was damals als kleine Sensation gefeiert wurde, weckte zugleich Befremden. Denn neben Rebecca Saundersʼ Raumcollage „Stasis“, die separat aufgeführt wurde, packte man alle anderen vier Komponistinnen mit ihren Uraufführungen in ein und dasselbe „Frauenkonzert“.

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Die mit gutem Willen gesonderte Ausstellung weiblicher Kreativität wirkte wie eine Gettoisierung. Zu allem Überfluss bedienten selbst einige der beteiligten Komponistinnen traditionelle Geschlechterrollen und Klischees. Sarah Nemtsov verteilte für ihre „Hoqueti“ helle Perkussionsinstrumente an die weiblichen und dumpf grummelnde Kontrabässe an die männlichen Mitglieder der Neuen Vokalsolisten Stuttgart. Und Clara Maïda machte die geschlechtsbestimmenden Chromosomen „X/Y“ in ihrem gleichnamigen Stück durch einheitlich schwarze oder weiße Kleidung für Sängerinnen und Sänger kenntlich, während der Countertenor mit schwarzem Hemd und weißer Hose auftrat, als sei er ein Zwitter.

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Donaueschinger Musiktage 2023

Donaueschinger Musiktage 2023.

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Das alles ist ein Dutzend Jahre her und eigentlich längst vergessen und überholt. Heute sind die Verhältnisse grundlegend anders. Bei den diesjährigen Donaueschinger Musiktagen stammten 18 von insgesamt 23 Uraufführungen von Komponistinnen. So weiblich waren die Musiktage noch nie und werden sie so schnell wohl auch nicht wieder werden. Mit Francesca Verunelli erhielt eine Komponistin den Orches­terpreis des SWR Symphonieorches­ters. Karl-Sczuka-Förderpreis und Karl-Sczuka-Recherchestipendium gingen ebenfalls an Frauen. Drei Klanginstalla­tionen stammten von Künstlerinnen und auch bei den Interpretierenden waren Frauen paritätisch oder sogar mehrheitlich besetzt. Besonders erfreulich war, dass die Präsenz der Musikerinnen ganz selbstverständlich war und kein Aufsehen erregte. Es gab lediglich kleine Ausrutscher, die als Ausnahmen von der Regel jedoch nur die vielen Komponistinnen, Solistinnen, Dirigentinnen und Moderatorinnen als gesellschaftliche Normalität bestätigten. So hörte man einzelne ältere Herren von „Mädelsmusik“ reden, was manche despektierlich, andere dagegen durchaus anerkennend meinten, weil man im Miteinander kollaborativer Arbeitsweisen typisch weibliche Tugenden wie Sozialkompetenz, Moderationstalent und Kommunikationsbereitschaft erkennen zu können glaubte. Auch musste sich die künstlerische Leiterin Komplimente zu ihrem gelben Kleid anhören, weil dessen Farbton so gut zur Farbe der Plakate, Broschüren und Programmhefte des Festivals gepasst habe. Die Donaueschinger Musiktage sind indes nicht mehr monochrom oder schwarz-weiß, sondern längst viel bunter als mancher denkt.

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