Weltweite Informations-, Waren- und Finanzflüsse, Kommunikations-, Transport- und Reisewege machen Fernes nah, Fremdes vertraut und Antipoden zu Nachbarn. Die Welt wird zum „globalen Dorf“.
Auf das Schrumpfen von Raum und Zeit im Zuge der medialen Allgegenwart von Musik sämtlicher Weltgegenden, Kulturen und Epochen reagieren immer mehr komponierende Zeitgenossen mit stilübergreifenden, transhistorischen und interkulturellen Werken. Auch mancher Konzertveranstalter stellt inzwischen entsprechende Programme zusammen.
Das Japanische Kulturinstitut Köln präsentiert am 2. Dezember neben Werken von Richard Strauss und Camille Saint-Saëns zwei neue Stücke für dieselbe Besetzung von Michiko Kawagoe. Die Konzertreihe „Musik der Zeit“ des WDR Köln bietet vom 7. bis 9. Dezember im Funkhaus und der Kölner Philharmonie unter dem Motto „Rausch und Ratio“ sechs Konzerte, durch die alle der späte Beethoven mit seiner meisterhaften Verbindung von Ausdruck und Konstruktion zu geistern verspricht. Die Uraufführungen stammen von Arnulf Herrmann, Manuel Hidalgo, York Höller, Nicolaus A. Huber, Jorge Lopez, Isabel Mundry und Emilio Pomárico. Jörg Widmann dagegen setzt sich in seinem neuen Orchesterwerk für die Wiener Philharmoniker unter Leitung von Pierre Boulez, das am 27. Januar in Salzburg erstmals erklingt, mit dem dort als Lokal-, sonst als Weltheiligen verehrten Mozart auseinander.
Die Reihe „musica viva“ des BR bietet am 12. Januar im Münchner Herkulessaal ein internationales Programm mit neuen Werken von Jin-Ah Ahn, Wilhelm Killmayer, Anders Eliasson und der Zweitaufführung von „The Compass“ für Didgeridoo, Flöten und Orchester der koreanisch-australischen Komponistin Liza Lim. Polyglott durch den Weltkreis oder zumindest durch verschiedene Stile, Techniken, Schau- und Probierräume des Outdoor-Ausstattungshauses Globetrotter im Kölner Olivandenhof geht es am 21. Januar im Raum-Klang-Licht-Installations-Konzert von Hae-Kyung Choi, das die Landesmusikrats-Reihe „Komponistinnen aus NRW“ ermög-licht. Paradebeispiel eines interkulturell arbeitenden Komponisten ist der 1955 in Hiroshima geborene Toshio Hosokawa. Aufgewachsen mit europäischer Kunstmusik ging er für das Studium nach West-Berlin zum Exilkoreaner Isang Yun, später nach Freiburg zum Schweizer Klaus Huber, um erst zurück in Japan die Musik seines Heimatlandes für sich zu entdecken. Mit gleich drei Uraufführungen ist er unangefochten der Komponist des Monats:
Am 21. Januar erklingen erstmals seine „Zwei Blumenlieder“ für Frauenchor nach Hermann Hesse im Opernhaus Hannover, am 23. folgt sein neues Stück für das Atlas Ensemble und dessen Leiter Ed Spanjaard im Muziekgebouw Amsterdam und am 27. Januar die Uraufführung seines neuen Werks für das Tokyo Symphony Orchestra in der Suntory Hall Tokyo. Einen japanisch-deutschen Schlusspunkt setzt am 31. Januar in Duisburg Gerhard Stäbler mit einem neuen Werk für Orchester und die japanische Mundorgel Sho.
Weitere Uraufführungen:
01.12.: Michael Pelzel, Friedrich Cerha, neue Orchesterwerke, musica viva Herkulessaal München
03.12.: Stephan Winkler, Mutters Wunsch. Trauerspiel für Kinder, Leibniz-Gymnasium Bad Schwartau
06.12.: Philipp Maintz, gelände/zeichnung für Klavier und Live-Elektronik, Klangspuren plus München
07.12.: Andrea Melloni, Francesco Filidei, Érik Marty, Noriko Baba, neue Werke für Ensemble ascolta, Theaterhaus Stuttgart
10.12.: Mark-Anthony Turnage, Hidden Love Song für Saxophon und Orchester, Görreshaus Koblenz
14.12.: Lera Auerbach, Doppelkonzert für Violine, Klavier und Orchester, Liederhalle Stuttgart
18.01.: Sharokh Khajenouri, Hannes Galette Seidl, neue Werke, Neues Museum Weserburg Bremen
19.–28.01.: Festival Ultraschall Berlin mit neuen Werken von Unsuk Chin, Beat Furrer, Juliane Klein, Bent Sørensen und Samir Odeh-Tamimi
24.01.: Wolfgang Heisig, August Stramm für Phonola und Sampler, Gewandhaus Leipzig