Unter dem Stichwort „Orientierungen. Wege im Pluralismus der Gegenwartsmusik“ sucht die diesjährige Frühjahrstagung des Darmstädter Instituts für Neue Musik und Musikerziehung (INMM) in der Darmstädter Akademie für Tonkunst nach einer umfassenden Standortbestimmung der Gegenwartsmusik und zugleich nach Möglichkeiten ihrer schlüssigen Vermittlung. Es sollen Perspektiven und Erfahrungsmöglichkeiten diskutiert werden, die dazu angetan sein könnten, aus einem von Beliebigkeit geprägten Pluralismus herauszuführen, denkbare Wege im Dickicht der durch Jürgen Habermas zum Schlagwort gewordenen „Neuen Unübersichtlichkeit“ unserer Gegenwartskultur.
Die Tagung, die im Kern aus sechs untereinander vernetzten Themenblöcken sowie eng darauf bezogenen Konzerten besteht, beginnt mit generellen ästhetisch-philosophischen Überlegungen. In einem der Schwerpunkte geht es dann um die für die Musik der Gegenwart überaus wichtige Frage nach interkulturellen Perspektiven, in einem zweiten um die Vielfalt mikrotonaler Ansätze. Fortgesetzt werden die Themenakzente mit der Frage nach originellen oder bewusst distanzierten Formen des Umgangs mit der Tradition – bis hin zu Phänomenen der Klangkunst – sowie mit Erörterungen von Grenzüberschreitungen zu Pop- oder Rock- und Improvisationsmusik. Einer der sechs Themenblöcke gilt der Musik von Hans Zender, der als Komponist „pluralistischer“ Werke sowohl interkulturelle als auch mikrotonale Perspektiven auslotet und noch dazu als Persönlichkeit gelten kann, die an vielen wichtigen Diskussionen zur Gegenwartsmusik substantiell beteiligt ist.
Neben verschiedenen namhaften Komponisten und Philosophen werden Musikwissenschaftler und Musikpädagogen aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Frankreich zu den Referenten zählen. Die Komponisten werden zugleich auch in den Konzerten mit neueren Werken vorgestellt. Wichtig ist bei dieser Veranstaltung ohnehin in besonderem Maße die Vernetzung zwischen theoretischen und praktischen Akzenten, gerade das macht seit vielen Jahren den besonderen Reiz der Tagung aus. Neben den Vorträgen, Diskussionen und Konzerten gibt es zudem einige Workshops und Erprobungen von Praxismodellen. Die Workshops, deren Ergebnisse punktuell am Schluss der Tagung präsentiert werden, umfassen diesmal unter anderem die Projekte „Vocal Adventures“ und „Trommeln für Anfänger“ sowie die Auseinandersetzung mit außereuropäischen und mit mikrotonal gestimmten Instrumenten, außerdem in einer „Kinder-Uni“ Veranstaltungen zum Tagungsthema speziell für Kinder und Jugendliche. Der Tagung vorangestellt ist, wie schon in den Jahren zuvor, eine „Stadtmusik“. Dabei wird das Tagungsthema in Kooperationen im Darmstädter Umfeld durch verschiedene Aktivitäten – von der Klanginstallation bis hin zur musiktheatralischen Aufführung – konkretisiert und der Darmstädter Öffentlichkeit die Möglichkeit geboten, sich mit der Relevanz zeitgenössischer Musik und ihrer Vermittlung vertraut zu machen. Die Veranstaltung insgesamt möchte ästhetische Akzentsetzungen präsentieren, die Wesentliches über unsere Gegenwart aussagen – und damit Orientierungen erleichtern. Infos zum Programm unter www.neue-musik.org oder unter Tel. 06151/466 67.