Die Sächsische Staatskapelle verband ihre erste ausschließlich China gewidmete Tour mit einem Zusammenspiel der besonderen Art: Nicht nur Konzerte, wie üblich, sondern auch eine Ausstellungseröffnung gab es in China. Und da deren Exponate aus den Staatlichen Sammlungen von Berlin, Dresden und München stammen, gab es auch ein klingendes Stelldichein von Mitgliedern der Staatskapellen aus Berlin und Dresden mit dem Bayerischen Staatsorchester München.
Was die Sächsische Staatskapelle daheim in Dresden nicht hat, das findet sie auf internationalen Gastspielen – einen ihrer besonderen Klangqualität entsprechenden Konzertsaal. Auf absehbare Zeit wird das gewiss erst einmal so bleiben, den 463 Jahren ihres Bestehens zum Trotz. Während der soeben beendeten vierten China-Tournee des Orchesters steuerten die knapp 100 auf Reise geschickten Musikerinnen und Musiker unter Leitung von Gastdirigent Nikolaj Znaider gleich drei exorbitante Konzertstätten an. Dem Auftakt im Oriental Art Center Schanghai folgte ein Abend im neuen Opernhaus der Millionenstadt Guangzhou, und mit den beiden Konzerten im National Center for the Performing Arts von Peking war der Ausflug ins Reich der Mitte noch lang nicht vorbei. Denn es stand noch die Ausstellungseröffnung eines Mammutprojekts bevor. Im Nationalmuseum der chinesischen Hauptstadt wurde am 1. April „Die Kunst der Aufklärung“ eingeweiht. Da diese ein ganzes Jahr lang zu sehende Schau von den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden gemeinsam mit den Staatlichen Museen Berlin und den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen München kuratiert worden ist, sollten auch die Staatsorchester dieser drei deutschen Städte in einen Klangkörper gewandelt werden. Unter Stabführung von Lorin Maazel steuerte dieses Debüt-Orchester Beethovens „Eroica“ bei und reichte als Zugabe Mozarts ebenfalls von aufklärerischem Gedankengut beseelte „Figaro“-Ouvertüre nach. Stehende Applaus war die Folge.
Waren die Konzerte in den drei grandiosen Neubauten von je etwa 2.000 Menschen besucht, so dürfte nach den zusätzlichen Sponsoren- und Sonderkonzerten durchaus die Grenze von 10.000 Konzertgängern berührt worden sein.
Im wechselnden Konzertplan standen Kompositionen von Brahms und Bruch, dessen 1. Violinkonzert der Chinese Mengla Huang interpretierte, sowie von Tschaikowski und Weber auf dem Programm. Die architektonischen Unikate, die mit dieser Musik gefüllt worden sind, stammen vom Franzosen Paul Andreu – die Konzertstätten in Peking und Schanghai – sowie von Zahid Hadid, die das imposante Opernhaus in Guangzhou schuf. Der Umbau des aus den 1950er Jahren stammenden Nationalmuseums direkt am Platz des Himmlischen Friedens wurde vom deutschen Architekten-Büro gmp (Meinhard von Gerkan, Volkwin Marg und Partner) ausgeführt. Offizielle Baukosten des nunmehr größten Museums der Welt: 2,5 Milliarden Yuan, das entspricht etwa 250 Millionen Euro.