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Eröffnet mit einem Vorab-Konzert die Dresdner Jazzwelten: Eric Truffaz. Foto: Jey Derathe
Eröffnet mit einem Vorab-Konzert die Dresdner Jazzwelten: Eric Truffaz. Foto: Jey Derathe
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Spannungsfelder – die Jazzwelten Dresden starten mit Vorab-Konzert von Eric Truffaz

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Das Prinzip Hoffnung lebt, auch in Dresden: Die dem avantgardistischen Jazz verschriebenen Macher des Jazzclub Neue Tonne e.V. setzen ihr Engagement sowie die Anstrengungen für das erst vor einer Handvoll Jahren ins Leben gerufene Festival „Jazzwelten“ auch unter erschwerten (Krisen-)Bedingungen fort. Der fünfte Jahrgang des klingenden und absichtsvoll in den Frühling gesetzten Festes steht durchaus im Zeichen von Rezession und schmelzenden Zuschüssen, zu hören sein soll das jedoch nicht! Ein Mollfestival ist also auch für 2009 nicht geplant.

Beim aktuellen Jahrgang werde an Werbung und bedauerlicherweise auch bei der Nachwuchsförderung gespart, so die Veranstalter vorab, nicht jedoch an hochkarätigen Konzerten. Bitter sei freilich, dass zeitgleich zum derzeit ohnehin noch zäher gewordenen Privatsponsoring auch diverse EU-Förderprogramme wegfallen. Doch als hervorragende Geste müsse anerkannt werden, dass Sachsens Kultusministerin dem Ende März (19. bis 29.3.) stattfindenden Unternehmen als Schirmherrin treu zu bleiben verspricht.

Den musikalischen Auftakt setzt äußerst namhaft schon vorab am 28. Februar der französische Trompeter Erik Truffaz. Als Unikat gilt der ja ohnehin, denn er (er-)findet seinen Zugang zum Jazz immer mal wieder vollkommen neu. Für Dresdens „Jazzwelten“ (und dann auch auf Tour) hat er das „Paris Projekt“ kreiert und kommt mal nicht mit seinem bekannten Quartett, sondern bringt den bislang eher bei Frankreichs Hip-Hop-Freunden bekannten Sly Johnson mit (nicht zu verwechseln mit dem amerikanischen Blues- und Soulinterpreten Syl J.).

Dies hoch artifizielle Aufeinandertreffen unterschiedsvoller Musikwelten gibt einen Vorgeschmack auf das diesjährige „Jazzwelten“-Motto „Spannungsfelder“, mit dem nach „Grenzgänge“ (2007) und „Zeitsprünge“ (2008) eine konzeptionelle Trias beschlossen wird.
Um stilistische und binnenästhetische Spannungen soll es gehen, so die jazzophilen Macher vorab, um die energiegeladene Voltaik, wie sie sich aus dem Mix von Jazz, Rock, folkloristischen und zeitgenössischen Momenten ergibt. Fortgesetzt wird damit das Bekenntnis der Neuen Tonne, sich auch weiterhin dem Jazz aus Osteuropa zu öffnen, dem der kleine Klub in Dresdens Neustadt eine Drehscheibe sein will.

Beim diesjährigen Festival „Jazzwelten“ dürfte sich da gewiss einiges drehen, wenn etwa die polnische Band „Fourth Floor“ zu Gitarre und Drums Vibraphone und Marimbas jeweils im Doppelpack auf die Bühne hievt. Grenzgänge sind mit Sicherheit auch bei „Gaia Cuatro“ zu erwarten, denn hier trifft argentinische Vollblutmusik auf japanische Traditionsfülle – ein mit Spannung zu erwartendes Deutschlanddebüt dieses internationalen Quartetts. Solch hochkarätigen Gäste gönnen die Veranstalter in Dresden respektvoll eine „Vorband“ und hoben ihre nunmehr 40. „Vocal Night“ – eine etablierte Reihe mit singenden Studiosi der Musikhochschule Carl Maria von Weber – ins selbe Eröffnungskonzert. Gesangsprofessorin Celine Rudolph jedoch wird für dieses Konzert am Frühlingsanfang etwas Spezielles ganz zum Thema „Spannungsfelder“ einstudieren.

Wesentlich rockiger dürfte es Tags drauf im Konzert von und mit „Univers Zero“ zugehen. Die Band aus Belgien zaubert mit seiner Musik der Extreme eine heftige Mixtur aus Avantgarde und Mittelalter in den Beatpol-Club. Selbstbewusst preisen die Initiatoren der „Jazzwelten“ neben allerlei Sachsen- und Deutschlandpremieren auch eine Weltpremiere an, mit der zugleich die Kooperation des Festivals mit ausgewählten Dresdner Lichtspielhäusern fortgesetzt wird. Zu Märchenfilmen aus tschechischen und DEFA-Studios improvisieren das Leipziger Trio „LU:V“ zusammen mit zwei Prager Künstlern, die Dresdnerin Ulrike Wicht zeigt zudem erstmals ihr Projekt „Der Teufel mit den drei goldenen Haaren“ als Flash-Animation, die als berührendes Hörerlebnis versprochen ist.

Auch die in ihrer Heimat seit mehr als dreißig Jahren als Kult geltende Gruppe „Fermáta“ aus der Slowakei bedient „Spannungsfelder“ und Drehscheibe gleichermaßen und dürfte hierzulande selbst manchem ausgewachsenen Jazzer noch ein Geheimtipp sein. Höchste Zeit, dies zu ändern! Dem sinfonisch angelegten Jazz der vier Künstler folgen mit deutlich mehr kammermusikalischen Bezügen das „Ecstasy Project“ und „Sing Sing Penelope“ aus Polen, ein abendfüllendes Doppelkonzert um den Drummer Pafal Gorzycki, der (sich) in beiden Formationen schlägt und es mit ihnen längst zu internationalem Ansehen gebracht hat.

Zum Abschluss der diesjährigen „Jazzwelten“ soll es Geläut geben, mithin „Spannungsfelder“ pur! Denn zum Glockenspiel des historischen Zwingers, das der wahrhaft als Europäer geltende John Wolf Brennan (Schweizerisch-irische Herkunft mit Wurzeln in Dresden) bedient, agiert der Alphornist Arkady Shilkloper. Derselbe wird abends dann im Tonne-Keller die international besetzte Fusion „Pago Libre“ pianistisch anführen, was durchaus blumige Burlesken des Jazz garantiert. Mit Rudresh Mahanthappa krönt schließlich einer der gegenwärtig gefragtesten und zudem in höchsten Tönen gepriesensten Altsaxofonisten das Dresdner Festival. Der indisch-amerikanische Künstler lotet „Spannungsfelder“ moderner Jazzentwicklung ebenso wie die überlieferter Musik aus der Heimat seiner Vorfahren aus und wird dafür sowie für seine brillante Spieltechnik heftig gefeiert.

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