Wien. Enttäuschung für Grönemeyer-Fans. Weil im Mozart-Saal das Arditti-Streichquartett das neueste Stück von Dror Feiler aufführte, musste das Grönemeyer-Konzert im Großen Saal des Wiener Konzerthauses abgebrochen werden. Der ohrenbetäubende Lärm des Quartetts habe die zarte, sensible musikalische Lyrik von Herbert Grönemeyer komplett zugedeckt.
Dies wollten die Veranstalter den Hörern des Festivals „Wien grölt“ nicht zumuten. Das Konzert mit Herbert Grönemeyer soll jetzt in dem akustisch sicheren Salzbergwerk Asse II in Niedersachsen nachgeholt werden. „Akustischer und atomarer Restmüll passen auch realistisch gesehen viel besser zusammen“, meinte Herbert Grönemeyer, bitterlich weinend bei der Pressekonferenz vor Mozarts Grab auf dem Wiener Zentralfriedhof.
Berlin – Gütersloh: Wissenschaftsministerin Annette Schavan hat ihr Amt formlos an die Bertelsmann-Chefin Liz Mohn übertragen. Dies wurde durch das soeben von der Regierungskoalition verabschiedete Gesetz „Profi-Politik für Projektmanagement“ möglich. Als erste Amtshandlung vollzog Mohn die Schließung aller öffentlich geförderten Musikausbildungsstätten. „Diese verschnarchten und verschorften Steuermittel-Fresser haben doch seit fünfzig Jahren kommerziell und gesellschaftlich gesehen komplett versagt“ – so Mohn bei der Generalversammlung des Deutschen Musikrates, der sich daraufhin spontan auflöste. Und weiter: „Ich werde dafür sorgen, dass mithilfe eines musikalischen Betreuungsgeldes in jeder deutschen Familie wieder Musik in der Luft liegt – und zwar die richtige“.
Berlin: Ebenfalls auf der Basis des christlich-neoliberalen Gesetzes „Profi-Politik für Projektmanagement“ übergab Kulturstaatsminister Bernd Neumann sein Ressort an den soeben freigewordenen amerikanischen Präsidentschaftskandidaten Mitt Romney. „Zur Stärkung des transatlantischen Bündnisses ist der supranationale Einsatz von starker Kulturkompetenz der Weg in die globale Zukunft“ – meinte Neumann beim Stammtischgespräch in der Bremer Seemannskneipe „Pest statt Cholera“. Romney ließ bereits verlauten, dass er die „very boring German National-Hymne“ auch aus Tantieme-Gründen schleunigst durch Michael Jacksons „Bad“ ersetzen lasse.
München: Die neuen GEMA-Tarife für Clubs und Discotheken führen ab April kommenden Jahres zu Tantieme-Steigerungen für die Veranstalter von bis zu 430 Prozent. Das gefährde – so der Branchenverband DEHOGA – die Existenz einer blühenden deutschen Kulturlandschaft. Dem will Bayerns freidemokratischer Wirtschaftsminister Martin Zeil mit einer revolutionären Geschäftsidee entgegenwirken. Der Verkauf von Marihuana, Extasy und K-O.-Tropfen an über 14-jährige am Disco-Tresen soll legitimiert werden. „Das erlaubt uns“ – so Zeil – „eine genaue Kontrolle des Absatzes, schafft reichlich Umsatz und Steuereinnahmen und verhindert die Ausbreitung eines kriminellen Drogen-Schwarzmarktes.“
Esslingen am Neckar / San Francisco am Pazifik: Der Helbling-Verlag und das Internetunternehmen für Kurzmitteilungen „Twitter“ kooperieren künftig eng: Unter dem Namen „Twing“ werden Chorstücke veröffentlicht, die nicht mehr als insgesamt 140 Noten enthalten dürfen und höchstens 27 Silben. „Wir müssen für die neue Generation der digital natives eine eigene Sprache finden, auch in der Chormusik“, sagte Verleger Markus Spielmann bei der Vorstellung der ersten zehn Twitter-Kompositionen von Friedhilde Trüün auf dem Busbahnhof von Innsbruck-Neu-Rum. Unter der Adresse twingelingeling.com sind schon drei Mitglieder dem Netzwerk beitreten: Dabei handelt es sich um das innovationshungrige Präsidium des soeben neu firmierten Bundesverbandes Deutscher Chorverbände BDC.