Wir schreiben ungefähr das Jahr 40 nach Gretas Geburtstag. Ich versuche diese zeitliche Unschärfe, so gut ich kann, zu erläutern: Nach der vermutlich durch Liechtensteiner Banker finanzierten Entwicklung des C-Fraß-Virus durch monegassische Chemo-Spekulanten und die darauf folgende plötzliche Vernichtung aller globalen kohlenstoffbasierten Energiequellen (einschließlich der Diamanten!) entstand in den späten Dreißigern des Jahrhunderts nach damaliger Zählung weltweit ein Notstand, der durch den von Nordkorea versehentlich in Gang gesetzten Uranfraß noch verschärft wurde. Weder Wind-Dynamos noch Solarstrom, geschweige denn die weltweit spärlich vertretenen Wasserkraftwerke, konnten den Zusammenbruch der in Kraftlosigkeit erschlafften Industrie, geschweige denn der elektronischen Kommunikationsstrukturen, aufhalten. Rückfall in die Steinzeit? [Vorab aus Politik & Kultur 2021/7-8]
Gottlob hatten schon seit Beginn der zweiten Klimarettungswelle findige Tüftlerinnen und Tüftler unterschiedlicher Fachgebiete begonnen, Alternativen zu den schwindenden, luftverpestenden, hitzeerzeugenden fossilen Grundstoffen zu entwickeln. Schluss mit Diesel, Benzin, Kerosin etc. In den Orkus mit allen Formen von Kunststoffen auf der Basis dieser Materialien. Es waren Biologinnen und Biologen, Teams aus den Bereichen Kerbtierzählung, Neuro-Transmitter-Exploration und die Eiweiß-Ersatz-Forschungsabteilung von McDonalds und Tönnies, die gemeinsam nach Analyse des antiken Dokumentarfilmes „Soylent Green“ aus dem Jahr 1973 (Regie – Nomen est omen: Richard Fleischer) den rettenden Grundeinfall hatten. Ethische Grundthese: Was der Mensch durch Dummheit, Gier und falscher Wachstumsideologie auf diesem Planeten versaubeutelt hat, soll er, soweit überhaupt noch möglich, mit seiner eigenen dürftigen Substanz reparieren helfen. Paragraf 1!
Beispielsweise sorgte die McDonalds-Tönnies-Fraktion in der Verblichenenverwertung mit zunehmend geschmackvollen Varianten im „Soylent Green“-Style für die Schließung von Volksernährungslücken (dank der Aufbereitung von Nieren- und Blasensteinen wurden auch Vegetarier bedacht). Einen besonderen Schaden allerdings hatte jedwede sonstige Produktion und die notwendige Kommunikationsstruktur durch den Wegfall von Kunststoffen, gewissen Halbleiterpartikeln etc. und damit den Zusammenbruch der Chip-Produktion genommen. Ausgerechnet die Fraktion der Insektologen lieferte einen dem Paragrafen 1 angemessenen Lösungsansatz. Während einer (natürlich mechanisch betriebenen) mit uralten 78er-Platten musikalisch bestückten Grammofonparty aus Anlass des 50. Geburtstages von Professor Berd Bodenplatte, Spezialist für flügellose Kerbtiere und zu Studienbeginn wegen Überfüllung des Semesters zunächst für alte Sprachen eingeschrieben, rief dieser nach dem elften Glas Plasmawhisky plötzlich: Heureka! – und begann haltlos zu kichern.
Seine – rein naturwissenschaftlich ausgebildeten Kolleginnen und Kollegen, weder des Altgriechischen noch der Wissenschaftshistorie kundig, wollten ihm zu Hilfe eilen. Denn Bodenplatte war als Schluckspecht bekannt, der schon mal über die Stränge schlug. „Halt, nein, stopp, ihr Ignoranten“, rief er, „ich hab’s, den Stoff, aus dem die Chips der Zukunft sind. Es handelt sich um toll isolierende Läusekacke, die in wenigen, biologisch voll verantwortbaren Veredlungsschritten zu wunderbarem, vielseitigst einsetzbaren Schellack umgeformt wird.“
Und so entstanden statt Silicon Valleys jede Menge ökologisch einwandfreie Laus-Täler. Den Teams aus den Bereichen Hirn-und-Nerven-Forschung sowie Neuro-Transmitter-Exploration gelang – je nach Zustand und Restladung zugelieferter menschlicher Gehirne aus den bisherigen Minderfleisch-Containern der Tönnies-Werke – durch Exzerpte unterschiedlicher Hirnlappen, Verdrahtung und Konservierung in Schellack die Genese chipähnlicher, steuerbarer Schaltelemente aller Art. Manche (die etwas teureren) erhielten mögliche Mehrfachfunktionen und konnten in verschiedene – nennen wir es „Maschinen“ – eingebaut werden.
Dies ist der Moment, in dem ich wieder persönlich ins Spiel komme. Nicht wegen eines Hirn-, sondern wegen eines Herzschlages geriet ich im reifen Alter von fast 100 Jahren in die sinnvolle ökologische Zweitverwertung. Etliche überraschend kalkarme Teile meines Gedächtnisspeichers erwiesen sich als funktionsfähig. Und so wurde ich – besser meine Hirnlappen – solarstromgespeist und fest in Schellack verpackt in ein Selbstfahrer-Auto eingebaut. Nicht etwa um es zu steuern, vielmehr um Scheibenwischer und Schiebedach zu bedienen. Mein Pech: Die Motorsteuerung und Lenkung muss das bescheuerte Resthirn eines Formel-E-Piloten übernommen haben. Jedenfalls donnerte das Gefährt nach wenigen Kilometern mit erheblicher Geschwindigkeit gegen einen Baukran. Nächste Zwischenstation: Schrottplatz. Hier warte ich nun auf die berüchtigte große Presse. Aber vielleicht wird dann ja aus mir ein Mikrochip …
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Theo Geißler ist Herausgeber von Politik & Kultur
Taubenschiss – Die P&K Fake-News
Berlin: Bild-Blog-Chefredakteur Moritz Tschermak hat ein Problem mit der Arbeitsweise der Bild-Zeitung. Mit seinem Blog und einem Buch („Das Bild-Bilderbuch – tausend Nackedeis“) versucht er, die Defizite in der Berichterstattung des Boulevardblatts sichtbar zu machen. Dazu hat er letzte Woche auf die elektronische Druckplatte der Seite 1 ein vierspaltiges braun eingefärbtes Foto von Björn Höcke geschmuggelt mit der Unterzeile: „Der Führer nach Beginn des Russland-Feldzuges. Foto: Moritz Tschermak.“ Tags darauf erhielt er das Angebot, die Print-Bild-Chefredaktion zu übernehmen.
Budapest: Der ungarische Ministerpräsident Viktor Orbán hat eine Rücknahme des umstrittenen Gesetzes zur Einschränkung der Informationsrechte von Jugendlichen in Hinblick auf Homosexualität und Transsexualität ausgeschlossen. Das Gesetz sei bereits verkündet und in Kraft, sagte Orbán. Das in der vergangenen Woche vom ungarischen Parlament gebilligte Gesetz sieht unter anderem ein Verbot von Büchern, Filmen und anderen Inhaltsträgern vor, die Kindern und Jugendlichen zugänglich sind und in denen Sexualität dargestellt wird, die von der heterosexuellen abweicht. Orbán: „Ich finde Sexualität überhaupt schmutzig und werde sie verbieten. Meine Ehefrau habe ich vor der Geburt unserer vier Kinder kaum gesehen, nicht angerührt. Sie hat das allein dank Zellteilung geschafft.“
Wuppertal: Mit dem Programm „Digitale Performance“ fördert das NRW Kultursekretariat seit 2015 Projekte, die technologisch und narrativ digital ausgerichtet sind. Häufig fehlt Projekten im Bereich der Digitalität die notwendige eigene Logik, also eine besondere Dramaturgie. Angesichts der wachsenden Bedeutung digitaler Kultur sollen mit diesem Call weitere Anreize für neue Konzepte und Ideen gesetzt werden: Deshalb sind Performancekünstler eingeladen, das Potenzial von Erzähldramaturgien und Performance-Entwürfen, ganz oder teilweise im virtuellen Raum, mithilfe digitaler Devices zu erkunden. Voraussetzung: Besitz eines Metall-Detektors, eine Packung Papiertaschentücher zum Trocknen eventueller analoger Tränen und eine Narrativkapp. (Thg)