Heute wurde im Rahmen der Musikmesse in Frankfurt der Musik-Gordi an den Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg verliehen. In ihren Laudationes machten der Herausgeber der neuen musikzeitung, Theo Geißler, und der Generalsekretär des Deutschen Musikrates, Christian Höppner, deutlich, dass der Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg auf dem besten Weg sei, sein Land kulturell ausbluten zu lassen.
Dazu gehöre ebenso die Untätigkeit, sich gegen die Fusion zweier einzigartiger Orchester zu stemmen sowie die ohnmächtigen Versuche, Pläne zur Veränderung der Musikhochschullandschaft in Baden-Württemberg, zu realisieren. Christian Höppner, das war die Überraschung der Veranstaltung, zitierte aus einem tagesaktuellen Brief, den der Ministerpräsident an den Deutschen Musikrat anlässlich der Verleihung verfassen ließ. Darin hieß es, dass man die Fusion der beiden SWR-Orchester für falsch halte. Die Hoffnung, dass diesen Worten Taten folgen, hielten Höppner und Geißler aber für äußerst gering.
Wie sehr die Politik offenbar schon früher in die angeblich unabhängigen Strukturen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks eingegriffen hat, hat in der gestrigen Ausgabe der Badischen Zeitung der Kabarettist Matthias Deutschmann öffentlich gemacht. Er spricht damit aus, was unter der Hand schon längst vermutet wurde. Den Anstoß für die Entscheidung des Intendanten des SWR, Peter Boudgoust, hatte nämlich bereits vor zwei Jahren die Politik gegeben, in Person des damaligen Ministerpräsidenten von Rheinland-Pfalz Georg Beck, der 2012 den Vorsitz der Rundfunkkommission innehatte. Deutschmann schreibt in der Badischen Zeitung:
„Am 29. Juni 2012, als der Rundfunkrat über die Fusion beriet, gab Verwaltungsdirektor Viktor von Oertzen den Räten eine kleine Entscheidungshilfe: ‚Der Vorsitzende der Rundfunkkommission, der Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz‘, so der Protokollant, ‚habe noch im Januar gefordert, die Zahl der Rundfunkorchester zu reduzieren. Auch andere Politiker verlangten Ähnliches. Reagiere der SWR auf solche Aussagen nicht, sehe die Politik wohl keinen Anlass, den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten zusätzliche Finanzmittel zur Verfügung zu stellen.‘ Im Klartext: Löst das SWR-Sinfonieorchester auf, dann gibt es mehr Geld für Katzenberger & Co. Der Impuls zur Abwicklung des SWR-Sinfonieorchesters kam also aus Rheinland-Pfalz, und zwar vom damaligen Ministerpräsidenten, ‚König‘ Kurt Beck, der den Vorsitz in der Rundfunkkommission innehatte“ [http://www.badische-zeitung.de/freiburg/wie-die-politik-die-fusion-der-swr-orchester-forciert-hat--81779696.html]
Das wirft ein recht eigenartiges Licht auf das Verhältnis zwischen Politik und öffentlich-rechtlichem Rundfunk. Vielleicht kann die Politik den unbotmäßigen Eingriff durch einen zweiten, rückgängigmachenden, heilen.