„Schön, dass Sie nach so viel zeitgenössischer Musik immer noch da sind!“ Warum Martin Grubinger glaubt, verbale Fleißbildchen verteilen zu müssen, bleibt unklar. Zwar sind Anders Koppel und Bruno Hartl zweifelsfrei Zeitgenossen, aber ihre Konzerte für Marimbaphon und Streicher stellen wahrlich keine unüberwindlichen Schwierigkeiten an das Abopublikum. Genau genommen hat das Phänomen Martin Grubinger mit der Frage nach der Vermittelbarkeit Neuer Musik auch gar nichts zu tun. Es ist vielmehr dort angesiedelt, wo manuelle Virtuosität unmittelbar in die Urkraft des Musikalischen umschlägt.
Insofern war sein Regensburger Konzert ein Beweis dafür, dass kaum die Gefahr besteht, der Musiker Martin Grubinger könne hinter den Anekdoten verschwinden, die sich rund um den 27-jährigen Wunderknaben mit der Ausdauer eines Athleten auftürmen. Selbst wenn die genannten Konzerte, von den zirzensischen Herausforderungen an den Solisten abgesehen, wenig Substanz bieten – einzig die ersten beiden Sätze des Hartl-Stückes können ein gewisses musikalisches Interesse beanspruchen – überträgt sich mit der Intensität und schieren Lust, die Grubinger ausstrahlt, eine Unbedingtheit des Ausdrucks, die weit über die Werke selbst hinausweist.
Wie er außerdem die hier, ebenso wie in den drei Piazzolla-Tangos oft auch solistisch geforderten Musiker der Camerata Salzburg (unter der Leitung André de Ridders spielen die übrigens einen famosen Mozart und Haydn) ganz selbstverständlich in seine Kommunikation mit dem Publikum einbezieht, das macht ihn zum idealen Vermittler jeglicher Art von Musik.
Die Akrobatik, mit der er bei der ersten Zugabe die Sticks auf der Trommel und um sie herum wirbeln lässt, findet ihre nach innen gewandte Entsprechung im abschließenden Marimba-Choral: ein einziger großer Prozess des Ein- und Ausschwingens von Klanghölzern – Musik in ihrer elementarsten Form.