Die neue musikzeitung hat ihre interaktiven Tätigkeiten ausgeweitet. Mit dem Kulturinformationszentrum stellen wir die engagierte Diskussion in das Zentrum der Aktivitäten im Netz. An dieser Stelle können Fragen gestellt, Informationen verbreitet und die Arbeiten anderer kultureller Initiativen zur Darstellung gebracht werden.
Nachrichten aus der neuen musikzeitung 2005/10:
Auf dem Kamm geblasen: Popkomm 2005
Aussteller wie Veranstalter werten die diesjährige Popkomm als Erfolg. Branchentypisch bescheiden kündigt der Abschlussbericht Weichenstellungen an. Doch was ist passiert, seit die Labels und Vertriebe in der Krise sitzen? Personell wurde einfach umverteilt. Thomas M. Stein, ehemals BMG, sitzt jetzt mit der Stiftung Christliche Medien in einem Boot und fördert „Chirstliche und wertorientierte Künstler“. Jesus Christ Superstar? Irgendwie paradox. Und ändert sich dadurch die Poplandschaft? Natürlich nicht, sie wird ein Stück weit absurder. Groß angepriesen wurde der Einzug der Klassik auf der diesjährigen Popkomm. Hilary Hahn spielte und begeisterte zum Auftakt der Messe und verschwand schnell wieder hinter Housebeats und Double Bass. Ob „Crescendo“ angesichts der der noch starken Zurückhaltung von Klassiklabels wirklich von der Popkomm profitieren konnte, bleibt fraglich. Das Billig-Label „Flex Media“ verteilte fleißig so genannte Collector-Editions. Wenn sie schon immer wissen wollten, wie sich Mahler oder Beethoven auf einem Kamm geblasen anhören, sind diese schlecht komprimierten Sammlerboxen ein Geheimtipp! Trotz dieser Peinlichkeiten war die Entscheidung der Veranstalter, die Klassik aus ihrem verstaubten Keller zu holen, richtig. Niemand kann leugnen, dass die Popkomm für den deutschen Markt eine gute Plattform für konstruktive Gespräche zwischen Industrie und Indipendentszene bietet. Auch in Hinblick auf einen stärker international ausgerichteten Dialog, strecken die Veranstalter ihre Arme immer weiter aus. Es gibt technische Ansätze, die Musikmisere zu bekämpfen, inhaltlich sind Konzepte wie Musiktauschbörsen längst überholt. Die alten Herren Puppenspieler klammern an ihren Positionen und egal wie viele Bereiche geschlossen, egal wie viele Menschen entlassen werden, ändern wird sich erst dann etwas, wenn junges Denken, von Seiten der Verbraucher und der Produzenten, den Weg für einen neuen Wertedialog ebnet.
Johannes Radsack
Deutsche Orchester-Stiftung
In Berlin hat die Deutsche Orchester-Stiftung (DOS) ihre Arbeit aufgenommen. Sie ist die erste Stiftung in Deutschland, deren Zweck im Schutz und der Fortentwicklung der gesamten deutschen Orchesterlandschaft besteht. Zahlreiche deutsche Orchester erhalten Unterstützung von Spendern, Sponsoren und Freundeskreisen. Das finanzielle und ideelle Engagement musikbegeisterter Menschen gilt in der Regel dem Orchester „ihrer“ Stadt oder Region. Für die deutsche Orchesterkultur in ihrer Gänze gab es dagegen bislang kaum finanzielle Unterstützung. Um hier Abhilfe zu schaffen, wurde die Deutsche Orchester-Stiftung gegründet. Ihr Zweck ist die Förderung der Orchester- und Rundfunkchorkultur. Der Stiftungszweck wird verwirklicht durch Unterstützung und Förderung des Musikernachwuchses im Rahmen der professionellen Ausbildung für Orchester und Rundfunkchöre, etwa durch Zuschüsse für Arbeitsphasen des Bundesjugendorchesters sowie durch Unterstützung des Dirigentennachwuchses und die Förderung von Projekten der Kinder-, Jugend- und Publikumsarbeit von Orchestern, Musiktheatern und Rundfunkchören. Die Deutsche Orchester-Stiftung wird ehrenamtlich von einem fünfköpfigen Kuratorium geleitet: Peter Ruzicka, Susanne Litzel, Holger Bentert, Hartmut Karmeier und Gerald Mertens.
Nähere Informationen unter www.orchesterstiftung.de
Liedertage Weimar
„Schnittpunkt Bauhaus“ heißt in diesem Jahr das Thema von MelosLogos 2005, den vierten Poetischen Liedertagen in Weimar. Sie finden vom 11. bis zum 13. November statt, im Zentrum der Konzerte steht Arnold Schönberg, mit dessen zweitem Streichquartett das Iturriaga Quartett das Festival eröffnet. Ein Atelierkonzert mit Stefan Litwin am Klavier thematisiert das Bauhaus als Schnittpunkt für neue Entwicklungen in der Musikgeschichte und stellt ausgehend von Schönberg Josef Matthias Hauer vor. Weitere Künstler sind Anja Silja, Lev Vinocour und Niky Wolcz, die den Bogen vom Sprechgesang bis zu Liedern ohne Worte spannen. Infos: www.weimar-klassik.de
Musik der Jahrhunderte mit Helios StreichQuartett
Am 12. Oktober 2005 um 19 Uhr im Theaterhaus steht Musik für Streichquartett mit und ohne Elektronik im Mittelpunkt des 5. BEGINNER Konzerts: Das Helios StreichQuartett wird Kompositionen von George Crumb, Jens Joneleit und Steve Reich aufführen. Schülerinnen und Schüler aus der Oberstufe des Leibniz-Gymnasiums Feuerbach, des Elly-Heuß-Knapp Gymnasiums Bad Cannstatt und des Immanuel-Kant-Gymnasiums Leinfelden-Echterdingen moderieren das Programm. Sie präsentieren dabei, was sie zuvor in Workshops mit Ulrike Stortz und Scott Roller, Violinistin und Cellist im Helios StreichQuartett, und dem Komponisten Jens Joneleit erfahren und selbst in der Improvisation erprobt haben. Das Konzept der BEGINNER Konzerte, Schülerinnen und Schüler mit ihrer Moderation ungeübte wie erfahrene Hörer in ein zeitgenössisches Konzertprogramm einführen zu lassen, wurde bereits in der Saison 2004/2005 bei Musik der Jahrhunderte mehrmals erfolgreich umgesetzt. Mit dem Helios StreichQuartett wird nun ein Ensemble die Vorbereitungen und das BEGINNER Konzert gestalten, das seit 2001 nicht nur zeitgenössische Konzertprogramme und multimediale Performances konzipiert, sondern auch eine offene, kontinuierliche Improvisationsarbeit mit Jugendlichen entwickelt.
Nähere Informationen unter www.mdjstuttgart.de