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nmz-Streaming-Empfehlungen vom 15.1. bis zum 21.1.2021
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Unübersehbar #35 – nmz-Streaming-Empfehlungen vom 15.1. bis zum 21.1.2021

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Kleine Fluchten, und wenn’s auch nur bis zur virtuellen Hotelbar reicht: Lassen Sie sich musikalisch à la Satie aufmöbeln, von Lehár umschmeicheln, von Schubert umsingen, von Debussy symbolistisch betören und klischeefrei in andere Kulturkreise entführen. Es ist unübersehbar Winter. Leise rieselt der Stream. [jmk]


15. Januar


Music for Hotel Bars – INTERIOUR SOUND DESIGN (Maritim Hotel Darmstadt)
Freitag, 15.1.2021, 20:00 Uhr
Live-Videostream als Zoom-Event; siehe auch die Website

Die Music für Hotelbars geht weiter, jetzt online. Ist schon komisch, ausgerechnet die Orte der Begegnung von manchmal mehr oder weniger Bekannten und Unbekannten sind jetzt regelmäßig ziemlich still. Kontakte gilt es zu vermeiden. Gar nicht schlecht da die Idee der Band Les Trucs, Erik Saties Konzept einer „Musique d’ameublement“ aufzunehmen. Die Veranstalter dazu: „Hierfür kreieren sie in ihrem Keller eine Hausbar mit illustren Gästen und überraschenden Momenten, an dem das Home Bar-Publikum per Video- und Tonschalte teilnehmen kann. Es beginnt ein ätherumgreifendes Spiel mit Synthesizern und Aufmerksamkeiten.“ Mit von der Partie sind Charlotte Simon, Frankfurt (Komposition, Performance), Toben Piel, Frankfurt (Komposition, Performance), Florian Mania, Frankfurt (Performance), Daniel Degeest, Frankfurt (Performance)…
Traditionell wird dazu ein sogenannter „Signature Drink“ gefertigt. Er trägt den Titel „Der letzte Drink“. Den kann man sich, vorausgesetzt man hat die Zutaten (1 Teil Havana Club, 3 Teile Limettensaft, Eis, Zitrone, mit Apfelsaft aufgefüllt, umgerührt und ausgetrunken), dann daheim nachbauen und im sicherlich hochinteraktiven und -expressiven Zoom-Event verknuspern. Historischer Ort: Das ehemalige Maritim Hotel Darmstadt ist nebenbei wohl auch das ehemalige (?) Festival-Hotel der Darmstädter Ferienkurse. Cheerio Miss Sophie.
[Martin Hufner]


15. und 20. Januar


Outernational: Transtraditional Concerts
Freitag, 15.1.2021, und Mittwoch, 20.1.2021, jeweils 19:00 Uhr
Konzertfilm bzw. Livestream via www.radialsystem.de

Eine „zeitgenössische, hybride, globale Musik, die sich aus unterschiedlichen Musiksprachen zusammensetzt“ steht im Fokus der von Elisa Erkelenz kuratierten Konzertreihe Outernational: Transtraditional Concerts. Die versteht das vielbeanspruchte Präfix „trans“ sowohl räumlich (zwischen den Kulturen) als auch zeitlich (zwischen Tradition und Gegenwart) und möchte Allgemeinplätze interkultureller Wahrnehmung zugunsten wirklicher Begegnungsräume auflösen. „Wie klingt eine Kunstmusik, die sich in Exil und Diaspora ihren multiplen, hybriden Einflüssen stellt? Wie lösen wir hörend Vorstellungen vom Eigenen und Fremden auf? Wie spiegeln Konzertprogramme eine offene Gesellschaft in ihrer Vielstimmigkeit?“ So und ähnlich lauten die Fragen, die im zweiten Konzert der Reihe von der palästinensischen Sängerin und Oudspielerin Kamilya Jubran und dem Schweizer Trompeter Werner Hasler (mit ihrem aktuellen Duo-Projekt „WA“) sowie dem aus Istanbul stammenden Musikers Cevdet Erek, ein Meister der arabischen Bass-Trommel Davul, aufgeworfen werden. Das ursprünglich für den 15. Dezember geplante Live-Programm wird nun am 15. Januar als Konzertfilm präsentiert und verspricht, Rhythmen aus dem nahen und mittleren Osten, technoide Beats und Renaissance- und Barock-Klänge zu fusionieren. Wie dies ohne schale Exotismen und Crossover-Klischees abgehen kann, wird die besonders zu erörternde Frage sein.
Die transkulturelle Konzertreihe wird diskursiv flankiert von den sogenannten Listening-Sessions, in denen politische, soziale und postkoloniale Fragestellungen live diskutiert werden. Am 20. Januar erörtern Prof. Dr. Naika Foroutan (Direktorin und Leiterin der Abteilung „Integrationsforschung und Gesellschaftspolitik“ am Berliner Institut für empirische Integrations- und Migrationsforschung) und die Sozialwissenschaftlerin Esra Küçük (Geschäftsführerin der Allianz Kulturstiftung) Fragen der postmigrantischen Gesellschaft.
[Dirk Wieschollek]


16. Januar


Ensemble Recherche: „Spotted: Hongkong“
Sonntag, 16.1.2021, 20:00 Uhr
Live-Videostream via Facebook

Die „Spotted“-Reihe des ensemble recherche geht weiter mit einem Blick nach Hongkong. Kuratiert wird das Konzert von dem Hongkong-chinesischen Komponisten Charles Kwong, der im Interview mit Clemens Thomas Auskunft gibt. Dort führt er unter anderem aus: „In diesem Programm versuche ich nicht, einen Überblick über die ‚zeitgenössische Musik Hongkongs‘ zu geben – weil das schlicht unmöglich ist. Ich stelle mehrere junge Komponist*innen aus meiner Generation vor, die meiner Meinung nach hohe künstlerische Qualitäten haben. Sie haben in ihrer jeweiligen Biographie eine unterschiedlich starke Verbindung zu Hongkong. Ich möchte daher nicht einen einheitlichen musikalischen Eindruck von Hongkong heraufbeschwören, sondern im Programm, so hoffe ich, die unverwechselbaren Persönlichkeiten vorstellen, die eine ähnliche Herkunft teilen. Daher ist weder eine ‚süßsauer-Pentatonik‘ noch eine orientalische Textur zu befürchten, stattdessen kann Hongkong vielfältig und einfallsreich gehört werden.“
Das Programm im einzelnen:
Hui Tak-Cheung: Water Album #2 On the petal (für Flöte, Klarinette, Percussion, Violine und Cello)
Daniel Lo: Forking Paths (Uraufführung) (für Bläsertrio, written for Ensemble Recherche)
Tonia Ko: Highwire (für Oboe und Elektronik)
Charles Kwong: Forest gazes into you (für Piano trio, Uraufführung der überarbeiteten Version 2020)
DJ Sniff feat. Klaus Steffes-Holländer und Christian Dierstein: The safest place in Hongkong and three letters for Freiburg – Improvisation zu einer Vinyl Disc von DJ Sniff
[Juan Martin Koch]


Ab 18. Januar


Oper Genf: Claude Debussy – „Pélleas et Mélisande“
Live-Videostream am Montag, 18.1.2021, 19:30 Uhr, über die Theaterwebseite; später als Video on demand via OperaVision und RTS Fernsehen

Jeder Intendant nimmt seine Vorlieben mit, wenn er an ein anderes Haus geht. Wenn es sich machen lässt, vor allem besonders gelungene Inszenierungen. Der Intendant des  Grand Théâtre de Genève Aviel Cahn hat da nicht nur etliche Produktionen aus seinem Jahrzehnt als Chef der Flämischen Oper zur Auswahl, sondern schon als Koproduktionen „im Kasten“. Die Inszenierung von Debussys „Pelléas et Mélisande“, für die er vor zwei Jahren Sidi Larbi Cherkaoui und Damien Jalet mit der Allroundkünstlerin Marina Abramović in Antwerpen zusammengespannt hat, war ohnehin eine Koproduktion mit Les Théâtres de la Ville de Luxembourg, L’Opéra national du Rhin Strasbourg, GöteborgsOperan & Grand Théâtre de Genève. Auch den Spielplan in Genf hätte dieses gelungene Gesamtkunstwerk der besonderen Art geziert.
In Antwerpen war Alejo Pérez der Dirigent. In Genf wird Jonathan Nott den Orchesterpart übernehmen und am 18. Januar, dem Tag der eigentlich geplanten Premiere den Taktstock heben. Diese Vorstellung ohne Zuschauer im Saal wird zunächst live auf GTG Digital und RTS Play übertragen und ist dann ab 19. Februar auf der Streaming-Plattform Opera Vision abrufbar.
Wie schon in Antwerpen werden die Norwegerin Mari Eriksmoen und der Südafrikaner Jacques Imbrailo die Titelpartien Mélisande und Pelléas übernehmen und der Brite Leigh Melrose Golaud interpretieren. Sie dürften nicht nur ihre Erfahrung, sondern auch den Geist der eindrucksvollen Premiere mit in die Schweiz bringen.
Es ist eine Produktion, bei der nicht nur die prominenten Namen funkeln, sondern das Gesamtresultat auch den damit verbundenen Erwartungen entspricht. Sowohl der belgische Starchoreograph mit marokkanischen Wurzeln Sidi Larbi Cherkaoui, als auch die international renommierte Performance-Koryphäe Marina Abramović und die in Belgien ziemlich prominente Modeschöpferin Iris van Herpen waren nicht nur in Hochform, sondern erwiesen sich als Teamplayer. Hinzu kommt an der Seite von Cherkaoui Damien Jalet ist für Regie und Choreographie.
In Verbindung mit der Raumgestaltung von Abramović liefern auch die Videos von Marco Brasilia ihren Beitrag mit den Blicken in die Weite der Unendlichkeit, samt einem faszinierenden Spiel der Planeten und nach Innen. Nicht zuletzt deshalb vermag die Riesenscheibe, die sich von Zeit zu Zeit aus dem Schnürboden herabsenkt, ihre Magie zu entfalten.
In der Premiere in Antwerpen jedenfalls begeisterte dieses Gesamtkunstwerk durchweg. Nicht nur der Beitrag von Abramović, sondern auch die Virtuosität mit der die Choreographie Bewegung aus Musik ableitet fügen sich zu einem organischen Ganzen und machen auf einzigartige Weise sichtbar, was man ohnehin hört. Man darf gespannt sein, ob sich dieser Zauber auch am Bildschirm einstellt.
[Joachim Lange]

Bayerische Staatsoper: Franz Lehár: „Schön ist die Welt“
Montag, 18.1.2021, 20.15 Uhr (kostenloser Live-Videostream) und Video on demand ab Mittwoch, 20.1.2021, 19.00 Uhr (Preis: 9,90 Euro) via Staatsoper TV

Ein Prinz, eine Prinzessin und eine Berghütte. Mehr braucht es nicht zum originellen Operettenglück. In dieser Leháriade ließ sich der erfolgsverwöhnte Komponist 1930 für Richard Tauber und Gitta Alpár etwas ganz Besonderes einfallen: Ein langer Mittelakt mit niemand als einer Frau und einem Mann, die sich näherkommen, so dass am Ende das Operetten-Märchen von Zweckheirat plus Liebeszauber wahr werden kann. Natürlich unter rauschhafter Musik und einem standes- wie gattungsgemäß passendem Hauptduo wie Julia Kleiter und Sebastian Kohlhepp.
Seit Menschengedenken ist da, abgesehen von der „Fledermaus“, die erste Operette auf der Bühne des Münchner Nationaltheaters . Operettensachen kommen in München sonst eher am Gärtnerplatz oder manchmal mit dem Münchner Rundfunkorchester wie im Lehár-Zyklus unter Ulf Schirmer. Die Winteroperette der Bayerischen Staatsoper wird angerichtet nach dem Rezept der Weihnachtsoperetten an der Komischen Oper Berlin. Ein charakteristischer Sprecher (man kennt und bewundert Max Hopp zum Beispiel in „Eine Frau, die weiß was sie will“ neben Dagmar Manzel) führt durch das Geschehen im Grand-Hotel und in den Alpen. Eine rassige Primaballerina spinnt auch ihre Fäden, hat allerdings wenig Interesse an Almrausch und Edelweiß.
[Roland H. Dippel]


18. bis 24. Januar 2021


Schubert-Woche im Pierre Boulez Saal
Live-Videostreams auf der Saalwebseite

Während der Schubert-Woche geht es nicht nur um das berühmte Liedrepertoire Schuberts, sondern auch um junge Gesangstalente, eine Auseinandersetzung und ein ins Gespräch kommen über den romantischen Komponisten. Initiiert ist das kleine Festival von dem amerikanischen Bariton Thomas Hampson. Insgesamt wechseln sich in sieben Konzerten Sänger*innen am Anfang ihrer internationalen Karrieren mit bereits fest in der Kulturlandschaft etablierten Sänger*innen ab. An jedes Konzert schließt sich eine interaktive Gesprächsrunde an. Eröffnet wird die Schubert-Woche mit einem Gespräch zwischen Hampson, dem Pianisten Hartmut Höll und dem Publizisten Friedrich Dieckmann über Schubert und seine Zeit.  Darüber hinaus gibt es einen zweitägigen Workshop mit Stipendiat*innen der Lied-Akademie des Internationalen Liedzentrums Heidelberg unter Hampsons Leitung, dem auch das Publikum beiwohnen darf. Die Ergebnisse werden dann in einem Abschlusskonzert am Sonntagnachmittag präsentiert. Beschlossen wird die Woche dieses Jahr mit einem Konzert der Sängerin Katharina Konradi, die 2019 in Bayreuth debütierte, und ihrem Partner am Piano Eric Schneider.
[Juana Zimmermann]

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