Halle - Volkstümliche Musik aus Irland, Schottland und den USA stehen künftig auf dem Lehrplan der Folkmusikschule (FMS) in Halle/Saale. Am Donnerstag (16. Juni) wird die privat geführte Einrichtung in der Händelstadt offiziell eröffnet. Schüler aller Alterskassen könnten dann die Folkmusik auf typischen Instrumenten wie schottischem Dudelsack, Fiddle oder Irish Flute erlernen, sagte Jan Oelmann, Mitbegründer und Dozent der FMS.
Jan Oelmann stampft mit dem Fuß den Rhythmus eines irischen Volksliedes. «Noch einmal und locker bleiben», mahnt er seine Schülerin Antje Manteuffel bei der Probestunde. Die lässt ihren Bogen über die Fiddle fliegen. Der Berufsmusiker und Musiklehrer Oelmann eröffnet am Donnerstag (16. Juni) in Halle/Saale gemeinsam mit drei Mitstreitern die nach eigenen Angaben erste Folkmusikschule Deutschlands.
Schüler aller Alterskassen sollen dann die Folkmusik Irlands, Schottlands und den USA auf den jeweils typischen Instrumenten erlernen können. Unter anderem auf Fiddle, Irish Bouzouki oder dem Schottischem Dudelsack wollen die vier Dozenten die Folkmusik ihren Schülern vor allem «übers Gehör» beibringen, wie Oelmann betont.
Eigene musikalische Ideen entwickeln
Das sei auch der wesentliche Unterschied zum klassischen Unterricht, sagt er. «Als Lehrende spielen wir die einzelnen Musikparts vor und die Schüler spielen nach», erklärt der gebürtige Franke aus Erlangen und Neu-Hallenser. Oftmals könnten Nuancen der verschiedenen Folkgenres nur auf diesem Weg erlernt werden, meint der 32-Jährige. «Uns ist es außerdem wichtig, einen kreativen Zugang zu diesem speziellen Musikstil zu bieten. Die Schüler sollen in der Lage sein, möglichst bald auch eigene musikalische Ideen zu entwickeln.»
Möglichst bald mit anderen zusammen musizieren
«Ich möchte möglichst bald in der Lage sein, mit anderen zusammen Musik zu machen, zu improvisieren», beschreibt Antje Manteuffel ihr Ziel. Die studierte Archäologin wurde selbst 14 Jahre lang klassisch auf der Geige unterrichtet worden. «Da steht der Perfektionismus im Vordergrund, viel Wert wird auf Technik gelegt», sagt die 29-Jährige. Auch findet sie, dass bei der volkstümlichen Musik der gesellige Aspekt eine große Rolle spiele. Das reize sie. «Ich glaube nicht, dass am Lagerfeuer viele gemeinsam Mozart spielen.»
Schule neben Landesmuseum für Vorgeschichte gemietet
Zwei Musikzimmer hat die Schule im Parterre eines Stadthauses in Nachbarschaft zum Landesmuseum für Vorgeschichte gemietet. Während Manteuffel übt, sehen im Vorbeigehen die Passanten hin und wieder durchs Fenster. Noch sind die Räume karg eingerichtet, zwei Stühle, ein Notenständer, in der Ecke eine Zimmerpalme.
Oelmann spielt bei einer regionalen Folkband. Bei etwa 80 Konzerten pro Jahr stehe er auf der Bühne. Seine Erfahrungen wolle er nun weitergeben. Auch die drei anderen Dozenten und Gründungsmitglieder der privat geführten Schule (Nico Schneider, Steffen Knaul und Alan Doherty) sind in verschiedenen Folkbands und Musikprojekten organisiert.
Neben Musiktheorie und Tonstudio-Training können die künftigen Musikschüler Oelmann zufolge zwischen elf verschiedenen Instrumenten wählen, darunter auch die Thüringer Waldzither. Angeboten werden Anfänger- bis Fortgeschrittenenkurse. Bei Alan Doherty könnten auf Wunsch auch Meisterkurse belegt werden, erzählt Oelmann.
Doherty, der in der Nähe von Dublin geboren wurde und seit einem Jahr in Halle lebt, unterrichtet den Angaben zufolge irische Flöten, Akustikgitarre, irische Rahmentrommel und Cajón. Als Flötist der Band Gráda ist er in der Folkszene bekannt. Zudem wirkte er beim Soundtrack zum Kinohit «Der Herr der Ringe»« mit, bei dem er die keltischen Flötenparts einspielte.
Schülerin beherrscht »Tobin´s Jig« nach Probestunde
Doherty meint, dass es viele Interessenten in Halle und Umgebung für den speziellen Musikstil gebe. Eine große Resonanz sei bei den Jam Sessions für irische und schottische Folkmusik in der Händelstadt zu spüren, die Doherty mit seinen Mitstreitern seit einiger Zeit regelmäßig organisiere. In Deutschland gebe es andere Musikschulen, die Folkmusik lehren, räumt er ein. Jedoch sei die neue Schule in Halle die erste Musikschule, die ausschließlich volkstümliche Musik unterrichte.
Unterdessen neigt sich die Probestunde auf der Fiddle für Antje Manteuffel dem Ende entgegen. Nach 45 Minuten beherrscht die 29-Jährige bereits den Einstieg des traditionellen irischen Tanzliedes »Tobin`s Jig«.