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Die Biermösl Blosn beim Musikmagazin taktlos. Foto: Hufner
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Der Schein heiligt die Mittel: Standing Ovations beim Abschied der „Biermösl Blosn“

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„Warum Fürth?“ Es scheint die Frage des Abends zu sein. Niemand im Publikum kann sich so recht erklären, warum die bayerische Kultband "Biermösl Blosn" das Fürther Stadttheater als den Ort ihres Abschieds ausgewählt hat. Das letzte Konzert der Brüder Hans, Michael und Christoph Well nach 35 Jahren und rund 3.000 Auftritten - ausgerechnet in Franken.

Das Trio gibt sich anfangs ebenso ratlos: "Wir wissen auch nicht, welches unergründliche Schicksal uns ausgerechnet an unserem letzten Abend nach Fürth geführt hat, dem Eldorado von Pleiten, Pech und Pannen." Die Well-Brüder haben sich über die Nachbarstadt Nürnbergs informiert: Hickack um ein neues Einkaufszentrum, die Absage an ein Haus der Geschichte in Fürth, immer noch 2. Liga. Genug Stoff, um der sogenannten Kleeblattstadt einen musikalischen Reim zu widmen. Wie so mancher der bissigen Verse in den letzten drei Jahrzehnten ist auch dieser wieder erst kurz vor dem Auftritt fertig geworden. Darum singen die Well-Brüder mit einer Vorlage.

Trennung am Jahrestag des Stoiber-Rücktritts

Die ganze Wahrheit kommt erst auf den Tisch, als Fürths Oberbürgermeister Thomas Jung die Bühne betritt. Als Abschiedsgeschenk hat er eine neue Sorte jenes Fürther Biers dabei, über das sich die "Biermösl Blosn" immer wieder lustig gemacht hat. Das scheint Drohung genug: "Wir haben diesen Tag tatsächlich ganz bewusst für unsere Trennung ausgewählt", rücken die Musiker nun endlich heraus. "Heute vor fünf Jahren ist Edmund Stoiber als bayerischer Ministerpräsident zurückgetreten."

Und es soll schließlich die damalige Fürther Landrätin Gabriele Pauli gewesen sein, die diesen Rücktritt eingeleitet hat. Also offenbar der perfekte Tag und der perfekte Ort, um ein allerletztes Mal die CSU, ihre Minister und Staatssekretäre musikalisch anzugiften. Aber auch die katholische Kirche, die Bauern, die Heimatforscher und die Banken bekommen ihr Fett weg.

Querulante Volksmusik

In der Rolle von katholischen Würdenträgen verlangen die Well-Brüder nach jungen Priestern zum Abendmahl. Für die bayerische Landesbank bitten sie um eine Kollekte. "Aber bitte nur Scheine. Denn der Schein heiligt die Mittel." Dann ein kräftiger Seitenhieb in die rechte Ecke: "Wenn der Verfassungsschutz einmal verboten werden sollte, hat die NPD ein großes Problem."

Zugleich präsentieren sich Hans, Michael und Christoph Well wieder einmal als virtuose Musiker: Ob Tuba, Querflöte, Posaune, Harfe, hohe Trompete, Drehleier oder Gitarre - scheinbar jedes Instrument ist für die querulante Volksmusik der Kultband geeignet. Mehrmals gibt es Standing Ovations. Das liegt aber auch an dem Kabarettisten Gerhard Polt, der an diesem Abend mit auf der Bühne steht und mit seiner Parodie als Chef einer Kreissparkasse oder in der Rolle eines Feuerwehrvereins-Vorsitzenden brilliert.

Abschied mit Wehmut

Doch dann heißt es endgültig Abschied nehmen. "Das war der letzte Abend, an dem ich gemeinsam mit meinen Brüdern auf der Bühne stand. Es hat wahrlich schon schönere Tage in meinem Leben gegeben", bedauert Hans Well die Trennung. Er danke seinen Brüdern für die vergangenen 35 Jahre. Auch Gerhard Polt sei ein wichtiger Wegbegleiter gewesen.

Eine allerletzte Zugabe entlockt das Publikum der "Biermösl Blosn" nach minutenlagem Applaus. Drei riesige Alphörner ragen von der Bühne bis in die erste Reihe des Theaters. Etwas Jazziges wollen sie ihren Fans auf diesen Instrumenten noch vorblasen. "Jetzt werdet ihr gleich merken, wer von uns heute Knoblauchsuppe gegessen hat." Kein Zweifel: Das Trio hinterlässt zum Abschied einen bleibenden Eindruck.

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