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Imbiss in Donaueschingen - Tag 1
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Imbiss in Donaueschingen – Tag 1

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Mit Würsten und Freibier angemessen in Donaueschingen-Mitte begrüßt, startete heute die studentische Neigungsgruppe Avantgarde voll durch: „Off“ ist jetzt „on“. Tag 1 im schönsten Land in deutschen Gau’n.

Am 16. Oktober Die Klassenfahrt geht weiter: Unausgeschlafen aber bester Dinge reiste der studentische Pulk um 9.15 Uhr nach Trossingen, dessen Musikhochschule einlud, mit Musikwissenschaftlern und Komponisten ins Gespräch zu kommen. Der Tag begann didaktisch ganz klassisch mit der frontalen Darbringungsvariante, dem genuinen Lehrervortrag, wir gedachten Mauricio Kagels und ließen uns von Armin Köhler aufs musikstarke Wochenende einstimmen.

Noch eben im Nebensatz rückte Herr Köhler das Koordinatensystem Student-Veranstalter zurecht („Gerade Sie jungen Leute!“), um im Anschluss zuallernächst des in Stockholm wohnenden Komponisten Dror Feilers neusten Output zu bewerben. Dieser, kündigte Jener an, videoinstalliere und performe am Wochenende mit Filmschnippseln über die kolumbianische „FARC“ („Sind das Terroristen oder Freiheitskämpfer?“), wobei die Gefilmten seit Frühjahr d.J. nicht mehr seien. „Das berührt sehr.“ Fraglos. Ob Feiler neben der FARC noch ein anderes Sujet brächte: Ja, „hier spielt dann auch ein Müllauto eine Rolle“, am Sonntag würde „ein Müllautokorso mit 100 Laienmusikern durch ganz Donaueschingen ziehen.“ Das ist der Materialfortschritt im endlichen Wortsinne! Und dann rutscht Herrn Köhler noch dieser Satz heraus: „Müll heißt das Abschlussstück. Ein ganz normales Konzert“, was irgendwie Freudsch fehlgeleistet klingt (wobei der Grund dafür sein mag, dass die Äußerung sinnentfremdend und aus dem Kontext heraus zitiert wird).

„Ist das nun Kunst, oder ist das nun keine Kunst?“

Alsdann die ganze Bagage weiter zog in den Konzertsaal der Trossinger Musikhochschule, dem so genannten Off-Konzert 1 beizuwohnen, gewann ebenjener Filterungsprozess (Kunst? Terroristen?) an Immanenz. Kurz: Die Spieler waren gut. „Gilt immer.“ (Angesichts der fortgeschrittenen Tageszeit ist Peer Steinbrücksche Halbsätzigkeit geboten.)

Um 20 Uhr lud man zur SWR-Liveübertragung der Gesprächrunde (bzw. deren Urhebung an Ort und Stelle): „100 Jahre Neue Musik – was nun?“. Geladen waren gewesen, dem mir vorliegenden Vorprospekt folgend, Werner Klüppelholz (Musikpädagoge: „20 und 30 Schulmusik-Erstis aus Nordrhein-Westphalen kennen keinen Komponisten aus dem 20. Jahrhundert“), Saed Haddad (aus Jordanien), Pierre Boulez (aus Baden-Baden), Sven Hartberger (aus Wien) – wobei an Boulezens statt „live spezial“, so hieß die Sendung, Enno Poppe erschien. Neben Meret Forster (ehemals aus Leipzig) moderierte Christine Lemke-Matwey, die leichterdings dem Ausgang der Diskussion triftigen Ausgang verlieh, indem sie das Schlusswort der Runde sich selbst gönnte.

Punkt 24 Uhr. Ende Tag 1.

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