Auch die zweite Sendung des Musikformats „Jamsession mit Manu Katché und Alice Tumler“ konnte überzeugen. Wenngleich mit einer kleinen Einschränkung: der aufgekratzten New Yorker Band „The Virgins“, die scheinbar aus zusammen gewürfelten, ehemaligen männlichen Laufstegmodellen besteht und deren Anwesenheit sich nicht ganz erschloss, weil sie doch einen relativ schnöseligen Musikstil der 80er-Jahre bieten und eher durch Attitüde und aufgesetzte Pose denn durch außergewöhnliche Musikseele auffallen.
Allerdings standen diesem Minuspunkt brillante Auftritte von James Morrison, Randy Crawford (mit Joe und Nicklas Sample) oder der Sängerin Anais gegenüber. Weitere Gäste waren The Kills und Craig David. Begleitet wurden die Auftritte von mehr als ansehnlichem Hintergrundmaterial: Interviews mit den Künstlern, ein eingeflochtenes Making-of der musikalischen Begegnungen und Impressionen von Soundcheck bzw. Vorbereitungen der Künstler.
Eine geschwinde Zusammenfassung:
Mit Soulpop aus den Tiefen der 70er begeisterte James Morrsion. Einfühlsam und nachdrücklich präsentierte er seine Songs und wusste ebenfalls zum Finale der Sendung im Duett mit Anais zu gefallen. Ein Weißer mit schwarzer Stimme, der zwar allzu gerne in den Pop abgleitet, doch durch einsame Momente diesen „Makel“ wieder ausmerzen konnte.
Craig David, dem seit den frühen 2000er Jahren die Erfindung des „2 step bzw. Garage-Stils“ nachgesagt wird, wandelte sich mittlerweile zum „Drum & Bass bzw. Akustik“ - Künstler. Begleitet von gerade mal einer Gitarre zeigte er großes Talent und Können, spielte mit Stimme, Wortakrobatik und Timbre, musste sich jedoch den nicht unberechtigten Kommentar aus dem Backstage -Bereich von Kollegin Anais gefallen lassen, seine Performance sei etwas „zu smart“. Jene Anais, deren erstes Album immerhin Kritiker-Beachtung fand, ging da als Wandlerin zwischen Pop, Songwriting, Rap und Rock etwas unsentimentaler zu Werke. Imposant bei ihr: eine Stimme, die durch die Songs führt, aber nicht zu dominant ist. Ein begeisternder Auftritt.
Dem elektronischen Duo „The Kills“ (aus den USA: Alison Mosshart, aus UK: Jamie Hince) darf man getrost einen so genannten „Vollschlag“ attestieren. Einen positiven natürlich. Das zeigt sich zum einen im Interview mit Alice Tumler (man beachte Alison Mosshart Verhalten), zum anderen in ihrem Auftritt, der aus zwei Stimmen, zwei Gitarren und jeder Menge elektronischer Rhythmen besteht. Spannend, irgendwie knisternde aber nicht gespielte Erotik der beiden Akteure und Songfetzen, die mit herkömmlichen Pop- oder Rockschemata nichts gemein haben. Dass sich beide dem Kommerz und den Medien verweigern, hat durchaus seine Berechtigung. Großartig, die Beiden.
Den fulminanten Abschluss bildet der Auftritt von Randy Crawford begleitet von den Sample Brüdern. Viel bleibt zu dieser Ausnahme-Soul- und Jazzsängerin nicht zu sagen. Eine fantastische Band bereitet Randy Crawford ein Fundament, das jene selbstverständlich auszufüllen weiß.
Eine weitere Jam-Session, die gefallen hat und online für die nächsten sieben Tage kostenlos auf plus7.arte.tv nachzusehen ist.
Kleiner Tipp: Über die ARTE Internetseite (Programm vom Samstag) kann man sich zum Dossier „One Shot Not“ verlinken und so noch mal Impressionen auch vergangener Sendungen für ca. 30 Tage ansehen.
One Shot Not / Jam-Session mit Manu Katché und Alice Tumler
(Frankreich, 2008, 78 min), ARTE F, mit deutschen Untertiteln
Regie: Frédéric Fiol,
Interpreten: The Kills, James Morrsion, Craig David, The Virgins, Anais, Randy Crawford
Wiederholung: Keine Wiederholungen
Online: Sieben Tage kostenlos auf plus7.arte.tv (ab 02.03.09)