Was passiert, wenn man einen Text gemeinsam mit einer künstlichen Intelligenz schreibt oder gar vollständig von KI generieren lässt? Zwei Stipendiatinnen der nmzAkademie für Musikjournalismus, Valeska Maria Müller und Martina Jacobi, wagten das Experiment und haben eine Rezension zu einer Studie zum Musikhören während der COVID-19 Pandemie zunächst alleine geschrieben, anschließend gemeinsam mit KI und schließlich nur von KI schreiben lassen. Und jetzt kommen Sie ins Spiel: Erraten Sie, welcher Teil menschengemacht, welcher halb-halb und welcher von der KI generiert wurde? Unter den richtigen Einsendungen verlosen wir ein Buchpaket. Mehr am Ende des Artikels.
Das journalistische KI-Experiment
Version 1
Die COVID-19 Pandemie stellte eine globale Krisensituation dar, die bei vielen Menschen zu erhöhten Stressleveln und Beeinträchtigungen der psychischen Gesundheit führte. Immer wieder berichteten Personen darüber, ihre negativen Emotionen durch das Musikhören abzufedern. Eine neu veröffentlichte Studie von Anja Feneberg und ihren Kollegen untersuchte nun die Auswirkungen von Musikhören auf Stress und Stimmung im Alltag während des COVID-19 Lockdowns und bestätigt diese häufig erwähnte Annahme. Während die bisherige Forschung meist auf retrospektiven Selbstberichten basierte und somit anfällig für Verzerrungen war, gibt die neue Studie erste handfeste Hinweise.
Bei der Studie mit über 700 Teilnehmern in Österreich und Italien meldeten die Probanden fünf Mal pro Tag über eine Smartphone-App, ob sie Musik hörten und wie gestresst und gestimmt sie sich fühlten. Die Methode der ökologischen Momentaufnahme erlaubte es, Echtzeit-Assoziationen zwischen Musikhören und Befinden im Alltag zu untersuchen. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Musikhören mit weniger Stress und besserer Stimmung assoziiert war. Insbesondere fröhliche Musik war mit Vorteilen verbunden. Interessanterweise profitierten Personen mit höherem chronischem Stress am meisten vom Musikhören.
Die Autoren diskutieren verschiedene Erklärungsansätze für diese Befunde. Musik könnte helfen, Erregungszustände auf ein optimales Niveau zu regulieren und die Stimmung aufzuhellen. Fröhliche Musik löst möglicherweise über Belohnungsmechanismen positive Emotionen aus. Für gestresste Personen stellt Musik eine leicht zugängliche Bewältigungsstrategie dar.
Die Studie hat jedoch einige Einschränkungen, die bei der Interpretation zu beachten sind. Die Stichprobe war nicht repräsentativ, die Effektstärken waren klein und aufgrund des Beobachtungsdesigns können keine kausalen Schlüsse gezogen werden. Zudem fehlt eine Kontrollgruppe ohne Lockdown. Die Musikstücke selbst wurden nicht erfasst, sodass keine Aussagen zu Genres oder Musikmerkmalen möglich sind. Es bleibt offen, ob die Ergebnisse pandemiespezifisch sind. Insgesamt liefert die Studie wertvolle neue Erkenntnisse zur Rolle von Musik während psychologisch belastender Perioden. Sie unterstützt die Annahme, dass Musikhören eine einfach zugängliche Methode zur Stressreduktion und Stimmungsaufhellung im Alltag darstellt. Für Personen mit erhöhtem Stress könnte Musik daher besonders hilfreich sein.
Version 2
Die alltäglichen Restriktionen während der COVID-19 Pandemie haben im Leben vieler Menschen zu erhöhtem Stress und tiefgreifenden psychischen Problemen geführt. In der Studie Perceptions of Stress and Mood Associated With Listening to Music in Daily Life During the COVID-19 Lockdown untersuchten Anja C. Feneberg und weitere Wissenschaftler*innen den Einfluss des Hörens von Musik auf die Wahrnehmung von Stress und Stimmung im täglichen Leben. Ausgangspunkt hierfür waren die COVID-19 Lockdowns im Jahr 2020 – ein Ausnahmezustand, der die Psyche der Menschen ganz besonders herausforderte. Die ausgehende Forschungsfrage der Autor*innen lautete: War das Hören von Musik im täglichen Leben während der COVID-19 Pandemiebeschränkungen mit weniger Stress und einer besseren/ausgeglicheneren Stimmung verbunden?
Die Feldstudie wurde im kurzen Zeitraum vom 1. April bis 8. Mai 2020 bei Erwachsenen aus Österreich und Italien durchgeführt. Mit Hilfe einer App dokumentierten die teilnehmenden Personen täglich Daten über ihr Hörverhalten und ihre derzeitige Stimmung. Der insgesamt wahrgenommene chronische Stress wurde am Ende der Studie einmalig bewertet.
Die Wissenschaftler*innen bestätigen ihre Grundannahme, dass das Hören von Musik mit einem geringeren Stressniveau und einer Verbesserung der Stimmung in Verbindung gebracht wurde, insbesondere wenn die Musik als fröhlich empfunden wurde. Auch Personen mit einem höheren chronischen Stressniveau berichteten über eine verbesserte Stimmung nach dem Musikhören. Eine Erklärung der Autor:innen für die Ergebnisse ist, dass fröhliche Musik möglicherweise zu positiven Emotionen führt und dadurch die Stimmung verbessert.
Die Studie betont jedoch auch, dass vor der Pandemie durchgeführte Untersuchungen ein vielschichtiges Zusammenspiel zwischen der Ausprägung von Stressoren und deren Bewältigung durch Musikhören offenbaren. Solche Untersuchungen deuteten darauf hin, dass die stressreduzierende Wirkung des Musikhörens weniger stark ausgeprägt sein könnte, wenn Personen mit intensiven oder chronischen Stressoren konfrontiert sind. Diese Schlussfolgerung stellt die positiven Auswirkungen von Musik im Zusammenhang mit einem globalen Stressor, wie einer Pandemie, in Frage. Zudem ist auch die Repräsentativität der Studie fragwürdig. Die Teilnehmenden stammen aus nur zwei Ländern Europas: Italien und Österreich. Das mittlere Alter der Gruppe schließt mit 24 Jahren auf junge Erwachsene und ist damit nicht repräsentativ für alle Altersgruppen. Zudem spielten verschiedene Musikstile keine Rolle. Um die Effektwirkung der Untersuchung abschließend einschätzen und vergleichen zu können, müsste die Studie mit einer Gruppe ohne Pandemiebeschränkungen gemessen werden.
Version 3
Die Studie „Perceptions of Stress and Mood Associated With Listening to Music in Daily Life During the COVID-19 Lockdown“ von Anja Feneberg et al. untersucht die Auswirkungen von Musik auf den Stress und die Stimmung der Menschen während des COVID-19-Lockdowns. Die Autoren haben eine wichtige Forschungslücke identifiziert und versucht, diese durch eine sorgfältige Untersuchung zu schließen. Dennoch gibt es einige Aspekte dieser Studie, die kritisch betrachtet werden sollten.
Eine der Stärken der Studie liegt in ihrer Methodik. Die Autoren haben eine Online-Umfrage verwendet, um Daten von Teilnehmern zu sammeln, die während des Lockdowns Musik gehört haben. Dies ermöglichte eine breite Teilnahme und eine große Stichprobe. Die Verwendung standardisierter Fragebögen zur Messung von Stress und Stimmung stärkt die Validität der Ergebnisse. Darüber hinaus wurden statistische Analysen durchgeführt, um Zusammenhänge zwischen Musik, Stress und Stimmung zu untersuchen.
Ein weiterer positiver Aspekt ist die sorgfältige Auswahl der Teilnehmer. Die Autoren haben darauf geachtet, dass die Teilnehmer verschiedene Altersgruppen, Geschlechter und musikalische Vorlieben repräsentieren. Dies erhöht die Repräsentativität der Ergebnisse und ermöglicht eine umfassendere Interpretation der Daten.
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass Musik einen signifikanten Einfluss auf den Stress und die Stimmung der Teilnehmer während des Lockdowns hatte. Die meisten Teilnehmer gaben an, dass Musik ihnen half, sich zu entspannen und ihre Stimmung zu verbessern. Dies ist ein wichtiger Beitrag zur Forschung, da es zeigt, dass Musik eine wirksame Bewältigungsstrategie in Zeiten von Stress und Isolation sein kann.
Trotz dieser positiven Aspekte gibt es jedoch auch einige Schwächen in der Studie. Ein Hauptproblem ist die Verwendung von Selbstberichten, um Stress und Stimmung zu messen. Selbstberichte können subjektiv sein und zu Verzerrungen führen. Eine objektivere Messung, wie beispielsweise physiologische Indikatoren, könnte die Validität der Ergebnisse verbessern.
Ein weiterer Schwachpunkt ist die begrenzte Dauer der Studie. Da der Lockdown zu verschiedenen Zeitpunkten endete, könnte dies die Ergebnisse beeinflusst haben. Eine längere Beobachtungszeit und eine Nachuntersuchung der Teilnehmer wären wünschenswert, um die Langzeitwirkungen von Musik auf den Stress und die Stimmung zu untersuchen.
Darüber hinaus könnte die Studie von einer Kontrollgruppe profitieren, die keine Musik gehört hat. Dies würde es ermöglichen, den spezifischen Einfluss von Musik auf den Stress und die Stimmung zu isolieren und potenzielle alternative Erklärungen auszuschließen.
Insgesamt liefert die Studie von Anja Feneberg et al. interessante Einblicke in den Zusammenhang zwischen Musik, Stress und Stimmung während des COVID-19-Lockdowns. Trotz einiger methodischer Schwächen bietet sie wichtige Erkenntnisse und legt den Grundstein für zukünftige Forschungen auf diesem Gebiet. Es wäre jedoch wünschenswert, dass zukünftige Studien die genannten Einschränkungen berücksichtigen und alternative Methoden zur Messung von Stress und Stimmung einsetzen.
Gewinnspiel
- Die Studie ist beispielsweise unter folgendem Link kostenfrei downloadbar: https://jamanetwork.com/journals/jamanetworkopen/fullarticle/2800161
- Mailen Sie uns Ihre Lösungen bis 31. Oktober 2023 an nmznmz.de (nmz[at]nmz[dot]de), unter den richtigen Einsendungen verlosen wir unter anderem das Buch von Albrecht Dümling zu den Weintraubs Syncopators. Das Resümee unserer Stipendiatinnen und die Auflösung veröffentlichen wir ab 1.11. unter www.nmz.de
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