Was für ein Erfolg, die diesjährige Musikmesse. Über 400.000 Besucher allein in den zehn Hallen auf dem Messe-Gelände, noch mal eine Steigerung um gut zwanzig Prozent gegenüber dem Vorjahr. Zufriedene Aussteller schwärmen von Traum-Umsätzen.
Es hat sich ausgezahlt, den Messe-Termin ans Ende des gewöhnlich milden Monates Mai zu verlegen und die städtischen Institutionen konsequent in die kulturelle Gesamtkonfiguration des Ausstellungsgeschehens einzubinden: Frankfurts alte und neue Oper glänzten mit klug konfigurierten Extra-Spielplänen internationaler Spitzenklasse. Die Musikhochschule in engem Verbund mit der Ensemble-Akademie wirkte als eindrucksvolle Zukunfts-Werkstatt für Klänge und Visualisierungen aller Art auf höchstem Standard weit über Europas Grenzen hinaus.
Mit „School-Jam“ und „Jugend musiziert“ lieferten die Nachwuchs-Wettbewerbe vorzügliche Beispiele hoher individueller Musik-Qualifikation in Deutschland. Nicht zuletzt dank der seit drei Jahren intensiv betriebenen kulturellen Bildungs-Initiative aller vereinigten Musik-Verbände. „Frankfurt klingt“ hat an gesellschaftlicher und medialer Akzeptanz „Leipzig liest“ längst hinter sich gelassen. Kein Tag, an dem ARD und ZDF, aber auch die oft als flach gescholtenen „Privaten“, nicht wenigstens acht Stunden live berichteten.
Die Konzentration wichtiger Verbands-Treffen und Fach-Symposien auf die Messe-Woche ergab ungeahnte Synergien dank kurzer Kommunikationswege. Endlich hat auch die phonographische Wirtschaft Frankfurt als zweite Heimat entdeckt. Echo, The Dome, Grammy & Co. lockten allein an die dreißigtausend Fans in die Festhalle.
Überzeugend die logistischen Voraussetzungen: Konkurrenzlos günstige, zentral gelegene Hotels bei bestem Komfort in den aufgelassenen alten Banken-Türmen garantieren Unterkunft bei gepflegtem Wellness-Ambiente. Mit der Trans-Fair-Seilbahn vom Opernplatz, vom Bahnhof, vom Flughafen direkt in die Hallen – welch anderer Welt-Marktplatz böte soviel Effizienz und Komfort? Angemessen, dass Bundespräsidentin Gitta Connemann im Rahmen der UNESCO-Weltkonferenz zum Abschluss der Musikmesse 2012 die Ausnahmestellung der Main-Metropole als mondiale Kultur-Hauptstadt ausführlich würdigte.
Und: Vergessen die Zeiten, da Frankfurts Musikmesse mit dem kalten, kulturlosen, rein quantitativ orientierten Outfit einer blassen Life-Style-Exhibition daherkam und einen großen Teil ihres eigentlichen Zielpublikums verprellte: Menschen, die gern Musik machen, von Musik leben, Musik lieben. Vorbei das oberflächliche Geglitzer und Gewummer einer privilegiert positionierten Lärm-Hölle a la „Pro Light und Sound“, bestes Beispiel für das Verkommen einer inhaltsarmen Mono-„Kultur“.
Vorüber auch die allenfalls viertel-herzige Duldung wirklich musik-kultureller Veranstaltungen und Phänomene: Die relativ frischgebackene Messeleitung hat die Zeichen der Zeit erkannt. Wurde auch Zeit...