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Prokofjews „Der Spieler“ in Frankfurt: Frank van Aken und das Ensemble. Foto: Monika Rittershaus
Prokofjews „Der Spieler“ in Frankfurt: Frank van Aken und das Ensemble. Foto: Monika Rittershaus
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Kreisend grassierende Monetomania: Prokofjews „Der Spieler“ an der Frankfurter Oper

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Künstlerische Entlarvung von Casino-Mentalität gegenüber der EZB – und das von einem Meister des realistischen und oft sozialkritischen Musiktheaters. Das musste doch fulminanter Abend werden… und es gelang leider nicht so attackenreich wie erhofft. Aus den Dialogen von Dostojewskis Roman hat sich der junge Sergej Prokofjew sein Libretto destilliert. Auch nach über einhundert Jahren sind die zentralen Inhalte gespenstisch aktuell: Der Ruin der Menschen, wenn alle Werte in Geld verwandelt und gehandelt werden.

Da hat ein dubioser Marquis den spielsüchtigen General finanziell abhängig gemacht und nebenbei auch mal dessen reizvolles Mündel Polina verführt. Da wechselt eine geld- weil renommiersüchtige Halbweltdame vom General zum nächsten Fürsten. Darum herum kreist eine Halbmenschenwelt mit Casino-Mentalität. Mitten drin steht mit Alexej der Hauslehrer der Generalskinder – verliebt in Polina, die er nur durch viel Geld beim Marquis auslösen kann. Alle Hauptfiguren hoffen so auf den Tod der reichen Großmutter und die erlösende Erbschaft. Nur taucht diese Babuschka in „Roulettenstadt“ auf, verspielt in wenigen Tagen provokant-lustvoll ihr ganzes Geld und so scheitern die Hoffnungen, Pläne und Sehnsüchte aller… als wär’s ein Stück aus unseren Tagen.

Dafür hat sich Regisseur Harry Kupfer von Hans Schavernoch eine schicke Welt mit drehbaren Salonmöbeln bauen lassen, die um eine rouletteartige Leuchtscheibe kreist und dann auch noch auf zwei gegenläufig kreisenden großen Drehscheiben den Irrsinn unseres Tanzes um das „Geld-Kalb“ visualisiert. Dahinter jedoch verläuft eine bühnenbreite Milchglasscheibe mit Einzelzimmern. Das diskrete medizinische Personal führt später mal den tobenden General in der Zwangsjacke ab – alles eine vornehme Irrenanstalt? Doch über dieser Szenerie dient eine zweite große Milchglaswand als Projektionsfläche für Hotel-Lounges und -Hallen sowie Las Vegas-Leuchtreklamen – und dann auch für einen Meteoriten, der auf die Erde zufliegt, am Ende einschlägt und in einem kosmischen Feuerball alles untergeht. Keine dieser angerissenen Ebenen jedoch wurde von Kupfer fesselnd durchgeformt. Der frühere Meister der Personenregie blieb auch in der Figurenzeichnung inkonsequent: kein überzeugendes gesellschaftliches „Oben“ und „Unten“, mal gleichnishaft wirkende Gespenstergesichter, mal realistisches Agieren, mal nur aufgesetzt wirkender Aktionismus.

Auch das sonst schon selbstverständliche „Frankfurter Glück“ von hinreißenden Solisten stellte sich nur in Teilen ein. Frank van Akens Alexej und sein wuchtiger Tenor überzeugten weder als Hauslehrer-Underdog noch als neureicher Protz. Barbara Zechmeisters Polina war nur eisiges Weibsteufelchen. Clive Bayleys General wirkte nur wie ein zerfahrener Neurotiker. Martin Mitterrutzners oft gleißender Intriganten-Tenor passte zwar zum Marquis, als Figur aber war er zu leichtgewichtig für den zentralen Finanz-Mafioso. Doch dann wurde Anja Silja als Babuschka im Rollstuhl unter all dies Gelichter hereingeschoben – und dieser andere „Besuch der Alten Dame“ geriet zum Zentrum des Abends. „Die Silja“ und Dirigent Sebastian Weigles mal flüssig-flinker Parlando-Ton, die kantigen Klang-Umbrüche, die schrillen Exaltationen all dieser Geld-Hysteriker und Monetomanierinnen, auch die niederschmetternden Orchesterschläge des Scheiterns verdienten allen Beifall.

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