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„Sounds No Walls“ – Lauter als Fußball: Jazz aus Südafrika

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Zeichen setzen: Dass die diesjährige Fußball-WM in Südafrika stattfinden wird, ist ganz gewiss kein Zufall. Die afrikanische Begeisterung für das Ballspiel ist legendär – und zwei Jahrzehnte nach dem gesellschaftlichen Um- und Aufbruch in Südafrika scheint die Zeit endlich gekommen, das Land in den Fokus des globalen Interesses und damit näher an die internationale Staatengemeinschaft zu rücken. In diesem Zusammenhang dürfte auch kaum überraschen, dass sich „Sound No Walls“, dieses vor genau einem Jahr erstmals zelebrierte Jazzfest, diesmal dem Schmelztiegel Südafrika widmet.

Bert Noglik, Jazzexperte und Kurator von „Sound No Walls“, startete im Vorjahr zum „Geschichtsforum 1989/2009“ mit dem Schwerpunkt Polen – zwanzig Jahre nach dem Fall des Eisernen Vorhangs zwischen Ost- und Westeuropa schien dies insbesondere mit dem widerspruchsvollen Geist des Jazz ein glücklich gewähltes Symbol. Nicht minder schlüssig ist die aktuelle Wahl, um vor der ersten Fußball-WM auf dem afrikanischen Kontinent sowohl die Wegbereiter der dortigen Jazzszene als auch die Spielarten der inzwischen nachgewachsenen Generationen zu präsentieren.

Anstelle des Deutschen Historischen Museums sind für „Sond No Walls“ diesmal attraktivere und dem Zielpublikum vertrautere Orte gefunden worden. Vom 20. bis zum 23. Mai wird die speziell arrangierte South Africa Jazz Connection den fortgeführten Untertitel des Festivals, „Friends & Neighbours in Jazz“, an traditionellen Spielstätten wie dem Kammermusiksaal der Philharmonie sowie dem Stilwerk-Forum und dem Quasimodo in Berlin klangvoll präsentieren. Noglik als Künstlerischem Leiter ist es erneut gelungen, die wesentlichen Vertreter des Gastlandes für sein Vorhaben zu begeistern und damit jene zu würdigen, für die Jazz unmittelbar Ausdruck von Freiheitswillen und nicht zu reglementierender Kreativität ist. Mit Abdullah Ibrahim (Dollar Brand), Hugh Masekela, Louis Moholo und Makaya Ntshoko werden die einstigen Ikonen bewusst emanzipierter Ausdrucksformen zu erleben sein. Allein deren musikalische Profilierung lässt im Rückblick nahezu die gesamte Jazzgeschichte erinnern – Widerstand, Selbstbestimmtheit, Formensuche seien als Stichworte genannt, aber auch Repression und Exil. Insbesondere Abdullah Ibrahim, der seine Heimat in der 1960-er Jahren verließ, sie aber nie abschütteln konnte, sondern mit seinem Können Kräfte zum Kampf gegen Apartheid lange Zeit auch aus dem Ausland mobilisierte, gilt als Jazz-Nehru. In dieser Form des Protests vielleicht noch einer Miriam Makeba vergleichbar. Er inspirierte damit freilich auch weiße Musiker wie etwa Irène Schweizer, die nun ebenfalls in Berlin zu Gast sein und die Verbindung von afrikanischen Roots, typischen Folklore-Einflüssen und europäischem Freejazz fortführen wird. Ein ewig widerständiger Wegbereiter packender Tonmaterialien ist und bleibt Archie Shepp, der mit seinem Quartett zu einem „Tribute to Africa“ erwartet wird und heute längst seinen Platz als Jahrhundertgestalt in der Szene beanspruchen darf.

Neben derart klangvollen Namen finden sich im klug arrangierten Programm der Saxofonist Zim Ngqawana, der zur Amtseinführung von Nelson Mandela 1994 sein auf 100 Mitstreitern bestehendes Orchester „Drums for Peace“ installierte. Mit der Saxofonistin und Band-Leaderin Shannon Mowday wird die erhabene Musikgeschichte in neuen Tönen fortgeschrieben, ebenso darf vom Bassisten Carlo Mombelli und seinem Ensemble „Prisoners of Strange“ eine sehr eigene Handschrift erhofft werden. Und sowieso alles Vorhandene tüchtig aufmischen dürfte die „Afro-European Percussion Night“, mit der das diesjährige Festival „Sounds No Walls“ schlagkräftig ausklingen wird.


 

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