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Der von der SPD für das Amt eines Staatsministers für Kultur vorgeschlagene Michael Naumann hat die Festspiele in der Bad Hersfelder Stiftsruine als eine „Lachnummer des deutschen Feuilletons“ klassifiziert. Die Aufregung ob dieser Schmähung ist gewaltig, nicht zuletzt, weil der Bund das Schauspielfestival mit zweihundert Tausendmarkscheinen jährlich bedenkt.Wir wollen hier nun nicht über die Qualität der Hersfelder Festspiele, die wir im Gegensatz zum Kulturstaatsminister seit mehr als vier Jahrzehnten kennen, einen Streit beginnen. Wir finden aber, daß sich der künftige oberste Bundeskulturmensch mit seiner Äußerung selbst zur Lachnummer gemacht hat. Er besitzt den Blick für das Unwesentliche, was zwar guter sozialdemokratischer – und nun wohl auch „grüner“ Tradition – entspricht, aber gleichwohl wenig Gutes verheißt. Um bei der Musik zu bleiben: den Bamberger Symphonikern und der Philharmonia Hungarica möchte er die spärlichen Subventionen des Bundes ganz streichen.
Überhaupt will er am liebsten den „Westen“ beschneiden, um das Geld in den „Osten“ zu transferieren, und über die deutsche Filmförderung hat er auch schon nachgedacht. Bevor er nun weiter in die falsche Richtung „nachdenkt“ oder womöglich Daniel Barenboims Lindenoper weitere Millionen in den Opernhausrachen wirft, nur weil dieser dürftig sich präsentierende Musentempel in Berlin liegt, möchte man dem Bundeskultur-Gestalter zwei kleine Vorschläge für sinnvolle Ausübung des Amtes unterbreiten: Das Bundesjugendorchester, das den „Bund“ schon im Titel führt, bedürfte dringend einer festen finanziellen Basis, für die sich vielleicht die Form einer Stiftung empfehlen könnte: Bitte prüfen! Und dann das leidige Dauerthema „Musikschulen“. Man wünschte Michael Naumann eine Familie mit drei musikalisch begabten Kindern und Wohnsitz in, zum Beispiel, Garmisch-Partenkirchen, und dann eine abrupte Versetzung in ein anderes Bundesland, zum Beispiel nördliches SPD-Niedersachsen oder noch besser: SPD-Hessen. Wir garantieren dem Herrn Staatsminister eine wirkliche „Lachnummer“, bei der ihm allerdings die Tränen kommen könnten, wenn er dann seine Zöglinge mit Geige und Flöte verloren auf der Straße stehen sehen würde. Nix Musikschule!
Da die Kultusministerkonferenz, besetzt leider mit „Lachnummern“ (siehe Rechtschreibreform), diesbezüglich nichts zuwege bringt, könnte sich der BuKuMi (Bundeskulturminister) vielleicht moderierend, anregend, ausgleichend, initiativ ins „Spiel“ bringen. Die musikalischen Jungbürger, die ständig etwas von Chancengleichheit, Kultur für alle, musischer Erziehung hören, würden ihrem neuen Hoffnungsträger sicher Dank wissen und in ein befreites Lachen ausbrechen, ohne Nummernzuteilung.